Kostel sv. Jana Nepomuckého na skalce
St. Johannes von Nepomuk am Felsen




Die Kirche ist nicht die einzige in der tschechischen Hauptstadt, die Nepomuk geweiht ist. Kilian Ignaz Dientzenhofer (siehe ) entwirft - kurz nach der Heiligsprechung Nepumuks durch den Papst - den Plan für die Kloster- und Stiftskirche in der Prager Neustadt an der Vyšegradská in exponierten Lage mit eindrucksvoller Front, Freitreppe und über Eck gestelltem Doppelturmpaar für die Johannes-von-Nepomuk-Bruderschaft, ein barockes Kleinod. Die doppelläufige, mehrfach gebrochene Rampenfreitreppe ist renovierungsbedürftig und unzugänglich, man betritt die Kirche durch das unscheinbare barocke Nordportal neben dem geheimnisvollen Faust-Haus (siehe unten) vom Karlsplatz aus.

Der oktonale Kirchengrundriss mit konkaven Seiten spiegelt sich in der oktogonalen Kanzel mit Schalldeckel, die vergoldete Attribute der vier Evangelisten schmücken.
Auf dem Hauptaltar die Holzstatue Johannes Nepomuks, Modell für die Statue auf der Karlsbrücke und unzählige Nepomuk-Darstellungen auf bayerischen und böhmischen Brücken. Im Hauptfresko der Kuppel stellt der der Maler Jan Karel Kovář sich selbst vor der Staffelei dar.
In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste der Deutschsprachigen Katholischen Gemeinde in Prag statt.
Die Bruderschaft zu Ehren der Jungfrau Maria und des Johannes Nepomuk ist eine religiöse Vereinigung, für sie wird ein eigenes Gebäude an die Kirche gebaut.























Nepomuk

Schutzpatron von Böhmen, Bayern, Salzburg, Seckau, Correggio, Prag, Banat und Santander, der Beichtväter, Priester, Schiffer, Flößer und Müller, des Beichtgeheimnisses, für Verschwiegenheit, gegen Wassergefahren und schlechthin aller Brücken - das alles ist Johannes Nepomuk (Jan Nepomucký), als Johannes Welflin oder Wolfflin um 1350 in Pomuk bei Pilsen in eine deutsch-böhmische Familie geboren und 1393 in Prag in der Moldau ersäuft, Priester, Notar, Pfarrer an der Wenzelskirche, Kanoniker und Anwalt des Vyšehrader Kapitels und der bekannteste Tscheche weltweit ...
Als Generalvikar bestätigt er die Wahl des Kladrauer Abtes Olen - und nicht den königlichen Kandidaten Gerard von Burenitz. König Wenzel lässt Nepomuk verhaften, foltern und von der Karlsbrücke aus in der Moldau ertränken, wo der Leib des im Wasser Treibenden von fünf Flammen umsäumt gewesen sein soll ...
Nach der Legende rührt Nepomuks Streit mit dem König aber nicht aus dem kirchenpolitischen Konflikt her, sondern aus seiner Weigerung, das Beichtgeheimnis zu brechen: Der König will wissen, was ihm seine der Untreue verdächtigte Frau anvertraute.
Bildliche Darstellungen zeigen Nepomuk meist mit einem Kreuz in einer Hand und bisweilen mit einer Hand vor dem Mund. Sein Heiligenschein zeigt fünf Sterne, die für die Buchstaben von "tacui" (lat. ich habe geschwiegen) stehen.





Wenzel IV. der Faule (1361 - 1419)

Historiker bezeichnen ihn als Paranoiker und Tyrannen, der mit der Reitpeitsche um sich schlägt, große Hunde auf unliebsame Menschen hetzt oder sie aus fadenscheinigsten Gründen hinrichten lässt. Die meiste Zeit soll sich er mit Jagdhunden eingeschlossen haben. Vermutlich seit dem Tod seiner ersten Frau Alkoholiker, der 1398 als betrunkener König nicht am Festmahl des französischen Königs Karl VI. in Reims teilnehmen kann, ein Skandal. Die Unbeliebtheit Wenzels verstärkt die Herausbildung des tschechischen Nationalcharakters, der sich vor allem durch den Gegensatz zum Deutschen definiert.
Wer ist dieser Wenzel, der Nepomuk, den verhassten Beichtvater seiner Frau - aus welchem Grund auch immer - foltern und ermorden lässt?
Mit zwei gekrönt zum König von Böhmen, das er bis zu seinem Tod mehr schlecht als recht regiert, Sohn Kaiser Karls IV. und Anna von Schweidnitz, dritter Frau seines Vaters, der ihn als Nachfolger vorsieht, erzieht und stirbt, als er 16 ist.
1376 wird Wenzel zum Rex Romanorum gewählt, tritt 1378 die Nachfolge seines Vaters als König des Heiligen Römischen Reichs an, kümmert sich aber selten um Reichsangelegenheiten, von unfähigen Beratern gelenkt, wird zunehmend despotisch.
1384 nehmen Adlige Wenzel gefangen und setzen ihn in Prag fest, Jobst von Mähren übernimmt die Verwaltung. Nach seiner Rückkehr muss Wezel sich verpflichten, die ausfständischen Rebellen nicht zu bestrafen. 1394 erneut auf der Prager Burg inhaftiert, nach Kämpfen mit Adel und Verwandten wieder entlassen.
1396 versucht Wenzel, die Lage mit Hilfe seines Bruder Sigismund wieder in den Griff zu bekommen. 1397 verschärft sich die Lage, der König berücksichtigt neben dem hohen Adel wieder Günstlinge aus dem niederen Adel, es kommt zu Mordanschlägen, 1400 setzen die Kurfürsten Wenzel als unnützen, trägen, unachtsamen Entgliederer und unwürdigen Inhaber des Heiligen Römischen Reiches ab, wählen Ruprecht aus dem Hause Wittelsbach zum König.
Auch in Böhmen geht es bergab. Auf Druck der Aristokraten beruft Wenzel Bruder Sigismund nach Böhmen, dem er faktisch die Verwaltung überlässt und die böhmische Krone nach seinem Tod verspricht - Gegenleistung: Sigismund soll ihm zum Rückgewinn der Reichskrone verhelfen. Sigismund nimmt ihn gefangen, nach Zwischenspielen flieht Wenzel 1403, 1419 spitzt sich der Konflikt mit den Hussiten zu, Wenzel flieht wieder und stirbt.







Faust-Haus

Wer zur St. Johannes-von-Nepomuk-am-Felsen-Kirche will, muss durch das Portal am Karlsplatz und dann die ganze Länge am Faust-Haus entlang nach hinten wandern.

Faust in Prag? Legende ...
Aber es ist zweifellos eines der geheimnisvollsten Häuser Prags. Das im Kern gotische Gebäude wechselt oft seine Eigentümer, erlebt zahlreiche Umbauten und wird zuletzt 1720 barockisiert.

Einer der vielen Besitzer des Gebäudes ist der Astrologe Jakub Krucinek, der auch am Hof Rudolf II. lebt. Jakub hat zwei Söhne - einer der beiden Brüder ermordet den anderen - angeblich wegen im Gebäude versteckter Schätze. Der Mörder wird hingerichtet.
Nach dieser Familientragödie kauft der englische Abenteurer und wahrscheinlich Spion


Edvard Kelley

das Haus, er wirkt als Alchimist bei Rudolf II. In seinem Haus führt er chemische und pyrotechnische Versuche durch. Als Kelley einen Nachbarn im Streit umbringt, wird er verhaftet. Beim Fluchtversuch aus dem Gefängnis bricht er sich ein Bein, als einer der Urheber der Faust-Legende stirbt er mit 40. Der Magier hat seinen Kollegen John Dee mitgebracht, zu dessen besonderen Talenten der Umgang mit Geistern zählt. Er bringt einen ungewöhnlichen Erdenspiegel mit, einen geschliffenen schwarzen Stein, der Verborgenes, Vergangenes wie Zukünftiges enthüllt.
Alchimist und Scharlatan Edward Kelley hat den finsteren Ruf des Hauses gefesteigt, das er 1590 kaufte.

Noch eins drauf setzt Graf Ferdinand Antonín Mladota von Solopysky, ein Sonderling, der metaphysische Versuche unternimmt. Er arbeitet mit Geräten, die auf Optik, elektrischen Strom und Magnetismus beruhen, umgibt sich mit Figuren, die aufgezogene Federn bewegen, sowie andere in jener Zeit unerklärliche Dinge. Da bleibt das Gerücht nicht aus, Mladota sei mit dem Teufel im Bunde.

Seine Umgebung hält ihn für einen Zauberer. Die Legende verwechselt den Adeligen mit einem armen Studenten, der in dem verlassenen Palast nicht nur Reichtum, den dort Doktor Faust angeblich hinterließ, sondern auch den Tod gefunden haben soll, als er versuchte, nach den schwarzen Zauberbüchern von


Doktor Faust

zaubern - unlängst entdeckt man im Erdgeschoss Malereien mit alchimistischen Zeichen und Symbolen sowie ein Stilleben mit alchimistischen Werkzeugen.

Die Verbindung mit Doktor Faust ist späteren Datums. 1840 taucht die Bezeichnung Faust-Haus in der Illustrierten "Vlastimil" auf, der tschechische Schriftsteller Alois Jirasek schreibt eine Bearbeitung, sein Buch "Alte böhmische Sagen" ist Pflichtlektüre. Legenden wollen auch einen unterirdischen Gang kennen, der das Neustädter Rathaus mit dem Faust-Haus verbindet . . .

Verursachte das Loch in der Decke, durch das der Teufel seine Opfer holt, während der preußischen Belagerung Prags im 18. Jahrhundert oder 1945 eine amerikanische Bombe?
2003 bricht in der Bibliothek des Faust-Hauses ein Brand aus - vorsätzliche Brandstiftung - und heute hat im Zauberer-Haus die erste medizinische Fakultät der Karlsuniversität ihren Sitz.











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