LEXIKA
AUS: Austerlitz
AW: Die Ausgewanderten
BU: Beschreibung des Unglücks
CS: Campo Santo
LL: Logis in einem Landhaus
LK: Luftkrieg und Literatur
LW: Über das Land und das Wasser
NN: Nach der Natur
RS: Die Ringe des Saturn
SG: Schwindel.Gefühle
UH: Unheimliche Heimat
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Jablonoigebirge [NN 47]



Jacoboson, Dan [AUS 415]
* Johannesburg, Südafrika 1929 Schriftsteller, Kritiker und Essayist. Die meiste Zeit seines Lebens in Großbritannien, dort auch Professur University College London. Seine frühen Romane konzentrieren sich auf südafrikanische Themen, seine späteren Werke umfassen historische Episoden, Memoiren, kritische Essays, Reisen.
"Heshels Königreich. Eine jüdische Familie im 20. Jahrhundert" ist keine Erzählung, die dem Leser zu Anfang Rätsel aufgibt und im letzten Kapitel die Antworten verrät, dennoch findet Jacobosn Dinge über seinen Großvater heraus, von denen er nie geglaubt hätte, daß es möglich wäre. Als er sich in Litauen umschaut und inmitten dieser furchtbaren Leere und Abwesenheit nach ihm sucht, spürt er zum erstenmal die Wirklichkeit und Präsenz jener Gemeinde, zu der sein Großvater gehörte. Die überraschende Entdeckung dabei: Das Beste, was sein Großvater für seine Frau und die Kinder tun konnte, war im Alter von 53 Jahren vorzeitig zu sterben und sie hilflos und ohne einen Pfennig ihrem Schicksal zu überlassen. Mittellos verließ der Rest der Familie Litauen und wanderte nach Südafrika aus. Damit hatten sie einen anonymen Tod durch die Hände von Mördern eingetauscht gegen das Leben selbst.
Als Heshel Melamed 1919 im litauischen Varniai stirbt, weiß niemand, daß sein früher Tod seiner Familie das Leben retten wird. Denn ohne ihren Mann entschließt sich seine Witwe mit den Kindern nach Südafrika auszuwandern. Dadurch entgeht die Familie der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten mehr als zwanzig Jahre später. Alle von uns leiden gleich unter dem eisernen Gesetz der Geschichte, das sie jeder Generation mit derselben Strenge wieder auferlegt. Wir alle werden von denen, die nach uns kommen, unweigerlich als unwissend erkannt, wir ernsthaften Propheten, die wenig oder gar nichts davon wissen, was wirklich vor uns liegt.


Jackson, Andrew [UH 22]
1767 - 1845, 7. Präsident der USA (1829 bis 1837) Gründer der Demokratischen Partei. Spitznamen „Old Hickory“, einer der prägenden Präsidenten. Erster Präsident, der nicht aus der Elite des US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieges stammt. Umfangreiche Änderungen an der Staatsorganisation. Hauptverantwortlich für die gewaltsame Vertreibung der „fünf zivilisierten Indianernationen“ mit ungezählten Todesopfern, siehe wiki


Jakob von Gunten [LL 5]
Roman von Robert Walser , geschrieben in Berlin 1908 bis 1913, wo er als freier Schriftsteller lebt.
Text aus undatierten Tagebucheintragungen des Ich-Erzählers Jakob von Gunten, ein Trotzkopf, der seine vielen Fehler wohl kennt, Berichte aus der Knabenschule, dem Institut Benjamenta. Niederschriften seiner Phantasien und Träume. Jakob: Ich lüge nicht gern. Allgemeine Verunsicherung des Lesers vom Erzähler beabsichtigt. Sagt doch Jakob einmal, der Gedanke interessiere ihn immer mehr als die Sache selber
Das Dorf Gunten liegt im Berner Oberland am Nordufer des Thunersees.


Jakob II. [RS 5, 65]
König Jakob II. von England * London 1633 + Saint-Germain-en-Laye 1701 gleichzeitig Jakob VII. von Schottland, 1685 zum König von England, Schottland und Irland gekrönt. Duke of York (nach ihm New York benannt). Letzter römisch-katholischer Monarch, in Glorious Revolution 1688 abgesetzt. Ihm folgt protestantische Tochter Maria II. und Schwiegersohn Wilhelm von Oranien. Versucht mehrfach auf den Thron zurückzukehren. Auch Sohn James Francis Edward Stuart (the Old Pretender, der "alte Thronanwärter") und Enkel Charles Edward Stuart bemühen sich um die militärische Unterstützung verschiedener europäischer Staaten, letztlich erfolglos. Als Oxford 1646 kapituliert, auf Anweisung des Parlaments im St. James’s Palace eingesperrt. 1648 kann er entkommen, flüchtet verkleidet nach Den Haag, usw. siehe


Janitscharenmusik [LW 71]

ursprünglich Militärmusik der Osmanen, meist bei Militärparaden, Truppenbewegungen (zur Unterhaltung und zur Vorgabe des Marschtaktes) und anschließenden Schlachten, wobei die mitreißende Musik jeden einzelnen Kämpfer motivieren soll. Auch die Heftigkeit eines Angriffes während einer Schlacht durch die Musik gelenkt. Nach Vorgabe des Befehlshabenden schnellere, mittlere und langsame Stücke zur Differenzierung einzelner Stoßangriffe gespielt. Im Zuge der Türkenkriege in Europa, vor allem Österreich bekannt.


Jardin des Plantes [AUS 353]
Botanischer Garten Paris mit 23,5 ha. im Südosten der Stadt, am südlichen Seineufer, grenzt an die Ménagerie du Jardin des Plantes: Pariser Zoo


Jasenovac an der Save [RS 6, 121]

Lager, siehe KZ Jasenovac


Jean Paul [LL 11, 22]
Siehe


Jehol [RS 173] Siehe Chengde


Jelinek, Josef [SG 60]
* 3. Dezember 1871 Cimelice/Böhmen * 20. August 1945 Turnov.
Künstler, Anfänglich Figurenmaler, später Landschafter. Anhänger des franz. Pleinairismus.
Ob das geträumte Landschaftsbild ein solches von Jelinek sein könnte?


Jernegans [RS 41]
siehe


Jerusalem [AW 202ff]

Jerusalem eine der ältesten Städte der Welt, seit 5000 Jahren durchgehend bewohnt. Der Gegensatz zwischen Antike und Moderne in dieser Stadt mit ihrer multikulturellen und multiethnischen Bevölkerung besonders sichtbar. Die Altstadt ist von einer Mauer umgeben und hat vier Teile: das jüdische, christliche, armenische und muslimische Viertel.
Der Bibel nach erobert König David Jerusalem um 997 v. Chr. und macht sie zur „Davidsstadt“, zum politischen und religiösen Mittelpunkt des Israelitenreiches. Für die jüdische Religion und Kultur ist Jerusalem seitdem Zentrum und Hauptstadt. Sein Sohn, König Salomo (um 969–930), soll einen Palast und einen ersten Tempel für Jahwe erbaut haben, auf dem Tempelberg die sogenannten Ställe Salomos. Nach der Spaltung des Königreichs in die Staaten Juda (Süden) und Israel (Norden) wird Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches. Königin Atalja (845–840) entweiht den Tempel (Baalskult), unter König Ahas (741–725) werden auch assyrische Götter verehrt. Hiskia (725–697) reinigt den Tempel, sichert die Stadt durch Mauern und einen Tunnel zur Wasserversorgung. Joschija macht 628 v. Chr. Jerusalem zur alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte.
Nebukadnezar II. erobert Jerusalem zweimal (605 v. Chr. und 597 v. Chr.), führt die jüdische Oberschicht in die Gefangenschaft. 586 oder 607 v. Chr. wird Jerusalem von den Babyloniern eingenommen und zerstört.
Ab 538 v. Chr. Stadt und Tempel wieder aufgebaut.
Unter römischer Herrschaft wird der Tempel im Jahre 70 n. Chr. durch Titus zerstört. Hadrian verbietet nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden den Zutritt zur Stadt, benennt sie in Aelia Capitolina um. Auf dem Tempelberg wird ein römischer Tempel errichtet. Konstantin erklärt Jerusalem zur christlichen Stadt (Bau der Grabeskirche, des größten Heiligtums der Christenheit).
Nach kurzer Besetzung durch die Perser (614–628) und ihre jüdischen Verbündeten kommt die Stadt nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios an Byzanz zurück. 637 erobern Araber, während der Kreuzzüge die Kreuzritter unter Gottfried von Bouillon 1099 die Stadt, die ein Blutbad anrichten (innerhalb dreier Tage 20.000 Bewohner getötet). Das Königreich Jerusalem entsteht. 1187 erobert Saladin, kurdischstämmiger Sultan von Ägypten, Jerusalem. 1229 bis 1244 herrscht Kaiser Friedrich II. hier.
1244 besetzen Mamluken, eine türkische Söldnerschicht, die nach Saladins Tod die Herrschaft in Ägypten übernommen hat, die Stadt. Bis 1517 wechsen sich Tartaren, Mamluken, Mongolen usw. in der Herrschaft ab. Jerusalem hat weniger als 10.000 Einwohner und ist ohne politische Bedeutung. Vollgültige Bürger sind allein Muslime. Christen und Juden müssen sich durch ihre Kleidung kenntlich machen, sie dürfen ihre Religion ausüben, sind aber rechtlich diskriminiert. Es existiert ein christliches und jüdisches Viertel und ein ständiger Strom christlicher und jüdischer Besucher und Pilger.
1516 gewinnen osmanische Türken die Oberherrschaft über Ägypten, Arabien und Syrien. Jerusalem wird Verwaltungssitz eines Regierungsbezirks, was deutlichen Aufschwung bringt. 1535 Befestigungen der Stadt neu errichtet, wie sie gegenwärtig zu sehen sind und Altstadt erhält ihre heutige Struktur.
Die osmanische Verwaltung schwankt zwischen Gewaltherrschaft und erkaufter Toleranz.
Verarmte Juden und Christen leben überwiegend vom Pilgergewerbe. Ab 1860 kommen immer mehr Juden, erste Wohngebiete werden außerhalb der Stadtmauern gegründet. Jerusalem bleibt osmanisch, bis es 1917 von britischen Truppen besetzt wird.


Jeshimon [AW 213]
biblisch: die Wüste, wahrscheinlich irgendein wüster Hochlandstrich südlich des Toten Meers; oder kein Eigenname, sondern einfach Wüste oder Wildnis oder die Gegend, auf die die Hochfläche von Siph herabschaut. (Vgl. 1. Samual 26, 1)


Johannes [SG 276]
siehe Salome


Jordanstrom [AW 208, 210]

Jordan (hebräisch Nahar Ha Yarden, arabisch Al-Urdunn) Hauptzufluss des Toten Meeres und tiefstgelegener Fluss der Erde. Entspringt im Hermongebirge und verläuft entlang der israelisch-jordanischen Grenze durch das Jordantal zum Toten Meer, einem abflusslosen "Endsee", der in einer geologischen Senke liegt.
(Heute übrigens ist der Jordanstrom ist zu einem kümmerlichen Rinnsal verkommen. Syrien, Libanon, Jordanien und Israel zapfen den Jordan unkontrolliert an für Trinkwasser und Landwirtschaft in der heißen Weltgegend. Nur mehr 10% seines Wassers gelangen ins Tote Meer. Zudem verschmutzen Abwässer und Unrat den Fluss).


Judäische Berge [AW 202, 211]

Nördlich des Negev erstrecken sich über eine Strecke von etwa 195 km entlang des Mittelmeeres drei fruchtbare Küstenebenen (siehe Ebene von Sharon ) und östlich davon 700-1000 m hohes Bergland aus Kalksteinen des Erdmittelalters, von Süden nach Norden: judäisches, samaritisches und galiläisches Hochland


Judd, Russel P.[RS 55]
In der Mauer des Friedhofs von St. Marys in Ashby findet sich ein Gedenkstein mit der Inschrift: To the memory of
Lt. Ralph W. Wright
Lt. Jack W. Roper
Lt. Richard Curran
Lt. Carl A. Herrmann
S/Sgt Randolph C. Moore
Who lost their lives near this place on May 7th 1944.

Also on April 8th 1945
Lt. Russell P. Judd
F/P. Louis S. Davis


Die ersteren Männer waren mit einer B17 Flying Fortress der 100th Bomb Group, stationiert in Thorpe Abbotts, Spitzname "Bloody Hundreds" unterwegs. Sie waren am Morgen des 7. Mai 1944 zur einem Angriff auf Berlin gestartet, das Flugzeug fing Feuer und stürzte, während der Pilot versuchte die Kontrolle zu behalten, ab. Fünf Besatzungsmitglieder konnten sich mit dem Fallschirm retten,während der Pilot das Flugzueg stabil hielt, fünf Besatzungsmitglieder starben, darunter der Pilot und Co-Pilot.
Die anderen zwei Namen sind Piloten zweier P47 Thunderbolts der amerikansichen 5th Emergency Squadron, stationiert in Halesworth. Sie kamen von einem Luft-See-Rettungeinsatz oder übten Luftmanöver. Ihre Maschinen kollidierten über dem Fritton See, eine stürzte in den See, die andere auf ein nahegelegenes Feld gegenüber White Lodge. 1971 wurde der Propellerflügel einer P47 im See entdeckt (ausgestellt im USAAF Museum auf der Wright Patterson Airforce base, Ohio).


Judenverfolgung [NN 12]
Pauschale Ablehnung und Verfolgung der Juden und des Judentums, Phänomen seit etwa 2500 Jahren. Geht von Verleumdung, Diskriminierung und Unterdrückung über lokale und regionale Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung bis hin zum Ausrottungsversuch in der systematischen, staatlichen Ermordung von gut zwei Dritteln aller europäischen Juden – dem Holocaust (1941–1945) unter den Nazis (für die rassisch, nicht religiös begründete Judenablehnung erfinden deutsche Judenfeinde um 1880 den Bewgriff „Antisemitismus“).
Der Patriarch in Lessings Drama "Nathan der Weise": Den Juden wird das Lebensrecht abgesprochen, bloß weil sie Juden sind: „Tut nichts, der Jude wird verbrannt.“ Sprachliche und bildliche Darstellungen von Juden, etwa antijüdische Karikaturen, ähneln sich durch die Jahrhunderte stark: Sie sind als „Feinde der Menschheit“ (Antike), „Gottesmörder“, „Brunnenvergifter“, „Ritualmörder“, „Wucherer“ (Mittelalter und frühe Neuzeit), „Parasiten“, „Ausbeuter“, „Verschwörer“ und heimliche „Weltherrscher“ (ab 1789) immer die angeblichen Verursacher aller möglichen negativen Fehlentwicklungen und menschengemachten Katastrophen. Stereotypen allesamt bis in die Gegenwart hinein fortwirkend und immerwiederkehrend.
Im Mittelalter und früher Neuzeit ist zentrale These und religiöses Deutungsmuster des christlichen Antijudaismus der „Christus-“ bzw. „Gottesmord“, der allen Juden Schuld am Tod Jesu gibt, und die „Enterbung“ des Volkes Gottes zu Gunsten der Kirche (Substitutionstheologie) Im Mittelalter hat antijüdische Kirchenpolitik Züge von systematischer Verfolgung. Juden werden nach erfolglosen Missionsversuchen zwangsgetauft, ghettoisiert und dämonisiert. Christliche Judenfeindlichkeit des Mittelalters denkt nicht in rassischen Kategorien, richtet sich gegen alle Juden als Nachkommen der „Mörder“ des Heilands. Im Kontext sozialer Missständen, Kreuzzügen und Pest bzw. Schwarzem Tod führt der Aberglaube häufig zu Massakern (Pogromen) an Juden. Martin Luther empfiehlt 1543 Ausweisung der Juden, Arbeitszwang, Verbot ihrer Religionsausübung und Verbrennung ihrer Gotteshäuser (Werk: Von den jüden und iren lügen).
In Frankfurt dürfen sich Juden überall in der Stadt niederlassen und genießen damit größere Bewegungsfreiheit als in anderen Städten des Reichs. Trotz Synodalbeschlüssen, nach denen kein Jude in einem der Kirche gehörenden Haus oder in der Nähe eines christlichen Friedhofes wohnen sollte, überläßt das Bartholomäusstift die Häuser den Juden gegen hohe Kautionen zur Miete.
Im Mai 1241 (Sebald spricht von 1240?) fallen die meisten Frankfurter Juden einem Pogrom zum Opfer, dem nur wenige durch Annahme der Taufe entgehen. Schlechte Quellenlage. Auslöser der Gewaltakte eskalierende Streitigkeiten um eine jüdisch-christliche Ehe und um die Zwangstaufe. Nach den Annalen der Erfurter Dominikaner 180 Juden getöt. Synagoge geplündert und zerstört, die Torarollen zerrissen. Anschließend breitet sich Feuer aus, das fast die Hälfte der Stadt erfasst. Der Pogrom geschieht trotz Privilegienrechts Kaiser Friedrichs II., das alle Juden im Reich seit 1236 schützt. Kämpfe dauern mehr als einen Tag dauerten, stark befestigter Turm wird erstürmt, auf den sich 70 Juden geflüchtet hatten. Klagelied berichtet von Bogenschützen, die die Rabbiner und ihre Schüler in den beiden Lehrhäusern angreifen.Hinweise, dass es sich bei der „Judenschlacht“ organisierte Aktion, kein spontanes Massaker der städtischen Bevölkerung.
Massaker von 1349: Um die Mitte des 14. Jahrhunderts erneut Gewaltakte gegen die Frankfurter Juden, von denen eine Anzahl flieht. 1349 verpfändet Kaiser Karl IV. das Judenregal der Stadt Frankfurt. Schutz der Juden gehjt an Bürgermeister und Rat der Stadt über. Angesichts der sich häufenden Pogrome seit 1348 (Pestepidemie) Passus in Verpfändungsurkunde, der sich als verhängnisvoll erweist: "dass der Kaiser die Stadt nicht dafür zur Verantwortung ziehen werde, falls die Juden von Todes wegen abgingen oder verdürben oder erschlagen würden“. Das Eigentum getöteter Juden solle an die Stadt fallen.
Nur zwei Wochen nachdem der Kaiser die Stadt verlassen hat, am 24. Juli 1349 werden alle Frankfurter Juden erschlagen oder in ihren Häusern verbrannt. Zahl der Opfer ist nicht genau bekannt, etwa 60. Früher durchwegs Geißler für die Tat verantwortlich gemacht. Sie hatten an anderen Orten Pogrome verübt, weil sie den Juden die Schuld an der Pest gaben. Gegen die Urheberschaft der Geißler sprechen: Bestimmungen der Urkunde sowie, dass Pest Frankfurt erst im Herbst 1349 erreicht. Nach neueren Forschungen ein von langer Hand vorbereitetes Massaker, im wirtschaftlichen Interesse einiger Patrizier und Zunftmeister, die sich auf diese Weise ihrer Schulden entledigen und ungehindert den frei gewordenen jüdischen Besitz aneignen.
Siehe auch Ansbach


Jünger, Ernst [LK 115, 144]
* Heidelberg 1871 † Riedlingen 1998 deutscher Schriftsteller, Philosoph, Offizier (der andere Ritterkreuzträger), Insektenkundler. Mit seinem Frühwerk wird er der sogenannten Konservativen Revolution zugerechnet. Zunächst ambivalentes Verhältnis zum Nationalsozialismus, distanziert sich von diesem in den späten 1930er-Jahren (Massencharakter und geistloser Totalitarismus)


Jugoslawischer Bürgerkrieg [CS 43]
Jugoslawienkriege oder -krise oder Balkankonflikt, 5 der 6 ehemaligen Teilrepubliken betroffen:
- 10-Tage-Krieg in Slowenien (1991)
- Kroatienkrieg (1991–1995)
- Bosnienkrieg (1992–1995)
- Kosovokrieg (März bis Juni 1999)
Vor allem Slowenien und Kroatien fordern unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker Umbau Jugoslawiens zu Konföderation und Umorientierung zu parlamentarischer Demokratie und Marktwirtschaft. Montenegro und Serbien setzen sich für Fortbestand des sozialistischen jugoslawischen Gesamtstaates ein. Jugoslawische Volksarmee (JNA) versucht, die Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen.


Julian, Heiliger [CS 46ff, 216]
Julianus Hospitator, auch Julian der Arme oder Julian der Gastfreundliche, der Gastreie, Heiliger der katholischen Kirche. Soll im 7. Jahrhundert gelebt haben, historische Existenz unsicher. Herkunft unbekannt, vereinzelt wird Belgien angenommen. Leben in Jacobus de Voragines Legenda aurea geschildert, Elemente der Ödipussage sowie der Legenden der Heiligen Eustachius und Christophorus. Julian soll unwissentlich seine Eltern getötet und zur Buße eine Wallfahrt nach Rom unternommen haben. Anschließend lässt er an einem Fluss entweder in Italien (Potenza bei Macerata) oder in der französischen Provence (Gard) nieder und betreibt Herberge für Pilger. Soll auch Kranke gepflegt und mit einer Fähre Reisende an das andere Flussufer gebracht haben. Attribut des Heiligen: brennendes Götzenbild. Literatur: Gustave Flaubert "Die Legende vom Sankt Julian dem Gastreien" : La Legende de Saint Julien l'Hospitalier


Julianischer Kalender [LW 69]
von Julius Caesar eingeführt, in manchen Teilen der Welt noch weit bis ins 20. Jahrhundert gültig, im kirchlichen Bereich teilweise noch bis heute. "Unsere Zeitrechnung" nach dem Gregorianischen Kalender, von Russland 1918 übernommen


Jung, Alexander [UH 32f.]
1799 - 1884 dt. Literarhistoriker, Dichter, Publizist. Maßgebliche Lehrer Schleiermacher und Hegel. 1838 Reise nach Dresden, Prag, Wien, München, Nürnberg, Leipzig und Berlin mit vielen literarischen Begegnungen, u.a. Schelling. Zu Heine kritische Distanz. Typisch für die Haltung einer breiten Bürgerschicht, die, liberal-humanistisch, vor politischer Radikalität und Dogmatik zurückschreckt.


Junghlolz [CS 241]
siehe bei Kranzegg



Jungić, Branco [RS 120]

Bild aus dem Independent-Artikel


Jura [RS 15]
französischsprachiger Kanton im Nordwesten der Schweiz. Deutsch: Republik und Kanton Jura; Französisch: République et Canton du Jura


Jurassus [NN 89]
Mons Jurassus, der französisch-schweizerische Jura, Gebirgsketten, vom Kanton Genf durch Frankreich bis an den Rhein reichend


jus talionis [CS 161]
Rechtsfigur: zwischen Schaden, der einem Opfer zugefügt wurde und der dem Täter zugefügt werden soll, soll Gleichgewicht bestehen. "Auge für Auge", Abhauen der Diebeshand. Unterfall der Vergeltung.


Justizpalast/Brüssel [AUS 27, 42ff]
(niederl. Justitiepaleis van Brussel, franz. Palais de Justice de Bruxelles). Bedeutendstes Gerichtsgebäude Belgiens, zwischen 1866 und 1883 nach Plänen von Joseph Poelaert im Stil des Eklektizismus errichtet. Damals das größte Gebäude der Welt, prägt das Stadtbild nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern auch der exponierten Lage wegen auf dem Galgenberg am Übergang von Ober- zur Unterstadt. Grundfläche 160 m * 150 m, Kuppel 142 m hoch. Enthält acht Höfe, 27 Gerichtssäle und 245 kleinere Räume. Heute: Cour de cassation.