Auf Grünewalds Triptychon in der Pfarrkiche von Lindenhardt
steht Nothelfer St. Ägidius (Svatý Jiljí) auf dem rechten Seitenflügel ganz links. Er hält den Pfeil in der Hand, den Wamba, König der Westgoten, auf eine Hirschkuh abschießt. Die flüchtet sich die Höhle des Einsiedlers Ägidius an der Rhonemündung.
Ägidius, Kaufmann aus Athen, gestorben im 8. Jahrhundert als Abt des Klosters, das ihm der König zur Tilgung seiner Schuld errichten lässt, im Mittelalter einer der populärsten Heiligen, Ägidius werden europaweit Kirchen und Egidiensteine gewidmet, so auch das Dominikanerkloster und die Kirche St. Ägäidius in der Prager Altstadt.
Beide Orte - von Touristen kaum wahrgenommen - haben eine lange und reiche Geschichte.
In der Husova ragt die gotische St.-Ägidius-Kirche mit ihrem ungleichen Turmpaar und dem dreischiffigen, seltsam chorlosen Hallenraum - zu seiner Zeit einer der monumentalsten Sakralbauten der Altstadt, auf. 1625 schenkt Kaiser Ferdinand II. die Kirche dem Dominikanerorden, der in der Nachbarschaft ein Kloster erbaut, das ein Zentrum des Philosophie- und Theologiestudiums wird. Ab 18. Jahrhundert barockisiert man den Innenraum.
Die Wandmalereien bei der Orgel erzählen vom Tod des Inquisitors Schwankenfeld, der auf dem Weg zum Beichtstuhl ermordet wird sowie Szenen aus dem Leben Dominiks und Thomas' von Aquin.
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hic sunt DOMINI CANes
Die Phrase "Hic sunt ..." hat hat heute wieder bei Computerfreaks Weltgeltung, auf frühen Weltkarten ist der Raum jenseits der bekannten Welt häufig mit Fabeltieren wie Seeschlangen und Seemonstern und mit hic sunt dracones gekennzeichnet (lat: Hier leben die Drachen).
Keine Fabelwesen sind die Dominikanerbrüder, die im Kloster St. Ägidius in der Prager Altstadt hausen. Domini Canes, Hündlein des Herrn, heißt der Orden, weil er sich verdient macht bei der Jagd auf die Feinde des angeblichen Herrn der Welt: Seit Beginn der Inquisition Anfang des 13. Jahrhunderts stellen die Dominkaner Inquisitoren zur Aufspürung und Verfolgung von Häretikern.
Giordano Bruno
- selbst ein "Hund es Herrn" - wird Opfer und verbrannt.
Bruno kommt 1588 für ein halbes Jahr nach Prag, gewinnt die Gunst des Kaisers, aber keinen Lehrstuhl - mit 300 Talern von Rudolf II. in der Tasche reist er nach Helmstedt weiter.
Die Dominaker tun sich auch bei der Hexenverfolgung hervor, Heinrich Kramer schreibt den Hexenhammer.
Der Spanier Dominikus gegründet im 13. Jahrgunder den Predigerorden, (lat. Ordo fratrum Praedicatorum), heute allgemein Dominikaner genannt mit weltweit etwa 6.000 Mitgliedern. Dominikus geht nach Südfrankreich, wandert zu Fuß und will durch rastlosen Einsatz als Prediger die Bevölkerung wieder zum katholischen Glauben bekehren. Beim militärischen Kreuzzug des Papstes gegen die Katharer bekehrt er die mit brutalster Gewalt unterworfene Region. Er unterstützt die Gründung von Klöstern in Spanien, Frankreich und Italien, die dem Armutsprinzip und demokratischen Organisationsformen unterliegen.
Für viele Prager ist das Kloster St. Aegidius - direkt im Zentrum der Altstadt verborgen - ein unbekannter und geheimnisvoller Ort. Die erste schriftliche Erwähnung des Ägidius-Kapitels stammt aus dem Jahr 1238, es besteht hier bis 1420, als die Hussiten die Klosterbrüder vertreiben.
Unweit von hier – in der Bethlehemskapelle (siehe
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predigt Magister Jan Hus und ist Johann Nepomuk (siehe
)
als Kanoniker tätig.
Heute finden im barocken Refektorium des Dominikanerklosters Konzerte, Konferenzen, Bankette, Hochzeiten und Empfänge statt, die auch den angrenzende Paradiesgarten einbeziehen, das Kloster bietet Unterkünfte in 3- und 4-Bettzimmern.
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