LEXIKA
AUS: Austerlitz
AW: Die Ausgewanderten
BU: Beschreibung des Unglücks
CS: Campo Santo
LL: Logis in einem Landhaus
LK: Luftkrieg und Literatur
LW: Über das Land und das Wasser
NN: Nach der Natur
RS: Die Ringe des Saturn
SG: Schwindel.Gefühle
UH: Unheimliche Heimat
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
wgsebald.de       Lexikon G
Gadarener [RS 85f]
Im Markusevangelium (5, 17-19) bitten die Gadarener, Jesus möge aus ihrer Gegend weichen. Er hatte einen Besessenen geheilt, der die ganze Gegend unsicher machte, aber die ausfahrenden Dämonen hatten die ganze große Sauherde der Gadarener in den See gejagt und ertränkt.


Gaden [AUS 193]
Bei Schweizer und süddeutschen Wohntürmen spricht man von Gaden oder Obergaden („Oberstübchen“), wenn der Wohnturm einen meist ein-, manchmal auch zweistöckigen Aufbau aufweist. In der Regel ragt der hölzerne Obergaden über das letzte gemauerte Stockwerk hinaus.
Auch in der mehrschiffigen Basilika bezeichnet man die Mauer des Mittelschiffs mit ihren Fenstern als Gaden oder Obergaden.


Galizien [AUS 245]
Landschaft in der heutigen Westukraine (Ostgalizien) und im heutigen Südpolen (Westgalizien). 1772 an das Haus Österreich gelangt, 1804 Bestandteil des Kaisertums Österreich. 1867 bis 1918 als Königreich Galizien und Lodomerien Kronland im Cisleithanischen (österreichischen) Teil Österreich-Ungarns.




Ende WK I. Österreich-Ungarn aufgelöst: Galizien 1918 aus der Monarchie ausgeschieden; die dominanten polnischen Politiker erklären das ganze ehemalige Kronland zum Teil des neuen polnischen Staates. Demgegenüber beanspruchen Ukrainer den östlichen Teil Galiziens. Ende 1918 in Lemberg, das selbst polnische Bevölkerungsmehrheit hat, aber in ukrainisch besiedeltem Gebiet liegt, die Westukrainische Volksrepublik ausgerufen. Diese kann sich gegen die einmarschierende polnische Armee im polnisch-ukrainischen Krieg nicht halten, so dass auch Ostgalizien im Mai 1919 polnisch wird.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges das Gebiet vorerst zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt. Westgalizien Bestandteil des Generalgouvernements, während die Sowjetunion Ostgalizien an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik anschließt. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion Ostgalizien in das Generalgouvernement eingegliedert.
Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941 bedeutet das grausame Ende jedes jüdischen Lebens in Galizien. In den bereits 1939 von deutschen Tmppen besetzten polnischen Gebieten setzt die Repression und Verfolgung der Juden entsprechend früher ein. Sogleich nach der Eroberung der Ukraine werden in Ost-Galizien Zehntausende Juden ermordet, wobei sich an den Pogromen Ukrainer aktiv beteiligen.
Internationaler Militärgerichtshof gegen die Hauptkriegsverbrecher:
In Lemberg und Umgebung rotteten die Deutschen ungefähr 700 000 Juden aus, im jüdischen Ghetto wurden zwischen dem 7. September 1941 und dem 6. Juli 1943 mehr als 133 000 Personen gefoltert und erschossen. Massenerschießungen von Einwohnern erfolgten in den Vororten der Stadt und im Wald von Livenitz.
Die Verbrechen der deutschen Wehrmacht, die von der ukrainischen Hilfspolizei tatkräftig unterstützt wird, in den Jahren 1941-1945 vernichten alles, was an die einst blühende und dominante Zeit des galizischen Judentums erinnerte. Übrig geblieben sind wenige Überlebende des Holocaust und einige steinerne Zeugen, etwa der alte jüdische Friedhof und die zerfallene, heute in einem äußerst schlechten Zustand befindliche Synagoge von Brodv.


Gama [NN 50]
sagenhaftes Land. Louis De l'Isle de la Croyère hatte Berings (Zweite Kamtschatka-Expedition ) Offizieren auf einem 1741 abgehaltenen Vorbereitungstreffen eine Karte seines Bruders präsentiert, in der die Lage dieses legendären Landes eingezeichnet war (als "Terre de la Comagnie")

Am 29. Mai 1741 stachen das Flaggschiff St. Peter unter dem Kommando von Vitus Bering und die St. Paul unter dem Befehl von Alexei Tschirikow von Petropawlowsk aus in See und nahmen Kurs Ost-Südost, um das legendäre „Joao-da-Gama-Land“ zu suchen. Tatsächlich mit „Joao-da-Gama-Land“ wohl Inselgruppe der Kurilen gemeint. Bering und Tschirikow bis Mitte Juni ohne Aussicht auf Erfolg südwärts gesegelt.


Gansù [RS 176]
Kansu. Provinz in China 25 Mill. Einwohner 1781-84 und 1862-1877 erhoben sich die Hui-Muslime vergeblich gegen die chinesische Herrschaft. Die relativ unterentwickelte Region Zentrum von starken Ansiedelungen von Moslems; von den Han-Chinesen mit Missgunst betrachtet, gewaltige Unruhen der Moslems, weite Teile der Region verwüstet. Die Rebellionen blutig unterdrückt, gehen bis 1895 weiter; Resultat: Dezimierung der moslemischen Bevölkerung


Gare d'Austerlitz [AUS 406ff]
einer der sechs Kopfbahnhöfe von Paris im 13. Arrondissement am linken Seineufer. Name nach dem Austragungsort der Dreikaiserschlacht vom 2. Dezember 1805, der Stadt Austerlitz, wo Napoléon Bonaparte siegreich gegen die zahlenmäßig überlegenen österreichisch-russischen Truppen zu Felde zog. 1840 auf Grund der Eröffnung der Strecke Paris–Corbeil erster Bahnhof an dieser Stelle, 1846 vergrößert (Strecke 1843 bis Orléans verlängert). Zwischen 1862 und 1870 neu errichtet. Die neue Bahnhofshalle aus Metall hat eine für die Bauzeit beachtliche Spannweite von 51,5 m und ist 280 m lang (während der Belagerung von Paris 1870 zur Herstellung von Heißluftballons genutzt).
1900 bestehende Bahnlinie von der "Compagnie du Chemin de fer de Paris à Orléans (PO)" in Richtung des Pariser Stadtzentrums verlängert, Gare d'Orsay das neue Ende der Verbindung. Seit Inbetriebnahme des TGV Atlantique hat der Bahnhof den größten Teil der Fernzugverbindungen in Richtung Süd-Westen an den Gare Montparnasse verloren. Neben Zügen der SNCF verkehren am Gare d'Austerlitz die Métro-Linien 05 und 10 sowie die RER-Linie C.
siehe auch und


Gardasee [SG 27]



Garneys [RS 41]
siehe


Garrad, Alec [RS 288ff]

1931 - 2010, Laienprediger. Seit 30 Jahren baut er am Modell des Herodes im Maßstab 1: 100, das auf den Forschungen von Dr. Leen Ritmeyer (The Quest 1933) beruht, auf einer Fläche von 3,6 mal 6 m. Jeden einzelnen Lehmbaustein hat G. handgebacken und bemalt und dazu 4 000 winzige menschliche Figuren (jeweils korrekt nach der damaligen Mode gekleidet, einschließlich 32 Jesus-Versionen) gefertigt, die die Vorhöfe bevölkern. Historiker halten das Modell für das autentischste des jüdischen Tempels, den vor 2000 Jahren die Römer zerstörten und ein bedeutendes Bauwerk der damaligen Welt war. Der Schöpfer des Modells, das er in den 40er Jahren begann, sagt, sein Meisterwerk werde zu seinen Lebzeiten nicht vollendet.






Später ist G. von Moat Farm weggezogen, wo ihn der Ich-Erzähler besucht.


Siehe auch

Werk: The Splendor of the Temple


Garten des Cyrus [RS 30ff]
von Thomas Browne (1658) The Garden of Cyrus. Or, The Quincunciall, Lozenge, or Net-work Plantations of the Ancients, Artificially, Na-turally, Mystically Considered. By Thomas Browne, D. of Physick. Printed in the Year 1658 [Der Garten des Cyrus. Oder, die Quincunx-, Rhombus- oder Netzwerkpflanzungen der Alten, künstlich, natürlich, mystisch beschaut. Von Thomas Browne, Doktor der Medizin. Gedruckt im Jahr 1658] dazu siehe
Text
Cyrus=Kyros II. (ca. 585 bis 529 v. Chr.) auch Kyros der Große, regiert Persien von etwa 559 bis 529 v. Chr. Nach seinem Tod als idealer König legendenhaft verklärt, von den Griechen übernommen, durch Darstellung in der Bibel als religiös toleranter Regent verstärkt. Die schon bei Herodot teilweise übernommenen ausschmückenden Elemente entwickeln sich später noch ausgeprägter, insbesondere bei Xenophon. Wie der von Browne in den Titel gerückte Garten des Kyros tatsächlich ausgesehen hat, ist nicht bekannt. In der Dialogsammlung "Oikonomikos" läßt er Sokrates berichten, Kyros habe überall in den eroberten Gebieten Gärten errichten lassen, die man Paradiese nennet, worinnen alles zu finden, was Schönes und Vortreffliches die Erde hervorbringen mag. Besonders in den "zu Sardis gelegenen Gärten sei alles in so gleicher Zierlichkeit eingerichtet und es falle auf, wie die Ordnungen der Bäume in den Gängen so gerade und die Winkel allenthalben so regelmäßig seien." Die so beschworene Ordnung ist der Quincus; dazu siehe


Gazettino [SG 65, 93]
Il Gazzettino, italienische täglich erscheinende Regionalzeitung in den norditalienischen Regionen Venetien und Friaul-Julisch Venetien, nach Verbreitungszahl auf dem achten Platz unter den italienischen Tageszeitungen, wichtigste im Triveneto. Bestehen aus National-, Regional- und spezifischem Lokalteil. Der Montagsausgabe liegt Sportbeilage Ognisport bei. Caltagirone im Besitz von 67,21% der Verlagsaktien.


Gebweiler [NN 92]
Lage siehe


gedichta r aus bradnsee [UH 15]
Untertitel von "med ana schwoazzn dintn" von H. Chr. Artmann Artmann dichtet im Sprachkostüm des Barock (u.a. Von den Husaren und anderen Seiltänzern, 1959) und in der Tracht des Wiener Dialekts (u.a. med ana schwoazzn dintn, 1958, sein erster großer Erfolg), bedient sich des Edda-Stoffes (Die Heimholung des Hammers, 1977) wie der gängigen Grusel- und Horror-Requisiten (u.a. dracula dracula, 1966), verfügt über Kasperltheater und soap opera, pop art und comic strip; er übersetzt/adaptiert (auch das kann man kaum trennen) jiddische Sprichwörter und lappische Mythen und bleibt dabei unverkennbar "H. C. Artmann, den man auch John Adderley Bancroft alias Lord Lister alias David Blennerhast alias Mortimer Grizzleywood de Vere & c. & c. nennt!"
Die Gedichte "med ana schwoazzn dintn" sind keine typischen Dialektgedichte, sie sind nur in der Wiener Mundart geschrieben, weil sie die Inhalte besser beschreiben kann und weil den Dichter schon immer das Experimentieren mit der Sprache reizte. Interessant ist allerdings, daß er diese Mundart mit dem normalen Alphabet, sogar reduziert um das v, ausdrückt, obwohl es im Wiener Dialekt mehr als zwanzig gesprochene Vokale gäbe. Für den Leser ist es auf jeden Fall weit einfacher, wenn er sich mit keinen neuen Schriftzeichen abgeben muß, allerdings ist es nicht unbedingt das leichteste, die entstehenden Wörter zu entziffern, die zum Beispiel "da gristoezuka", "de gebuazzdoxkinda r iwa r ochzk" oder "en naboleaun seine goidan odla" heißen.


Geiselbrüder [NN 12]
Flagellanten (lat. Flagellantes = Geißler, Geißelbrüder, Flegler, Bengler oder Geiselbrüder), Bruderschaft des 13.–15. Jahrh., die durch Geißelung des Körpers (wegen 1. Kor. 9,23) Sündenvergebung zu erwerben glaubt. Geißelung gilt im Mittelalter als vorzügliches Buß- und Gnadenmittel. Erste Geißlerfahrten in Italien zur Zeit der Guelfen und Ghibellinen. Seit 1260 ziehen Männer und Weiber aller Stände und jeden Alters, die Priester mit Kreuzen und Fahnen voran, selbst im strengsten Winter bis zum Gürtel nackend, durch die Straßen der Städte in Prozession umher und peitschten sich unter Seufzen bis aufs Blut, einige selbst über die Alpen. Als der Schwarze Tod (Pest)1348 aus Asien durch Europa zieht, wird auch in Deutschland die Geißelwut durch jenes vermeintliche göttliche Strafgericht überall geweckt. Rund ein Drittel der Bevölkerung Mitteleuropas fällt binnen drei Jahren der "Geißel Gottes" zum Opfer. Am verheerendsten wirkt sich die Seuche in den dicht bevölkerten Städten aus - allein in Frankfurt sterben in der zweiten Jahreshälfte 1349 rund 2.000 Menschen. "Geiselbrüder" suchen die Schuld an der Pest auch in der Duldung der Juden . In dem Pogrom der "Zweiten Judenschlacht" werden die Frankfurter Juden vertrieben und vernichtet, die sich nach dem Pogrom der "Ersten Judenschlacht" (1241) erneut in Frankfurt angesiedelt hatten. In Straßburg, Magdeburg, Speyer usw.. bilden sich Geißlergesellschaften. Kreuz und Fahne voran, ziehen diese Geißler von Dorf zu Dorf, überall mit Glockengeläute empfangen und lawinenartig wachsend. Zweimal täglich büßen sie, indem sie sich unter eigens dazu geschaffenen geistlichen Gesängen (Leisen) bis aufs Blut geißelten. Sie verbreiten sich über ganz Deutschland, Holland, Belgien, England, Schweden, die Schweiz und Frankreich.


Gelobtes Land [AUS 244]
(von „geloben” bzw. „versprechen”) Bezeichnung in der Sprache Martin Luther des Landes Kanaan, das Gott (Genesis 13,14f) Abraham für seine Nachkommen auf ewig verspricht (modern: „Land der Verheißung”.
Die biblische Landverheißung neben dem Antisemitismus das entscheidende Motiv für die jüdische Siedlung in Palästina seit dem 19. Jahrhundert und die Neugründung des Staates Israel 1948 auf der Grundlage des Zionismus. Die religiöse Vorstellung vom Verheißungsland (engl. promised land) auch bei der europäischen Kolonisation Nordamerikas, Südafrikas und anderer außereuropäischer Gebiete wirksam.


Genappe [LW 14]



Genesius-Rhode [LW 14]



Sint-Genesius-Rode (französisch: Rhode-Saint-Genèse), Fazilitäten-Gemeinde in der belgischen Provinz Flämisch-Brabant. Spielt im belgischen Sprachenstreit eine besondere Rolle, einzige der sechs Fazilitätengemeinden in der Umgebung Brüssels, die sowohl an die Region Brüssel-Hauptstadt als auch an die Wallonische Region grenzt. Eingliederung dieser Gemeinde nach Brüssel würde eine geografische Verbindung zwischen Wallonien und Brüssel herstellen. Ursprünglich mehrheitlich flämischsprachige Gemeinde, heute mit steigender Tendenz zu etwa zwei Dritteln francophon. Durch verschiedene Maßnahmen versucht die flämische Provinzverwaltung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.


Genewein, Walter [AW 353, 355]

* Saalfelden 1901 + Salzburg 1974 Österreicher, Katholik, Leiter der Finanzverwaltung, Oberbuchhalter im Ghetto Litzmannstadt/Lodz 1933 Eintritt in NSDAP, arbeitet im Ghetto von 1940 bis zur Auflösung 1945. 1947 angeklagt vor österr. Volksgericht. Die jüdische Bevölkerung war zu Tode gehungert, durch Arbeit umgebracht zur Vernichtung deportiert worden. Genewein beraubte die jüdischen Bevölkerung mit Hilfe von Diensten und Provisionen systematisch des Wenigen, was diese an Gütern und Geldmitteln noch besaß. Genewein leugnet alles (dass das Ghetto ein Kz war, Fotografien gemacht oder von seiner Position in der Ghetto-Verwaltung profitiert zu haben); Freispruch. 400 Dias Geneweins, die einzigen Farbaufnahmen des Ghettos, tauchen 1987 in Wiener Antiquariat auf. Er stirbt im Alter von 73 Jahren in Salzburg als angesehener Bürger. Die Geschichte der Farbdias zeigt der Film Dariusz Jablonskis "Der Photograph". siehe -->


Georg [NN 7] [SG 292f]
Siehe Georgius


Georg IV [RS 300]
Georg IV. August Friedrich 1762 - 1830, König des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, König von Hannover 1820 bis 1830. Ab 1811 bereits Amt des Regenten inne, da sein vermutlich an Porphyrie erkrankter Vater Georg III. regierungsunfähig.
Bekannt wegen ausschweifenden und extravaganten Lebensstils, zerrütteten Verhältnisses zu seinem Vater, gescheiterten Ehe mit seiner Cousine Caroline von Braunschweig. Obwohl bereits 1785 heimliche Ehe mit der zweimal verwitweten und katholischen Maria Fitzherbert, heiratet er 1795 Caroline. Zu dem Zeitpunkt so hohe Schulden, dass nur legale Eheschließung und Erhöhung seiner Apanage ihn vor persönlichem Ruin bewahren. Verbindung scheitert bereits nach 1 Jahr. 1820 sorgt sein Versuch, Ehe durch Parlamentsbeschluss offiziell aufzulösen, für großes Aufsehen. Weite Teile der Bevölkerung solidarisieren sich mit der Königin. Wegen seiner Verschwendungs- und Spielsucht, seiner Affären sowie seiner Körperfülle - 1797 wiegt er 2Ztr22, 1824 umfasst sein Taillenumfang 124 cm - beliebtes Angriffsziel von Presse und Karikaturisten


Georgius [NN 8]
volkst. Georg, * Kappadokien † Lydda/Israel um 303
Georgius Miles=Märtyrersoldat, soll unter Diokletian gestorben sein
Berühmt die Legende vom Kampf des Ritters Georg mit einem Drachen, der in einem See vor der Stadt Silena in Lybia hauste und die Stadt mit seinem Gifthauch verpestete. Die Einwohner mussten ihm täglich Lämmer opfern, um seinen Grimm zu stillen. Als keine Tiere mehr aufzutreiben waren, wurden die Söhne und Töchter geopfert. Eines Tages traf das Los die Königstochter - wohl Verkörperung der Kirche -, die nach Herz zerreißendem Abschied von den Eltern an den See vor der Stadt ging. Da erschien Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt worden war und von den Cherubim mit Michael wieder zum Leben und zu herrlicher Schönheit gebracht worden war. Als der Drache auftaucht, schwingt Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrt das Untier, das zu Boden stürzt. Er veranlasst die Königstochter, den Drachen mit ihrem Gürtel in die Stadt zu ziehen, wo alle die Flucht ergreifen wollten. Georg verspricht, den Drachen zu töten, wenn die Leute sich zu Christus bekehrten. Er erschlägt den Drachen, vier Paar Ochsen mussten das gewaltige Gewicht des Drachen aus der Stadt schleppen, der König ließ sich daraufhin mit allem Volk taufen.
Zusätzlich berichtet die Legenda Aurea, wie Georg in weißer Rüstung den Kreuzrittern vor Jerusalem erschien: von Gott zur Erde zurück geschickt, habe er sie unterstützt, die Sarazenen zu erschlagen und Jerusalem zu erobern.
Schon bald nach dem Tod des Heiligen bildet sich an dessen Grab in Diospolis, dem früheren Lydda , das Zentrum der orientalischen Georgsverehrung.
Attribute: Ritter mit Lanze, den Drachen durchbohrend
Patron des englischen Königreichs, des byzantinischen Reiches, von Georgien, Äthiopien, Griechenland, Serbien, Tirol, Aragon und Katalonien, Genua und Barcelona; von 13 Ritterorden; der Soldaten, Bauern, Reiter, Bergleute, Sattler, Schmiede, Böttcher, Pfadfinder, Artisten, Wanderer, Gefangenen, Spitäler und Siechenhäuser, Pferde und des Viehs; gegen Kriegsgefahren, Versuchungen, Fieber, Pest; für gutes Wetter.
Einer der vierzehn Nothelfer


Géricault, Théodore [CS 136, 147]
Jean-Louis Andre Théodore Géricault * Rouen, Frankreich 1791 † Paris 1824 französischer Maler der Romantik Motive Pferde, Reitszenen, Landschaftsbilder und Portraits einfacher Leute. Berühmt durch das 1819 im Pariser Salon ausgestellte Bild Le radeau de la Méduse (Das Floß der Medusa) (Erinnerung an Vorfall von 1816, bei dem 137 Seeleute ums Leben kommen)


German Ocean Mansion [RS 269]


'The Mansion' was built in 1874/5 as the 'Marine Lodging House', at a time when Shingle Street seems to have been thought of as an up and coming resort.
'The rooms are all on the ground floor, and are so arranged that while the whole may be conveniently thrown into one house and occupied as such by a large family, it may also as conveniently be divided into four separate places for smaller parties, each of whom would have a sitting room and two bedrooms.' (Ipswich Journal 1876)
But the venture evidently failed because by the time of the 1881 census it was called 'German Ocean Mansion' and was listed as being four dwellings. By the late 1890s 'German Ocean Mansion' was owned by the Wellesley Colley family one of whom, Lucy, compiled a book of reminiscences by a variety of people who had lived in or visited it during the time that it was owned by her family. The book was privately published in 1918.
The name of the building was changed during WWI, when anything German was unfashionable, and it became simply 'The Mansion'.

An earlier view, before the outbuilding nearest the camera was extended.

There was a large boathouse next to the mansion seen in this view of about 1900, which incorporated a chapel.
The Station Officer at HM Coastguard Station, Shingle Street, has obtained the following information from local residents:
The building has been known as 'The Long Summer Residence'.
Coastguard Officers were stationed there during both world wars.
The building has been used as a base for exercising racehorses.
It was known as 'The Battery' at some time, possibly in connection with the large gun which was situated at the rear of the building during WWI


Gerstäcker, Friedrich [LL 132]
dt. Schriftsteller, siehe wiki


Gesellschaftsvertrag [LL 97]
Vom Gesellschaftsvertrag oder Prinzipien des politischen Rechtes (fr.: Du Contract Social ou Principes du Droit Politique)politisch-theoretisches Hauptwerk von Jean-Jacques Rousseau von 1762 (in Frankreich, den Niederlanden, in Genf und Bern sofort verboten). Neben Montesquieus Vom Geist der Gesetze Schlüsselwerk der Aufklärungsphilosophie. Zusammen mit diesem Wegbereiter moderner Demokratie.
Für Rousseau alleinige Grundlage legitimer politischer Macht nur der allgemeine Wille (volonté générale) und keinesfalls das Gottesgnadentum. Starker Einfluss auf die Französische Revolution, im radikalen Denken Robespierres deutlich erkennbar. Später von Soziologie, Rechts- und Politischer Philosophie viele seiner Fragestellungen aufgenommen.


Gezeitenmühle [NN 92]
Tide Mill in Woodbridge, Suffolk. Seltenes Beispiel einer Gezeitenmühle, die noch in Betrieb ist. Das dreistöckige Gebäude aus Holz bei dem ursprünglich viel größeren Rückhaltebecken, das nur noch Demonstrationszwecken dient, ist seit 1973 öffentlich zugänglich. Der größere Teil des Staubeckens wird heute als Yachthafen genutzt. Bis 1968 war die Mühle in Betrieb.


Ghetto Frankfurt am Main [NN 13]
Gemäß den Beschlüssen des Laterankonzils von 1215 und des Konzils von Basel (1431-1449) hatte Kaiser Friedrich III. die Entfernung aller Juden aus ihren Häusern in der Frankfurter Domgegend angeordnet. Die Patrizier der Stadt, die zwei Drittel der Ratssitze innehatten, standen meist in gutem Einvernehmen mit den Juden und hatten sich geweigert, sie auszuweisen. Nach langem Zögern und gegen den Widerstand der Juden, die in dieser freien Reichsstadt nicht ohne Ansehen und Einfluß waren, führte die Stadt 1462 den kaiserlichen Befehl aus.
Am Wollgraben, dem städtischen Abwasserkanal gegenüber der Stadtmauer, wurde nun eine zweite Mauer gebaut. Zwischen den beiden Mauern entstand so eine knapp 100 Meter lange enge Gasse, von den Juden »Neu-Ägypten« genannt. Sie war begrenzt von drei Toren, die nur tagsüber geöffnet wurden.
In dieser Gasse lebte bis 1800 die jüdische Gemeinde mit all ihren Einrichtungen: Geldhändler und Trödler, Viehhändler und Bankiers; Gelehrte, Lehrer, Bäcker und Kunstsammler; Metzger, Schneider, Schuster; Erwachsene und Kinder; Kranke und Gesunde. Hier lebten die armen Familien und die reichen, die Baruchs und die Rothschilds, die Sterns und die Schönbergs. Es war ein kleines Universum, in zwei gegenüberliegenden Häuserreihen.
In dem Gewirr schmalbrüstiger Häuser, von aneinander- und ineinandergeschachtelten, nach oben ausgebauten Zimmern und Kammern entwickelte sich ein wohlgeordnetes, vielfältiges und intensives Gemeindeleben mit Lehrhaus, Festhaus (»der Juden Tanzhaus«), zwei Herbergen (zur Bewirtung und Unterkunft von auswärtigen Besuchern und Studenten), Backhaus, Spital, öffentlichem Bad und einer Synagoge. Es war eine kleine, aber wohlhabende Gemeinde.
Die »Judengasse« wurde zum Mittelpunkt des jüdischen Lebens in Deutschland, zu einem Versammlungsort der Parnassim (Gemeindevorsteher) aus dem ganzen Reich.
In der Judengasse selbst lebten im Jahr 1463 110 registrierte Personen. Das heißt, auf je zwei Quadratmeter Wohnfläche kam ein Mensch. Unter Ausnutzung buchstäblich jeden Quadratmeters, jeden nur möglichen Anbaus wohnten und arbeiteten die Menschen in dieser Gasse. Daß sich unter solch eingeengten Umständen ein blühendes kulturelles Leben entfalten konnte, war nur außergewöhnlicher Gemeinschafts- und Selbstdisziplin zu verdanken.
Die Juden durften keinen Landbesitz erwerben, auch kein Grundstück innerhalb der Stadt. Außerhalb der Gasse war es ihnen untersagt, ein Handwerk auszuüben, mit Früchten, Waffen oder Seide zu handeln wie die Christen der Stadt. Nach zehn Uhr abends sowie an christlichen Feiertagen und an Sonntagen durften sie die Ghettogasse nicht verlassen. Außerhalb der Gasse mußten sie einen gelben Fleck auf dem Gewand tragen.


Ghetto Litzmannstadt/ Lódz [AW 352ff]

benannt nach dem General und NSDAP-Mitglied Karl Litzmann (1850–1936). Eines der größten Judenghettos des "Dritten Reiches“ (neben denen in Warschau und Krakau). Es dient, wie die anderen Ghettos auch, als Zwischenstation jüdischer Bürger vor der Deportation in die Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno), Auschwitz, Majdanek, Treblinka und Sobibor. 1939 ordnet Regierungspräsident Uebelhoer Bildung eines Ghettos an (Vorschläge zur Lage des Ghettos im Norden der Stadt, zur Abtrennung vom Rest der Stadt und zur Versorgung der Bewohner) und: Ghetto nur Zwischenlösungen am Ende „...das Ghetto und die Stadt Lodz sollen von Juden gesäubert werden“. Februar 1940 erklärt SS- Brigadeführer Schäfer, die im Norden der Stadt gelegenen Viertel Stare Miasto (Altstadt), Baluty und Marysin, alles besonders rückständige Stadtteile (in 90% der Häuser kein Wasseranschluss) zum Ghetto. Alle nichtjüdischen Bewohner haben den Bereich bis zum 30. April zu verlassen, gleichzeitig werden zu den ansässigen 60.000 Juden weitere 100.000 einquartiert. Das neue, etwa vier Quadratkilometer große Judenghetto wird mit Stacheldraht und Mauerwerk umgeben, teilweise ganze Straßenzüge abgerissen. Den Juden ist bei Todesstrafe verboten, das Ghetto zu verlassen (beim Versuch das Ghetto illegal zu Verlassen wird ohne Vorwarnung geschossen). Kontrolle durch an der Ghettogrenze in Wachtürmen postierte SS-Wacheinheiten. Ab 28. Juni 1940 gilt nur noch Ghettogeld. Von Anfang an unmenschliche Lebensbedingungen innerhalb der Ghettomauern: Unterernährung, Massensterben an Krankheiten und Erfrierungen, teilweise auf offener Straße. Dennoch immer mehr vor allem westeuropäische Juden nach Litzmannstadt deportiert. Leiter: seit Mai 1940 Hans Biebow.

Zwischen 1940 und 1944 sterben 43.441 Personen, im Mai 1941 sind 20.000 mit Tuberkulose infiziert. 1940 gibt es 39.559 Kinder, 20.318 Jungen und 19.241 Mädchen unter 14 Jahren. Bis 1942 werden 347 Kinder geboren.
Die enorme Masse „Menschenmaterial“ stellt großes Arbeitspotential dar: Zwangsarbeiter aus Litzmannstadt sind für die Auftraggeber beinahe kostenlos, denn den 5 Reichsmark, die jeder der 70.000 Zwangsarbeiter an Gewinn einbringt, stehen nur 30 Reichspfennig an Arbeitskosten gegenüber. Vor allem Soldatenuniformen, Stiefel, Waffenteile und Munition werden gefertigt. Durch ihre „kriegswichtige“ Tätigkeit hoffen viele, der Deportation entrinnen zu können. Regelmäßig beschlagnahmen die Deutschen den Besitz der Juden. Die Kriminalpolizei beschlagnahmt hauptsächlich Gold und Schmuckgegenstände.
Die deutschen Besatzer delegieren fast die gesamte Organisationsarbeit an ihre eigenen Opfer - von der Zusammenstellung der Transportlisten für Deportationen in die Vernichtungslager bis hin zur Errichtung von Schulen, der Verteilung der (dürftigen und minderwertigen) Nahrungsmittelrationen. Zu diesem Zweck wird ein Judenrat eingerichtet, der mit den oben genannten Aufgaben betreut ist. Chaim Rumkowski ist als „Judenältester“ gleichzeitig dessen Leiter.
Zwar gaukeln die Nationalsozialisten den Juden vor, ihre Glaubensbrüder würde man im Osten zu Arbeitseinsätzen heranziehen, doch keines der Mitglieder des Judenrates glaubt diesen Lügen. Um das Aufkommen von Unruhen zu vermeiden, behaupten Mitglieder dieses Rates sowie die Angehörigen der jüdischen „Sicherheitspolizei“, welche Ratsmitglied Leon Rozenblatt leitet, man würde die Abtransportierten zum Arbeitseinsatz im Osten gebrauchen.
Dem Judenrat sind von den Besatzern bestimmte, meist wöchentliche Quoten auferlegt, die strikt einzuhalten sind. Bei Nichterfüllung wird das ohnehin nicht ausreichende Essen für die Ghettobewohner noch mehr gekürzt oder werden andere Strafmaßnahmen verhängt. (Zeitweilig Quote der auszuliefernden Juden: wöchentlich 20.000).
Um wenigstens ein Minimum an Bildung zu gewährleisten, gibt es bis 1942 Schulen, geschlossen, als das Ghetto in ein Arbeitslager umgewandelt wird.
Unter dem Eindruck der vorrückenden Sowjetarmee schrittweise Auflösung. Junge und Gesunde als sogenannte "Durchgangsjuden" ins Deutsche Reich zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie weitergeschickt. Hunderte Frauen gelangen 1944 in die Außenlager des KZ Flossenbürg, Freiberg, Oederan und Hainichen. Die Liquidation des Ghettos geht schnell, so dass am 19. Januar 1945 nur noch 870 Mitglieder eines Aufräumkommandos, 30 Kinder und 80 Erwachsene, die sich vor den Deportationen haben verstecken können, von der einmarschierenden sowjetischen Armee befreit werden.


Ghetto (Venedig) [SG 64 ]
Insel im Stadtteil Cannaregio, seit dem 16. Jahrhundert abgeschlossenes Wohngebiet für die jüdische Bevölkerung.
Die Juden Venedigs wohnten bis 1797 unter beengten Verhältnissen getrennt von der übrigen Bevölkerung, genossen aber den Schutz der Republik. Wie überall im christlichen Europa hart besteuert, gewährte man ihnen Schutz vor der Inquisition und Repressalien. Übergriffe von Christen gegen Juden wurden bestraft, ebenso wie die verantwortlichen Beamten in den Städten der Terra ferma (Gebiete Venedigs auf dem Festland) bestraft wurden, die Übergriffe gegen jüdische Einwohner duldeten und nicht sanktionierten. Venedigs Juden genossen bis Anfang des 19. Jahrhunderts eine in Europa einzigartige Rechtssicherheit. An Pogromen gegen seine jüdische Bevölkerung hat sich Venedig nie beteiligt.
Die meisten während des Faschismus noch im Ghetto lebenden Juden wurden ab 1943 im Zuge des nationalsozialistischen Regimes umgebracht.
Heute:
Nach der fast völligen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Venedigs kehrten Überlebende der Konzentrationslager und andere, denen die Flucht geglückt war, in das Ghetto zurück. Heute gibt es wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Venedig - rund 500 Personen.


Giardino Giusti [SG 83]

einer der schönsten italienischen Gärten der späten Renaissance, reizvoller Rahmen um den Palazzo Giusti. Ende 16. Jhrht. begonnen, nach und nach vervollständigt und verschönert. "In diesem Garten, wetteifert die Erhabenheit mit der Natur und ihrer Gestaltung und die prächtige Anlage kann sich aufgrund ihrer eleganten Anordnung, der einfallsreichen Formgebung und der harmonischen Kombination unterschiedlicher Elemente zweifellos neben Florenz, Fiesole und Rom behaupten und verdient zu Recht die Bezeichnung des Gartens' " (Vallotto).
Im 2. WK schwere Schäden, dank der behutsamen Pflege ursprüngliche Schönheit wiedererlangt. zwischen den hohen Zypressen angeordnete Statuen, Marmorwerke aus längst vergangenen Zeitepochen, Brunnen mit ihrem reizvollen Wasserspiel, die von Moschus umrandeten Becken mit ihren herrlichen Seerosen verleihen diesem Garten, der zu Recht zum Nationalmonument erklärt ist, einzigartige Atmosphäre.
Im Gegensatz zu den Parkanlagen in anderen Städten, wo sich die Villa meist auf einem Hügel erhebt, dieser Garten vollständig anders angeordnet: die Residenz steht unten, dahinter liegt der Hof, von dem eine prächtige Allee auf zentraler Achse zum “belvedere” führt, das dem Besucher einen herrlichen Ausblick auf die Stadt bietet. Die grosse, von Goethe besonders gelobte Zypressenallee gliedert den Garten in zwei Bereiche auf. Rechts ein Wald, der zu dem Belvedere führt, während der Parkbereich links im Stile eines italienischen Gartens gestaltet ist. Die grosse zentral gelegene Zypressenallee trennt den Gartenbereich vom Wäldchen ab und führt zu einer Terrasse mit einer Grotte. Von hier aus erreicht man auf schmalen Pfaden und kleinen Treppengängen den bereits beschriebenen Aussichtspunkt. Wie alle Parkanlagen der Renaissance ist der Garten mit reizvollen Statuen versehen, wie die am Fischteich, das Standbild von Alessandro Vittoria, von Maffei als besonders schön bezeichnet, verschiedene römische Grabsteine.
siehe Giardino Giusti


Giotto [SG 100]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 67]
eigentlich Giotto di Bondone, * 1267 nahe Florenz † ebda 1337
Italienischer Maler, Wegbereiter der italienischen Renaissance
Hauptwerk: Feskenzyklus in der Cappella degli Scrovegni all’ Arena (Scrovegni-Kapelle) in Padua


glacis [AUS 22]
Erdanschüttung vor dem Graben, zum Feind so abfallend, dass kein toter Winkel entsteht


Gleichschaltung (der Zeit) [AUS 18]
Wohl bewußte Verwendung des Nazi-Begriffs "G" für die Zeit, 1933 durch Reichsjustizminister Franz Gürtner geprägt. Am 31. März 1933 titt Erstes Gleichschaltungsgesetz in Kraft, mit dem die deutschen Länder ihre politische Souveränität verlieren. Begriff wird zum Synonym für die Maßnahmen der Nazis gegen Opposition, andere Parteien, Vereine usw. Gleichschaltung bezeichnet nicht nur die administrativen Maßnahmen, sondern auch für den damit verbundenen Terror.
Zeit: Ende des 19. Jahrhunderts wächst die Welt endgültig zusammen. Schienennetze lassen Distanzen schrumpfen, die durch die Ozeane verlegten Telegrafenkabel ermöglichen direkte Kommunikation. Erst die Errichtung von transkontinentalen Kommunikationsnetzen schaffen die Voraussetzungen, Uhren durch Signalübertragung weltweit zu synchronisieren. Die lokale Zeit wurde astronomisch bestimmt, durch die Berücksichtigung der Rotationsgeschwindigkeit der Erde ließen sich Entfernungen zwischen New York und Paris oder zwischen Kapstadt und Haiphong in der französischen Kolonie Indochina exakt berechnen.
Entscheidend ist die Übertragungsgeschwindigkeit der Signale, was selbst bei Messfehlern von Sekundenbruchteilen Kilometerdistanzen ausmachte. Der Koordinationsbedarf erstreckt sich gleichermaßen auf den Raum – 1884 wird der Nullmeridian in Greenwich festgelegt – wie auf die Zeit, beides ist untrennbar verbunden. Die Abstimmung der Zugfahrpläne ist augenfälligiges Beispiel. Bis zur (inter)nationalen Synchronisierung Ende des 19. Jahrhunderts hatte fast jede Stadt ihre eigene Uhrzeit, manche sogar zwei: die lokale und die überregionale der Bahnlinie.
1891 polterte der preußische General Moltke im Reichstag, dass eine einheitliche und exakte Zeit ein militärisches Muss und der Flickenteppich verschiedener Zeitzonen in deutschen Landen eine nationale Schande sei. Die Uhrenindustrie boomt, die Welt wird verkabelt, Schienenstränge wachsen zusammen, die Begehrlichkeiten von Generälen und Kolonialherren, Aufstieg der elektrotechnischen Industrie, alles dies Grundlagen und Folgen der Zeit-Synchronisation ...


Glencheckanzug [SG 48]
Glencheck: traditionelle Musterung für Hemden und Oberbekleidung wie Anzüge. Das Design wurde in einem District in der Nähe von Loch Ness in den Highlands von Schottland entwickelt, wo die Burg Urquhart Loch Ness überragt.


Gletschermuseum Luzern [AUS 14]
Gletschergarten von Luzern, Naturdenkmal mit Park und Museum. Gletschertöpfe und die Jahrmillionen-Show, Besucher in Zeiten zurückversetzt, als in Luzern riesige Gletscher das Land bedecken oder subtropische Palmenstrände liegen. Weitere Attraktion Alhambra, ein Spiegellabyrinth aus dem Jahr 1896.


Glimmer [AUS 258]
siehe bei


Gloucestershire [AUS 235]
Grafschaft im Südwesten Englands


Gnaeus Iulius Agricola [LW 23]
* Forum Iulii (heute Fréjus) 40 † 93 römischer Senator und Heerführer, der als Statthalter Britanniens die Nordgrenze der römischen Herrschaft bis zur Forth-Clyde-Linie vorschob. Seiner Flotte gelang die erste bekannte Umfahrung der britischen Inseln. Gründete Mamucium (Manchester)


Goebbelssche Kriegsweihnacht [CS 172]

Der „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“, Jesuitenzögling Dr. Josef Goebbels, sorgt sich um die Kinder. Zur 4. Kriegsweihnacht verkündet er: „Für unsere Kinder arbeiten und kämpfen wir. Wir müssen durch das Inferno des Krieges hindurch, um für sie den Eingang in eine schönere und edlere Welt zu finden!“ Seine eigenen Kinder wird er 1945 gnadenlos töten. Am Ende des Jahres 1942 gilt aber sicher noch, was die „Meldungen aus dem Reich“ des SD im August notieren, nämlich eine „Uneinheitlichkeit der allgemeinen Stimmung ..., die sich zwischen übertriebenem Optimismus und ernster Besorgnis bewegt.“ Dabei weiß unter den Normalbürgern an Weihnachten noch niemand etwas über die eben ablaufende Tragödie in Stalingrad.


Goethe, Johann Wolfgang von [LL 11]
siehe wiki


Göttin der vergangenen Zeit [AUS 12]
Siehe bei Uhren


Gogol, Nikolai [LL 146]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 230]
Nikolai Wassiljewitsch G. * Welyki Sorotschynzi, Oblast Poltawa, Ukraine 1809 † Moskau 1852, russischer Schriftsteller ukrainischer Herkunft. Eines von fünf Kindern von Gutsbesitzersfamilie. Gymnasium in Nischyn, erste literarischen Versuchen. Anstellung an Universität Sankt Petersburg scheitert. Reise nach Deutschland, erfolgloser Versuch Schauspieler zu werden. 1829 Stelle im Staatsdienst, 1831 Geschichtslehrer an einer Privatschule für Mädchen. Beginnt zu schreiben. 1834 Professor für Allgemeine Geschichte in Petersburg. Der Revisor, Die toten Seelen, Der Mantel . Reisen durch Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich und Italien. Beginn einer paranoid-halluzinatorischen Psychose, Form der Schizophrenie. Wallfahrt nach Palästina, verbrennt Manuskript des zweiten Teils der Toten Seelen Zehn Tage später verstirbt Gogol an den Folgen streng religiösen Fastens (Jahre später Grab zwecks Umbettung geöffnet, Skelett des Dichters völlig verdreht im Sarg: Naheliegend, dass Gogol lebendig begraben wurde).


Gogoltheater [AUS 305]
(tsch. Mestské divadlo N.V. GOGOLA) N.V. Gogol Stadttheater, Marienberg Trebízského 106.

Architekt Fridrich Zickler baut 1868 Theatergebäude im Stil der Neurenaissance, 1905 im Stil der Sezession, im Theater wird jeden Tag gespielt, führende Künstler der Weltbühnen sind Gäste. 1974 - 77 Gebäuderekonstruktion, 2001-2002 fortgesetzt





Goldener Topf [CS 249]
siehe "Der Goldene Topf"


Goldene Taube [SG 83]

ital.: "Colomba d'Oro" Hotel in Verona/Italien Via Carlo Cattaneo


Goldreinette [AW 309]
Renette, Reinette, Rainette: Gruppe von Apfelsorten, ausgezeichnet durch dichtes, später markiges Fleisch, meistens von kennzeichnendem Geschmack.
Es gibt
1.Rambourr.
2.Einfarbige oder Wachsr.
3.Borsdorferr.
4.Rote R.
5.Graue R.
6.Goldr.


Gollancz , Victor [CS 69]
1893 - 1967 britisch-jüdischer Verleger, Sozialdemokrat, Humanist und Kämpfer für die Menschenrechte. Hitler-Gegner der ersten Stunde, Gegner der unmenschlichen Behandlung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, Kritiker der Vertreibung der Deutschen.
Zitat (1943): Ich hatte gehofft, das Gewissen der Nation aufzurütteln und durch den Druck der öffentlichen Meinung bestimmte praktische Maßnahmen zu erwirken, um wenigstens einen kleinen Teil dieser Opfer zu retten, bevor es zu spät war. Wir wissen jetzt, …dass ein Viertel der gesamten jüdischen Bevölkerung der Erde mit allen Mitteln des Schreckens schändlich ausgerottet ist. Wer wissen will, wie das vor sich ging, der lese diese Stelle aus dem Brief eines polnischen Kindes: Nun muss ich Euch Lebewohl sagen, morgen kommt Mutter in die Gaskammer und ich werde in einen Schacht hinunter geworfen. Und Gollancz wendet sich an seine britischen Leser: Nein, niemand kann behaupten, er habe nichts gewusst. Und nun frage dich selbst, Leser, was hast du dagegen unternommen? – Nichts? – Warum?
Siehe


Gombrich, Ernst [LL 175ff]

* Wien 1909 † London 2001 Sir Ernst Hans Gombrich, britischer Kunsthistoriker jüdisch-österreichischer Herkunft, weltweit angesehen
Sohn des Wiener Bildungsbürgertums. Vater Rechtsanwalt, Mutter Pianistin. Musik ist G. ebenso wichtig wie die bildende Kunst. Nach dem Ersten Weltkrieg mit Schwester Lisbeth neun Monate in Schweden als Pflegekind eines Sargmachers. Freund Karl Poppers. 1935 Kurze Weltgeschichte für junge Leser, immer wieder neu aufgelegt. Widmet sich Problemfeldern zwischen Kunstgeschichte und Psychologie. 1936 nach London emigriert Während des Krieges analysiert G. beim Monitoring Service der BBC deutsche Rundfunksendungen. Bearbeitet Grundfragen der Kunstwissenschaft neu, schlägt Brücken zu Nachbardisziplinen von der experimentellen Psychologie über Humanismusforschung bis zur Geschichte der Rhetorik.
Berühmtes Zitat aus Story of Art (1950), seiner bekanntesten Publikation: „There really is no such a thing as Art. There are only artists.“ 'Art and Illusion' versucht zu zeigen, wie die Illusion der Bilder auf ständig neuen Experimenten in der Spannung zwischen vorgegebenen Schemata, Außenbeobachtung und Ausdrucksabsicht beruht, dass Bilder quasi Versuche im Labor sind, die ständig neuen Tests und Korrekturen unterliegen.
Gegen Marcel Duchamps Behauptung, alles sei Kunst, wenn man es nur zur Kunst erkläre, für G. ein Beispiel für jene Mystifizierung des bildnerischen Prozesses, gegen die er zeitlebens ankämpfte.


Gontard, Jakob Friedrich [CS 245ff]
Frankfurter Bankier (1764–1843), verh. mit Susette (1769 - 1802), 4 Kinder.
1796 tritt Hölderlin Stelle als Hauslehrer bzw. "Hofmeister" im Haus Weißer Hirsch der Gontards an, verliebt sich in Susette, verewigt sie als Diotima in seinen Gedichten und in seinem Roman Hyperion. 1798 verlässst Hölderlin das Haus, nachdem wegen seines Verhältnisses zu Susette Streit mit dem Ehemann ausgebrochen ist. Bis 1800 noch briefliche Kontakte und seltene Treffen, von denen Gontard nichts wissen darf.


Gopprechts [AW 111, 114, 210]



Gordon, Charles George [RS 175f]
* Woolwich bei London 1833 † Khartum 1885 auch China Gordon, Gordon Pascha und Gordon von Khartum (britischer Generalmajor und Generalgouverneur von Sudan). Seit 1852 Royal Engineer, 1855 - 1856 kämpft er im Krimkrieg. 1859/60 nach China, Teilnahme an der englisch-französischen Expedition im 2. Opiumkrieg. Oktober an 1860 Erstürmung Pekings beteiligt. Nach Frieden bereist er großen Teil des Landes. 1863 bis 1864 maßgeblich zum Sieg über die Taiping-Rebellen beigetragen. Nach Sieg überwirft er sich mit Li Hongzhang, weil die Taiping-Könige ohne Rücksicht auf das Ehrenwort auf freies Geleit, das er ihnen gegeben hatte, nach der Einnahme von Suzhou während eines Festes auf Li's Boot ermordet wurden. Li Hongzhang bestreitet, dazu Befehl gegeben zu haben. Gordon lehnt Belohnung und Ehrenzeichen ab, verläßt China. 1873 Sudan Gouverneurs in Äquatoria. Vielfältige Einsätze international, Nach Khartum, um Evakuierung zu organisieren. Kann ca. 2500 Frauen, Kinder, Kranke und Verwundete nach Ägypten in Sicherheit bringen, bevor die Mahdisten die Stadt belagern. In Khartum Vorräte verbraucht, Verteidiger erschöpft. 1885 treten 50.000 Mahdisten zum Angriff an, töten Gordon, stellen seinen Kopf als Trophäe in ihrem Feldlager aus. Öffentlichkeit und Obrigkeit trauern um toten Volkshelden. Gedenkmessen in Saint Paul’s Cathedral, wo sein Grab ist. Werk ua: Gordon's diary of the Taiping rebellion 1890


Gormanston Castle [RS 261]

im County Meath, ca. 32 km nördlich von Dublin/Irland, seit dem 14. Jht. Sitz der Preston Familie, die ihren Besitz über die Jahrhunderte halten konnte, obwohl sie Katholiken waren. In den 1950ern verkaufte die Familie es an den Franziskanerorden.


Gotthard [NN 91]



Gottschall, Rudolf von [UH 30f., 39]
1823 - 1909 deutscher Dramatiker, Epiker, Erzähler, Literaturhistoriker und Literaturkritiker.


Grab des hl. Sebald [RS 6]
siehe Sebaldus-Grab


Grahovo-Tal [RS 119]

Grahovo kleiner Ort im hochgelegenen Grahovo-Tal in Montenegro. Auf der Nordseite des Orjen-Gebirges gelegen, ist er ein Hauptort agropastoraler Lebensweise der Katunska Nahija, einem montenegrinischen Clan-Gebiet im Hochkarst der Dinariden.


Grandeln [CS 225]

Cerviden (Hirschartige). Grandeln Grandln, Grünen, im deutschen Sprachraum die oberen Eckzähne des männlichen und weiblichen Rothirsches sowie des amerikanischen Wapiti, begehrte Jagdtrophäe, in Gold oder Silber gefasst, Hauptbestandteile von Schmuckstücken, die zum Jagd- und Trachtenschmuck gehören.


Granit [AUS 258]
siehe bei


Grass, Günter [CS 101ff]
[Auf ungeheuer dünnem Eis 102]

* Danzig-Langfuhr 1927 Schriftsteller, Bildhauer, Maler und Grafiker mit kaschubischen Vorfahren. Mitglied der Gruppe 47 bedeutender deutschsprachiger Autor der Gegenwart. 1999 Literatur-Nobelpreis.
Für Aufsehen sorgt 2006 Beim Häuten der Zwiebel, wo Grass über seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS schreibt, die er bislang verschwieg. Bekannt, dass er 1944 als Flakhelfer und Soldat diente, 1945 Gefangenschaft. Er offenbart, der 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ angehört zu haben. Grass hat jahrzehntelang über zahlreichen Personen den Stab gebrochen: Als Richter und Gewissen der Nation fällte er Urteile über Helmut Kohl, Kurt Georg Kiesinger, Konrad Adenauer und Helmut Schmidt, als unbescholtene Instanz schwang er die moralische Keule. Ein zu spätes Eingeständnis?
Interview FAZ (12. August 2006)
„Das musste raus, endlich. Die Sache verlief damals so: Ich hatte mich freiwillig gemeldet, aber nicht zur Waffen-SS, sondern zu den U-Booten, was genauso verrückt war. Aber die nahmen niemanden mehr. Die Waffen-SS hingegen hat in diesen letzten Kriegsmonaten 1944/45 genommen, was sie kriegen konnte. Das galt für Rekruten, aber auch für Ältere, die oft von der Luftwaffe kamen, 'Hermann-Göring-Spende' nannte man das. Je weniger Flugplätze noch intakt waren, desto mehr Bodenpersonal wurde in Heereseinheiten oder in Einheiten der Waffen-SS gesteckt. Bei der Marine war's genauso. Und für mich, da bin ich meiner Erinnerung sicher, war die Waffen-SS zuerst einmal nichts Abschreckendes, sondern eine Eliteeinheit, die immer dort eingesetzt wurde, wo es brenzlig war, und die, wie sich herumsprach, auch die meisten Verluste hatte.“
Siehe auch Grass' Häutung


graue Lagune [SG 78]
Scirocco, starker, warmer Südwind, sorgt an der italienischen Adria für beachtliche Dünung und bringt immer Regen. Der Himmel verfärbt sich gänzlich grau, die Sonne wird milchig. Die Farbe des Wassers der Lagune von Vendig ändert sich in grau


Gravure [SG 12]
(frz.f.) der Kupferstich


Gregorius [LW 16]
von Hartmann von der Aue. Beginnt mit der Vorgeschichte des armen Sünders


Great Eastern Hotel [AUS 57ff, 186]
Eisenbahnhotel in London aus rotem Ziegelstein, 500 Meter von der Liverpool Street Station. Zwischen 1879 und 1884 nach Plänen der Architekten Charles Barry junior und Edward Middleton Barry für die Great Eastern Railway Company errichtet, renoviert und wieder eröffnet Februar 2000. Fassade und Proportionen perfektes Beispiel für viktorianische öffentliche Architektur. 267 Zimmer, vier Bars, ein Fitnessraum, 12 Restaurants und Veranstaltungsräume, Health-Club des Hotels in ehemaligem Freimaurertempel in ägyptsichem Stil. Obwohl riesig, individuelles Hotel, in dem keine zwei Schlafzimmer gleich sind.










Freimaurertempel


Great Western Railway [AUS 157]
britische Eisenbahngesellschaft 1833 bis 1947, verband London mit Südwestengland, Westengland und Südwales. 1948 in der staatlichen Gesellschaft British Railways (heute British Rail) aufgegangen. Im Volksmund „God's Wonderful Railway“ oder „Great Way Round“, da die ersten Strecken teilweise mit großen Umwegen errichtet


Geißlerei [RS 209]
(österr.) kleiner Lebensmittelhändler, dt. "Tante-Emma-Laden", Herkunft von Griesler=Wiener Salzhändler


Griechenland [AW 188]

Route von Ambros und Cosmo: Venedig - Konstantinopel (Fortsetzung siehe Adana )


Grieskoch [SG 56]
das G., österr. = Griesbrei


Grillenkäfig [NN 80]
In China hält man seit Jahrtausenden singende Grillen in kleinen Käfigen aus Kürbissen, Bambus, Holz und Metall, in neuerer Zeit auch aus Kunststoff. Tonbehälter sind die Behausungen für Grillen, die in Wettkämpfen eingesetzt werden. Seit alters in China dazu verwendet, um Glück ins Haus zu holen. Man wollte seine "Grillen" im Käfig halten. Die Grille symbolisiert Glück und Intellligenz. Und wer eine Grille verletzt, macht sich unglücklich. Ein Lieblingszeitvertreib chinesischer Kinder ist noch immer der Grillenfang. Die chinesische Grillenkultur hat eine lange Tradition, es gibt singende und kämpfende Grillen. Tatsächlich verlasssen sich die Bauern auf Grillen, die ihnen die beste Zeit zur Frühjahrsernte bedeuten.
Es gibt unzählige Lieder, Gedichte und Sprichworte zur Grille, die fest in der chinesichen Vorstellungwelt verankert ist und nicht zuletzt die Tatsache, dass Grillen hunderte von Eiern legen, trifft sich mit der chinesischen Grundüberzeugung, viele Kinder seien die wichtigsten Dinge im Leben.


Grillparzer, Franz [UH 26][SG 65]
1791 - 1872, österreichischer Schriftsteller, Dramatiker



Grimmsche Märchen [CS 138]
„Kinder- und Hausmärchen“, volkstümlich „Grimms Märchen“ berühmte Anthologie von Märchen, herausgegeben erstmals 1812/15 von Jacob Ludwig Carl Grimm und seinem Bruder Wilhelm Karl Grimm, bekannt als die „Brüder Grimm“. Obwohl zu den bekanntesten Werken der deutschen Literatur gehörend, sind Originaltexte der Märchen den meisten unbekannt. Vieles an Allgemeinwissen vorherrschend in der grimmschen Märchensammlung nicht belegt


Grisaille [NN 9] [LL 181]
(von franz. gris = grau) Malerei ausschließlich in Grau, Weiß und Schwarz ausgeführt, auf reiner Schattenwirkung beruhend. Technik insbesondere in der mittelalterlichen Tafelmalerei verwendet. Beispiele: Heller-Altar von Matthias Grünewald und Albrecht Dürer , Pablo Picassos "Guernica". In der Lasurtechnik wird eine erste Schicht in Grisailletechnik verwandt, um die Formen und das Licht in einem Gemälde unabhängig von der späteren Farbgebung zu beschreiben und festzuhalten. Nach dem Trocknen dieser ersten Schicht wird in transparenten Schichten die Grisailleschicht eingefärbt, so dass Licht auf den Formen und Farbgebung getrennt voneinander erarbeitet werden.Um realistischere Farbtöne der menschlichen Haut wiederzugeben, wurde schon in der Malerei der Renaissance bei figürlichen Darstellungen auch eine monochrome hellgrüne erste Farbschicht genutzt, was dieser Variante den Namen Verdaccio gab. Damit entspricht diese Maltechnik dem typischen Hautton, welcher ohne das Durchscheinen darunterliegender feiner Äderungen der Blut- und Lymphgefässe leblos wirken würde.


Groneuer, Gisela [Luftkrieg und Literatur 154 ff]
geb. Dichgans *1913 + 1987 2. Ehefrau von Andersch Malerin Kinder: Michael (Adoptivsohn, 1940-1981), Martin (Adoptivsohn, *1945), Annette (*1950)


Großenbrach [AW 290ff]
auf dem Weg von Bad Kissingen nach Steinach an der Saale, vgl. Karte bei Bad Kissingen
Luisa Lanzberg schildert den Weg, in der Wirklichkeit geringfügige Abweichungen (siehe bei Bad Kissingen )


Großer Brand von London [SG 298f.]
Der Große Brand von London (engl.: The Great Fire of London) war eine Feuersbrunst, die vom 2. bis 5. September 1666 vier Fünftel der City of London, darunter die meisten mittelalterlichen Bauten, zerstörte, etwa 100.000 Einwohner obdachlos machte, aber nach offiziellen Zahlen nur neun Personen das Leben kostete.



Samuael Pepys berichtet in seinem Tagebuch, Anklänge in des Ich-Erzählers Traum: Having seen as much as I could now, I away to White Hall by appointment, and there walked to St. James's Parks, and there met my wife and Creed and Wood and his wife, and walked to my boat; and there upon the water again, and to the fire up and down, it still encreasing, and the wind great. So near the fire as we could for smoke; and all over the Thames, with one's face in the wind, you were almost burned with a shower of firedrops. This is very true; so as houses were burned by these drops and flakes of fire, three or four, nay, five or six houses, one from another. When we could endure no more upon the water; we to a little ale-house on the Bankside, over against the 'Three Cranes, and there staid till it was dark almost, and saw the fire grow; and, as it grew darker, appeared more and more, and in corners and upon steeples, and between churches and houses, as far as we could see up the hill of the City, in a most horrid malicious bloody flame, not like the fine flame of an ordinary fire. Barbary and her husband away before us. We staid till, it being darkish, we saw the fire as only one entire arch of fire from this to the other side the bridge, and in a bow up the hill for an arch of above a mile long: it made me weep to see it. The churches, houses, and all on fire and flaming at once; and a horrid noise the flames made, and the cracking of houses at their ruins. So home with a sad heart, and there find every body discoursing and lamenting the fire; and poor Tom Hater come with some few of his goods saved out of his house, which is burned upon Fish-streets Hall. I invited him to lie at my house ...


Großer St. Bernhard [SG 7]



Großer Wagen [RS 318]
oder Der Große Bär (lateinisch Ursa Maior ‚größere Bärin‘) Sternbild des Nordhimmels. Die hellsten Sterne im deutschen Sprachraum auch als Großer Wagen bezeichnet. Der Große Wagen ist eigentlich nur der hintere Teil des Großen Bären, wobei die drei „Deichselsterne“ den Schwanz darstellen.


Großmutter [NN 71]
siehe bei Großvater


Großvater [NN 318][LL 135ff][CS 227]
Sebalds Großeltern mütterlicherseits:

Josef Egelhofer (1872 - 1956) und Theresia Harznetter (1880 - 1949)
verheiratet 9. Januar 1905 in Untermeitingen
4 Kinder, siehe bei 'Amerikaner'


Gründonnerstag [RS 348]

deutschsprachige Bezeichnung für den fünften Tag der Karwoche. An ihm gedenken die christlichen Kirchen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Herkunft des Namens ungeklärt. Nach alter Überlieferung wird in katholischen Gemeinden auch der Ritus der „Fußwaschung“ (Mandatum) vollzogen. Der Hauptzelebrant wäscht nach dem Vorbild Jesu (bis zu) zwölf Laien symbolisch die Füße, um zu verdeutlichen, dass das kirchliche Amt den Charakter des Dienstes und nicht der Herrschaft hat.


grüne Augen [RS 208]
wohl Anspielung auf die Doggerbank-Krankheit oder Doggerbank-Jucken (engl. dogger bank itch): Hauterkrankung, die ausschließlich bei Nordseefischern vorkommt, die auf der Doggerbank mit Grundschleppnetzen fischen: allergische Reaktion auf Moostierchen, die nur dort in Kolonien auf dem Meeresboden leben und von den Schleppnetzen mitgerissen werden


Grüner Heinrich [LL 5]
siehe "Der grüne Heinrich"


Grünewald, Matthias [NN 7ff][AW 252ff ][Auf ungeheuer dünnem Eis S. 135f]
eigentlich Mathis Neithart Gothart * Würzburg 1475 oder 1480 † Halle a. d. Saale 1528.
Bedeutendster deutscher Maler und Grafiker um 1500 (neben Albrecht Dürer), im Umfang geringes Werk eine der bedeutendsten Äußerungen deutscher Kunst.
"Deutschlands Vasari" Sandrart , sein erster Biograf (der so gut wie nichts zur Biografie in Erfahrung bringen kann), lernt zwei Namensüberlieferungen kennen, nämlich "Matthäus Grünewald, sonst Matthäus von Aschaffenburg". Heute herrschende Meinung, Sandrarts Grünewald ist der um 1528 in Halle verstorbene kurmainzischen Hofmaler Gothart.
[Sebald vertritt These zweier Personen: Grünewald und Neithart
, wohl auf Linie mit dem Werk Lückings „Mathis - Nachforschungen über Grünewald" von 1984, der die Maler namens Mathis - Mathis Grün und Mathis Nithart oder Gothart - auseinanderdividiert. Lücking baut diesen „andern Mathis", den geheimnisvollen Doppelgänger, in die Biographie Grünewalds ein als dessen jüngeren Mitarbeiter, Geschäftspartner, der ihm, auf Provisionsbasis, Aufträge verschafft, und als seinen beinahe lebenslänglichen Freund. Auch unterstellt Lücking den Malern homosexuelle Beziehungen, unter Berufung auf das Werk Grünewalds, das sein gestörtes und geradezu hilfloses Verhältnis zur „weiblichen Wirklichkeit" erweise.]
Herkunft, Jugend und Bildungsweg Gotharts unbekannt, alle Angaben Spekulation, weiterer Lebenslauf und Tod weitgehend im Dunkeln (auch seine angeblichen Selbstportäts umstritten), ab 1526 (in Frankfurt ansässig) nicht mehr im Dienst des Mainzer Erzbischofs, 1528 als Maler oder Wasserkunstmacher in Halle im Dienst dieser Stadt gestorben. Verzeichnis seines Nachlasses gibt Hinweise, dass er dramatisch in Reformation verwickelt (das Gedruckte ausschließlich reformatorische Texte, darunter Predigten Luthers und desssen Übersetzung des Neuen Testaments).
Werke:
Isenheimer Retabel
Lindenhardter Altar
Münchner Verpottung
Basler Kreuzigung
Heller-Altar
Schneewunder
Tauberbischofsheimer Altar
Stuppacher Madonna
Aschaffenburger Beweinung
Verschollene Werke: Drei Altaraufsätze im Mainzer Dom, "Verklärung Christi auf dem Berge Tabor"



Grundig [CS 224]

Max Grundig war der Gründer des gleichnamigen Elektronik-Konzerns Grundig AG, Fürth. Baut als Heimwerker Detektor-Apparat und Bildfunkempfänger, der Signale des Deutschlandsenders Königs Wusterhausen in Bildpunkte umsetzen kann, eröffnet 1930 Fa. RADIO-VERTRIEB FÜRTH, Grundig & Wurzer OHG in Fürth, von AEG Großaufträge, 150 ukrainische Zwangsarbeiterinnen ab 1944 für die Firma tätig. 1945 Bausatz, den ein Laie zu Radio zusammenbauen kann („Heinzelmann“), Auftakt und Durchbruch für die Geräteproduktion des RVF. Nach der Währungsreform „GRUNDIG Radio-Werke GmbH“. Ab 1952 Grundig Europas größter Rundfunkgeräte- und der Welt größter Tonbandgeräte-Produzent. Die Weltmarke GRUNDIG etabliert sich.1980 Aktienmehrheit an Philips.1986 erwirbt Grundig das in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene „Kurhaus Bühlerhöhe“, läßt es bis 1988 zum Luxushotel ausbauen. Grundig AG Insolvenz 2003.


Grune, Mathys [NN 13]
Maler und Schnitzer aus Aschaffenburg (+ 1532), die von Sebald u. a. ins Spiel gebachte 2. Person hinter Grünewald



Gruppe Ludwig [SG 152ff]

Furlan und Abel
Herbst 1987: In Verona der Deutsche Dr. Wolfgang Abel (27) und der Italiener Marco Furlan (26) wegen 10fachen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Opfer, unter anderem italienische Prostituierte und Mönche, auf grausame Weise zu Tode gebracht. Brandanschlag auf ein Münchner Tanzlokal geht auch auf ihr Konto. Bekennerbriefe enthalten Runenschriften und Hakenkreuze, mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Gerichtspsychiater diagnostiziert bei beiden Geisteskrankheit, deshalb zeitige Freiheitsstrafen, geschlossene Anstalt eingewiesen .
Furlan inzwischen (2012) frei. Siehe auch und


Gstaad [AW 26]



Guangxù [RS 179ff]

oder Kuang-hsu, Kaiser von China (ab 1875)
* 1871 + 1908 aus einer Nebenlinie der Qing-Dynastie, von seiner Tante Cíxi adoptiert und als Nachfolger ihres Sohnes, des Kaisers Tongzhi , durchgesetzt. Kränklicher, willensschwacher Knabe. Seine Stimme wegen schwerer Lungenkrankheit kaum hörbar. Bis Volljährigkeit 1889 führt Cíxi die Regentschaft, auch danach hat sie erheblichen Einfluss. Einer der wenigen von Kaiser Guangxù autonom getroffenen Maßnahmen die sog. Hundert-Tage-Reform von 1898, von Cíxi alsbald erstickt; läßt ihn verhaften und internieren. Die meisten seiner Berater hingerichtet oder verbannt. Guangxù stirbt einen Tag vor seiner Tante. Offizielle Todesursache: Nierenschrumpfung infolge Tuberkulose; seit 2008 erwiesen: Mit Arsen vergiftet.


Guersi, Guido [NN 22]

"Bruder Guido Guersi" aus der Dauphiné, Sakristan, Präzeptor des Klosters Isenheim 1471 erwähnt. + 1516 Am Conventsgebäude der Commanderie de Saint-Antoine de Froideval pres Belfort, einer zur Generalpräzeptorei Isenheim gehörenden Einrichtigung Wappen des Guido Guersi mit der Jahreszahl 1496 und im Torgebäude Isenheims Torgebeäude an einem Schlussstein angebracht.
Er erteilte Grünewald den Auftrag für den Isenheimer Altar und ist auf dem dritten Schaubild , linke Tafel, als Antonius abgebildet (beladen mit Amt, Würde und Wappen - unten links) im prächtigen Kostum des Antoniter-Ordens (wohl älter dargestellt - Antonius war 90, als der den 113jährigen Paulus besuchte) - evtl. auch auf der linken Tafel des ersten Schaubildes , weil gewisse Ähnlichkeit.
Wappen auf Grünewaldbild


Gugginger Nervenheilanstalt [CS 171]
Maria Gugging (früher Gugging), Ortsteil von Klosterneuburg/Niederösterreich.
Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie 1885 gegründet, während der Naziherrschaft ab 1943 330 Menschen, als "unwertes Leben" angesehen, ermordet. Anstaltsleiter Emil Gelny (1890-1961 - entzieht sich nach WK II der Justiz durch Flucht) vergiftet Patienten mit Medikamenten oder ermordet sie mit von ihm konstruierten Apparat durch Starkstrom. Weitere 600 Patienten zum Schloss Hartheim bei Linz überstellt und dort vergast.
2007 Klinik aufgelöst.
Nach WK II Leo Navratil prägende ärztliche Persönlichkeit der Anstalt. Beginnt 1954 die Patienten zeichnen zu lassen, 1970 erste Verkaufausstellungen der Kunstwerke der Patienten. 1981 gründet er das Zentrum für Kunst- und Psychotherapie, eine Wohngemeinschaft im Wienerwald, in welcher sich psychiatrische Patienten künstlerisch betätigen. Bekannte Gugginger Künstler: Johann Hauser, Oswald Tschirtner, August Walla sowie Dichter Ernst Herbeck.


Guide Bleu [CS 8]
Bekannter Französicher Reiseführer



Gunzenhausen [AW 75, 80f]

Um 1900 blühende jüdische Gemeinde, etwa 300 Mitglieder, stetig abnehmend, 1925: 215, 1933: 184. Die meisten Juden Handelsleute, zwei Ärzte; Rabbi kommt aus Ansbach. Starker Rückgang im Zusammenhang mit den in Franken besonders starken antisemitischen Strömungen in der Bevölkerung. Schon 1928 werden in G. Scheiben der Synagoge zertrümmert, 1929 18 Grabsteine des jüdischen Friedhofs umgeworfen und teilweise zerstört. Bereits 1931 Boykott jüdischer Geschäfte. März 1933 werden jüdische Bürger auf der Straße tätlich angegriffen, der Sohn des Metzgers schwer verletzt. 1933 verlassen viele jüdische Familien G., um in Großstädte zu ziehen oder auszuwandern. Die NSDAP erzielt überdurchschnittliche Ergebnisse: 1930 35 % (19 im Reichsdurchschnitt), 1932 66 % Prozent der Stimmen. Bürgermeister Dr. Heinrich Münch tritt 1932 der NSDAP bei, engagierter Repräsentant des Regimes. April 1933 erstes Hitler-Denkmal des Deutschen Reichs, der "Völkische Beobachter" bezeichnet G. als den „besten Bezirk". Das Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe pflegt mit seinem Engagement für die NSDAP-nahen "Deutschen Christen" (Bürgermeister Münch gehört als ihr Repräsentant sogar der Landessynode an) die Nähe zum Regime und enge Beziehung zum Gauleiter von Franken Julius Streicher, dem Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes "Der Stürmer", dort häufiger und gern bewirteter Gast, kann in der Zionhalle seine Hetzreden führen, die Leitung des Deutschen Gemeinschafts-Diakonissenverbandes sieht Hitler als Führer und Retter des Vaterlands an, Rektor der Hensoltshöhe Mitglied der NSDAP, und auf so manchem Geburtstag brauner Bürgermeister bringen die Schwestern ein Ständchen. 1934 macht der "Frankenführer" (Streicher) auf der "Höh" seine Aufwartung: er marschiert durch ein Spalier von Schwestern.

"Gunzenhausener Palmsonntagspogrom" vom 25. März 1934: einer der schlimmsten Auswüchse von Judenhass vor der 'Reichskristallnacht' in Bayern sorgt für weltweite Schlagzeilen; so berichten u. a. die New York Times und der Manchester Guardian über die Ausschreitungen in G. Angeführt von der örtlichen SA dringt der Mob gewaltsam in jüdische Wohnungen ein, verschleppt etwa dreißig Männer und Frauen in das Gefängnis ("Schutzhaft"). An dem Pogrom soll sich bis zu einem Drittel der Gunzenhausener Bevölkerung beteiligt haben. Streicher ist in der Stadt. Ein banales Streitgespräch zwischen dem SA-Mann Kurt Bär und dem jüdischen Kaufmann Sigmund Rosenfelder steht am Anfang. Erste Höhepunkte sind die gewaltsame Entfernung des nicht-jüdischen Landwirts Leonhard Baumgärtner durch die SA aus der Wirtschaft Strauss - seit 1906 im Besitz des jüdischen Gastwirts und Metzgers Simon Strauss - bzw. die Jagd nach einem ehemaligen Mitglied des Reichsbanners, dem jüdischen Kaufmann Jakob Rosenfelder. Die Wirtsleute werden bedroht, ihr Sohn Julius unter dem Vorwand, Bär angespuckt zu haben, bewusstlos geschlagen. Der Tag endet damit, dass eine johlende Menge von 1.500 Teilnehmern durch G. zieht. Angestachelt von antisemitischen Hetzreden Bärs dringt sie plündernd und zerstörend in jüdische Wohnungen ein, treibt die Bewohner unter Schlägen ins Gefängnis, dort bis zum Abend des nächsten Tages festgehalten und misshandelt. Max Rosenau und Jakob Rosenfelder kommen unter ungeklärten Umständen ums Leben. Ein höherer SA-Führer, Karl Bär, beendet kurz vor Mitternacht die Gewalt. Im Juni 1934 werden Kurt Bär und rund zwanzig Mittäter in Ansbach zu Haftstrafen (zehn Monate u. a. wegen Landfriedensbruch und Freiheitsberaubung) verurteilt - die Richter bezeichnen die Gewaltakte als „reinigendes Gewitter“. Im April werden Fenster jüdischer Wohnungen und Geschäfte zertrümmert, am 15. Juli erschießt der immer noch freie Kurt Bär aus Rache für dessen belastende Aussage Simon Strauss und verletzt den Sohn Julius schwer. Im August wird Bär deshalb zu lebenslänglich plus zehn Jahren Zuchthaus verurteilt (davon verbüßt er bis zur Begnadigung 1938 vier Jahre). Einen Tag vor der Reichspogromnacht 1938 kauft die Stadt der israelitischen Kultusgemeinde die Synagoge ab, auf Intervention des Feuerwehrleiters als städtischer Besitz von einer Brandschatzung verschont. Symbolisch stürzt man eine Woche später die Kuppeln herab. Auch der Jüdische Friedhof an der Leonhardsruhstraße wird geschändet und weitgehend zerstört. Anfang November 1938 leben 64 jüdische Bürger in G., im Januar 1939 zur "judenfreien" Stadt erklärt. Bis Juni 1938 sind alle jüdischen Geschäfte aufgegeben oder „arisiert“. Die Synagoge wird bis zu ihrem Abriss 1981 gewerblich genutzt.
Lage


Gustafsson, Lars [CS 64]
* 1936 schwedischer Schriftsteller und Philosoph