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King Mithridates his Oneirocritica.
Aristotle de Precationibus.
Democritus de his quæ fiunt apud Orcum, & Oceani circumnavigatio.
[A defence of Arnoldus de Villa Nova, whom the learned Postellus conceived to be the author of De Tribus Impostoribus.]
Epicurus de Pietate.
A Tragedy of Thyestes, and another of Medea, writ by Diogenes the Cynick.
King Alfred upon Aristotle de Plantis.
Seneca’s Epistles to S. Paul.
King Solomon de Umbris Idæarum, which Chicus Asculanus, in his Comment upon Johannes de Sacrobosco, would make us believe he saw in the Library of the Duke of Bavaria.


Ein sehr umfangreiches Sammelsurium zur Traumdeutung enthält die Inventar-Nr.



Mithridates



Though I thy Mithridates were,
Framed to defy the poison-dart,
Yet must thou fold me unaware
To know the rapture of thy heart,
And I but render and confess
The malice of thy tenderness.

For elegant and antique phrase,
Dearest, my lips wax all too wise;
Nor have I known a love whose praise
Our piping poets solemnize,
Neither a love where may not be
Ever so little falsity.

James Joyce spielt in diesem Gedicht auf Mithridates an.

Nicht nur zu Putins Zeiten, auch schon im Altertum gibt es Streit um die Krim. Einer der Akteure ist er, zwei Beinamen hat er: Eupator Dionysos oder Mithridates der Große. Mozart schreibt eine Oper mit seinem Namen. Er vertreibt Mutter und Bruder vom Thron, zahlreich sind die Sagen, die sich um seine Person ranken: 22 Dialekte, nämlich die sämtlicher untergebenen Völker, soll er gesprochen haben und sechs Mal verheiratet gewesen sein. Oneirocritica ist die Kunst der Traumdeutung, unter Mithridates' Geheimpapieren finden die Römer 'Traumschlüsel', Deutungen seiner Träume und derer der Königin. Traumdeuter und Wahrsager begleiten den kleinasiatischen König auf allen seinen Feldzügen, ihre prophetischen Visionen beeinflussen seine Kriegsoperationen.

Mithridates VI. (134 vor Chr. bis 63), ab 120 bis zu seinem Tod König von Pontos, dem größten und einflussreichsten Königreich Kleinasiens, kämpft immer wieder gegen die Römer.

Aufgrund der Ausbeutung der römischen Provinz Asia durch die Steuereintreiber, ist der Hass auf die Römer weit verbreitet. Mithridates kann sein Reich ausdehnen, am Ende aber besiegt Pompejus ihn und die eigene Familie setzt Mithridates ab, von einem Getreuen lässt er sich erdolchen. (Sein Versuch, sich zu vergiften misslang, da Mithridates durch kontrollierte Gifteinnnahme Immunitäten aufgebaut hatte (Mithridatisation)).

Aristoteles

384 v. Chr. bis 322, der wohl bekannteste und einflussreichste Philosoph.

Dass Aristoteles etwas zu Gebeten (de precationibus) geschrieben haben soll, ist eine Erfindung Brownes.

Aristoteles argumentiert zwar für einen göttlichen Beweger, denn wenn alle Substanzen vergänglich wären, alles vergänglich sein müsste, sind Zeit und Veränderung selbst jedoch notwendig unvergänglich. Die kreisförmige Bewegung der Fixsterne muss als Ursache eine ewige und immaterielle Substanz haben, eben den Beweger. Dieser aber muss als letztes Prinzip unbewegt sein.

Seine Tätigkeit ist die lustvollste und schönste. Da er immaterielle Vernunft ist und seine Tätigkeit im Denken des besten Gegenstandes besteht, denkt er sich selbst: das Denken des Denkens. Da nur Lebendiges denken kann, muss er zudem lebendig sein. Den unbewegten Beweger identifiziert Aristoteles mit Gott.

Der unbewegte Beweger bewegt die gesamte Natur. Die Fixsternsphäre bewegt sich, da sie mit der Kreisbewegung die Vollkommenheit nachahmt. Die Lebewesen haben Anteil an der Ewigkeit, indem sie mittels der Fortpflanzung ewig bestehen.

Wozu dann Gebet?



Demokrit

100 Jahre soll er alt geworden sein, der Sohn reicher Eltern rühmt sich, von allen Menschen seiner Zeit die meisten Länder bereist zu haben und zu den Gebildetsten unter den Lebenden zu gehören. Von seinen Schriften sind nur Fragmente erhalten, der Mondkrater Democritus ist nach ihm benannt.

Demokrit, geboren 460 v. Chr., ist ein Vorsokratiker.

Dass er auf seinen Reise den Ozean umsegelt hat (Oceani circumnavigatio), erscheint unwahrscheinlich, auch, dass er etwas daüber schrieb, was in der Unterwelt geschieht (de his quæ fiunt apud Orcum), ist nicht bekannt.



Arnoldus de Villanova
geboren 1235
ertrunken 1311 (Schiffbruch)


Guillaume Postel
1510 bis
1581

Browne will Arnoldus de Villa Nova verteidigen (defence of Arnoldus de Villa Nova), den Postellus für den Autor des "Buchs von den drei Betrügern" (De Tribus Impostoribus) hält.

Aarnoldus, spanischer Arzt, Chemiker, Pharmazeut, Traumforscher, Diplomat; er vergleicht Träume mit einer Lupe, durch die man Krankheitssymptome erkennen könne, schon lange vor ihrer Wahrnehmbarkeit im Wachbewusstsein, und lange vor Sigmund Freud.

Die Traité des trois imposteurs sind voneinander unabhängige, anonyme, religionskritische Bücher, deren Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. Sie entlarven Moses, Jesus und Mohammed als Betrüger.
Nach ihnen existiert
- weder ein persönlicher, freier und intelligenter Welturheber
- noch die Freiheit und Verantwortlichkeit des Menschen
- noch Strafe und Belohnung für des Menschen Handeln im Jenseits
- noch die Vorsehung
- noch eine zweckmäßige, auf den Menschen bezogene Schöpfung
- oder gar die Unsterblichkeit der Seele

Abwegig erscheint die Bezugnahme auf Arnoldus nicht, einer der ersten Traumdeuter, bezichtigt als Häretiker.

Ob Guillaume Postel (keinesfalls zu verwechseln mit Gerd Postel, den Hochstapler, auf den auch der Verfasser dieses Blogs hereinfiel!), oder Rorisperge, oder Elias Pandocheus oder Guilhelmus Postellus, der nomadisierende Normanne, Humanist, Mathematiker, Kartograph, Linguist, Kabbalist, Orientalist, Mystiker, Astrologe und Visionär, etwa gar selbst "Die drei Betrüger" schrieb, ist nicht sicher. Neben Portugiesisch, Spanisch, Hebräisch, Italienisch, Arabisch, Syrische beherrscht er noch andere semitische Sprachen. Konstantinopel, Paris, Rom, Venedig, Jerusalem, Ägypten, Dijon, Besançon, Basel, Wien.

Er offenbart Ignatius von Loyola seine Vision einer Weltherrschaft Frankreichs samt französischem Papst, muss deshalb den Jesuitenorden verlassen. Er veröffentlicht eine Verteidigung (Apologia pro Serveto) des von



Johannes Calvin

verbrannten Ketzers Michael Servetus (auch er ein möglicher Verfasser der "drei Betrüger".)

1555 verurteilt die Inquisition Postellus wegen Häresie, lässt ihn aber frei, weil sie Postellus als amens (schwachsinnig) einstuft. 1556 sperrt ihn der Papst in die 'Ripetta' ein, das Gefängnis für Juden und Häretiker. Er entkommt, geht in den Hausarrest im Kloster St-Martin-des-Champs nördlich von Pairs und stirbt nach gut 20 Jahren.



Epikur



Tritt ein, Fremder!
Ein freundlicher Gastgeber wartet dir auf mit Brot und mit Wasser im Überfluss,
denn hier werden deine Begierden nicht gereizt,
sondern gestillt.
Die sinnlichen Begierden,
deren Berechtigung nur eingeschränkt akzeptiert wurde,
sollten sich auf die kleinen,
leicht erreichbaren Freuden richten:
Schicke mir ein Stück Käse,
damit ich einmal gut essen kann.

So lautet die Inschrift am Eingang zu seinem berühmten Garten Kepos.

Die Rede ist von Philoph Epikur, geboren 341 v. Chr. auf der Ägäisinsel Samos und 270 vor Chr. in Athen gestorben.

Alle kennen das Zitat von Horaz, der sich selbstironsich "als Schweinchen aus der Herde Epikurs" bezeichnet.

Epikurs Weltanschauung ist gerichtet sich auf das individuelle Lebensglück und Seelenheil, die 'Eudaimonie'. Er entwickelt besondere Formen der Bedürfnisregulation zum Zweck der Lustmaximierung, alles Streben ist radikal diesseitig, begründet in der Auffassung, dass auch die menschliche Seele mit dem Tod zur Auflösung kommt. Grundmotiv: Nicht ein ewiges Leben, sondern der bei Lebzeiten zu vollendeter Seelenruhe (Ataraxie) gelangte Weise.

Wilhelm Reich, Erich Fromm und vor allem Herbert Marcuse beziehen sich auf das Lustprinzip Epikurs. Sie kritisieren aber seine negative Einstellung zur politischen Aktivität, seinen Verzicht auf Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen. Marcuse hält diese Zurückhaltung für einen verfehlten Minimalismus und meint, Epikur sei seinen Weg nicht zu Ende gegangen.

Das Zitat Brownes von der Frömmigkeit (de Pietate) meint die Schrift De natura deorum ("Vom Wesen der Götter"), wo Cicero ein Gespräch widergibt, das der Stoiker Q. Lucilius Balbus, der Epikureer C. Velleius und der Akademiker C. Aurelius Cotta, Vertreter der drei wichtigsten antiken Philosophenschulen, über das Wesen der Götter und ihre Beziehung zu den Menschen führen. Dort finden sich viele Parallelen zur doxographischen Darstellung "de pietate" des Philodemus.



Diogenes



Alles gehört den Göttern.
Die Götter sind Freunde der Weisen.
Freunden ist alles gemeinsam.
Es folgt: Alles gehört den Weisen.

Die Logik des Kynikers Diogenes aus Sinope (heute Sinop in der Türkei, Hafenstadt und Badeort am Schwarzen Meer), geboren etwa 410 v. Chr., gestorben etwa 323.

So macht er sich bekannt:
Alexander: "Ich bin Alexander, der große König."
Diogenes: "Und ich Diogenes, der Hund."

Als Wohnung dient ihm ein Fass, wo er auch öffentlich masturbiert.
7 Tragödien hat er geschrieben haben, draunter die über Thyestes und Medea.

Thyestes,
mythologischer König von Mykene. Zusammen mit Atreus ermordet er Halbbruder Chrysippos, wird später Liebhaber der Aërope, zeugt mit Tochter Pelopeia Sohn Aigisthos, der Atreus tötet. Aigisthos und Thyestes exilieren Atreus’ Söhne Agamemnon und Menelaos nach Sparta, wo König Tyndareos ihnen Töchter Klytaimnestra und Helena zur Frau gibt.

Medea,
eine ebenso blutrünstige Story, bekannter Stoff der Weltliteratur, der bildenden Kunst und Musik.
Zauberkundige Tochter des Königs Aietes, zu dem die Argonauten segeln, um ihm das Goldene Vlies abzujagen, verliebt sich in Iason, flieht mit ihm (und dem Vlies), heiratet Iason, der sie später verstößt; aus Rache ermordet Medea Kreon, dessen Tochter und ihre eigenen Kinder, flieht nach Athen und heiratet König Aigeus.





Nicht dieser König Alfred ist gemeint, sondern jener

Alfred der Große

Am meisten wird er durch die Episode mit den verbrannten Kuchen erinnert. Auf der Flucht vor seinen Feinden findet er Schutz bei einer Bauersfrau. Die Bäuerin weiß nicht, wen sie da in ihre Hütte aufgenommen hat und bittet den Fremden, auf ihre Kuchen im Ofen aufzupassen. Der König ist so vertieft in die Probleme seines Königreiches, dass er die Kuchen anbrennen lässt und dafür reichlich Schelte von der Bauersfrau bezieht.

Alfred der Große, 848 bis 899, vereinigt die angelsächsischen Königreiche unter der Hegemonie von Wessex, schafft die altenglische Sprache und fördert die Literatur, verteidigt sein Reich erfolgreich gegen Einfälle der Wikinger, gilt als guter und weiser Regent und erhält als einziger britischer Herrscher den Beinamen "der Große".

Mit 36 Jahren lernt er noch Latein und lädt zahlreiche Gelehrte aus dem Frankenreich zu sich nach England ein, übersetzt Boethius' "Trost der Philosophie".

Ob Alfred etwas zu dem Werk De plantis des Aristitoteles geschrieben hat, ist nicht sicher.

Oder will Browne uns Glauben machen, Alfred von Sareshel sei Alfred der Große?

Dieser Alfred, englischer Philosoph des 13. Jahrhunderts, hat jedenfalls die pseudo-aristotelischen Schrift de plantis (Pflanzen) aus dem Arabischen übersetzt.



Seneca

Lucius Annaeus Seneca, genannt Seneca der Jüngere, gestorben 65 n. Chr., römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und Stoiker, einer der meistgelesenen Schriftsteller seiner Zeit, gehört auch zu den reichsten und mächtigsten Männern seiner Zeit. Erzieher und Berater des späteren Kaisers Nero, aber Senecas Bemühen, Neros eigensüchtig ausschweifendes Temperament zu kontrollieren, ist nicht von Erdfolg gekrönt: Der Kaiser beschuldigt ihn am Ende der Beteiligung an einer Verschwörung, befiehlt Seneca die Selbsttötung, was dieser vollzieht.

Der Briefwechsel Senecas mit Apostel Paulus ist gefälscht und stammt aus dem 4. Jahrhundert, wurde aber jahrhundertelang als echt angesehen, Erasmus von Rotterdam versetzt der Fiktion mit seiner Kritik den Todesstoß. Die inhaltlich dürftige Korrespondenz ist in stilistisch bescheidenem, nachklassischem Latein verfasst.



Salomo

Nicht König Salomon, nach biblischer Darstellung im 10. Jahrhundert v. Chr. dritter König nach Saul und David im vereinigten Königreich Israel, der den ersten Tempel in Jerusalem erbaut haben soll, lässt Schatten auf Ideen fallen (de Umbris Idæarum), sondern Giordano Bruno tut das - wesentlich später.



Johannes de Sacrobosco aus Schottland, gestorben 1256 in Paris, ist Mathematiker und Astronom, einer der ersten in Westeuropa, der arabische Ziffern verwendet.

Albrecht, 1550 Herzog von Bayern, leidenschaftlicher Sammler und Kunstfreund, baut eine Hofbibliothek auf (aus der sich die heutige Bayerische Staatsbibliothek entwickelt). Er beginnt mit dem Kauf der mehr als 800 Bände umfassenden Bibliothek des Humanisten Johann Albrecht Widmannstetter und erweitert sie später bedeutend um die Bibliothek Hans Jakob Fuggers.

Chicus Asculanus oder Cecco d’Ascoli, eigentlich Francesco Stabili oder Cichus Esculanus, 1257 bis 1327, italienischer Dichter, Arzt, Astronom, Astrologe und Freidenker, verfasst zur Sphaera von Johannes de Sacrobosco einen Kommentar, wo er kühne Behauptungen über das Wirken von Dämonen aufstellt, was zu seiner Verurteilung durch die Geistlichkeit zu Fasten und Gebet und Zahlung einer Geldbuße führt.

Sein unverhohlenes Freidenkertum führt zur erneuten Anklage wegen Gottlosigkeit und Verurteilung zum Tode, er verbrennt in Florenz auf dem Scheiterhaufen.



Cecco d’Ascoli,

ein Mann von ungeheurer Gelehrsamkeit und großen und vielfältigen Fähigkeiten (auch nach ihm ist ein Mondkrater benannt: Cichus), mit einem Wissen, das auf Experiment und Beobachtung beruht – was ihn aus den Gelehrten jenes Zeitalters heraushebt. Er weiß von metallenen Meteoriten und Sternschnuppen, der Tau ist ihm kein Rätsel, versteinerte Pflanzen erklärt er durch Umwälzungen der Erdoberfläche, die zur Bildung von Bergen führten, er soll sogar den Blutkreislauf erkannt haben.

Wo genau Cecco d’Ascoli uns Glauben machen will, die Bibliothek des Bayerischen Herzogs besucht zu haben, sagt uns Sir Thomas Browne nicht.





Mithridates Reich am Anfang (dunkelllila) und am Ende (helllila) seiner Herrschaft







Kloster St-Martin-des-Champs





Briefschreibender Paulus und Seneca zwischen Platon und Aristoteles

Aus Chicus Asculanus' 'Liber acerbe etatis'