Untergang der Schiller

Die Schiller war ein Passagierdampfer der Deutschen Transatlantischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft mit einer Besatzung von 120 Mann.
Am 27. April 1875 verlässt das Schiff New York, Ziel Hamburg. Sie will wie üblich Plymouth und Cherbourg anlaufen, an Bord sind 101 Mann Besatzung, 254 Passagiere und eine wertvolle Ladung (Maschinen und eine größere Menge Goldmünzen).
Am 7. Mai 1875 hält die Schiller - schon drei Tage in dichtem Nebel unterwegs - Kurs auf die Scillys. Um 22h läuft das Schiff wegen eines Navigationsfehlers 7 Kabellängen ostsüdöstlich von Bishop Rock bei den Retarrier Ledges auf Grund.

Die Crew hatte Bishop Rock nicht gesichtet.

In der Panik nach dem Auflaufen können sich 27 Männer und eine Frau mit den beiden kleineren Rettungsbooten im Heckbereich, die noch mehr Personen hätten aufnehmen können, retten. Die Schiffsführung entscheidet, die sechs großen Rettungsboote während der Nacht und bei der Lage des Schiffes nicht einzusetzen. Der 3. Offizier macht auf der Stb-Seite ein Rettungsboot klar, das - vollbesetzt - ein fallender Schornstein des Schiffes erschlägt. Die Crew versucht, durch Dampfabblasen und regelmäßige Bordkanonenschüsse Aufmerksamkeit auf das gestrandete Schiff zu erregen. Dies wird, wenn man es überhaupt registriert, fehlgedeutet, da viele Schiffe bei Erreichen des Ärmelkanals und Sichtung des Leuchtfeuers Bishop Rock Freudenschüsse abgaben.
Frauen und Kinder bringt die Crew ins große Deckshaus, da sie dort besser geschützt seien. Schwere Brecher zerstören erst das Dach und spülen dann die Schutz Suchenden zum Entsetzen ihrer Angehörigen davon. Heimkehrende Fischer sichten im Morgengrauen das Wrack, ein Lotsenboot und Rettungsboote kommen zur Unfallstelle. Sie können nur zehn Männer retten.

Insgesamt überleben 37 Menschen, von 92 weiblichen Passagieren nur eine, keines der 52 Kinder. Mit 335 Toten handelt es sich um einen der schwersten Unfälle im Ärmelkanal,
Über 100 Leichen treiben in den folgenden Tagen auf den Inseln an, die man gemeinsam bestattet.

Augenzeugenbericht des Franz Otto Schellenberg aus Ebersbach bei Glauchau



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