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A Poem of Ovidius Naso,
written in the Getick Language,
during his exile at Tomos,
found wrapt up in Wax at Sabaria,
on the Frontiers of Hungary,
where there remains a tradition that he died,
in his return towards Rome from Tomos,
either after his pardon or the death of Augustus.






Ovid Naso

War er wirklich verbannt, hat Sebald den heiligen Dionys in Bamberg und die Winterkönigin im Zug nach England getroffen?

Hat Ovid den Brief Ariadnes alias

Philippa Combers an Theseus alias Max wirklich geschrieben?

Wie kommt ein gotisch geschriebenes Gedicht in Wachstuch gewickelt nach Sabaria? Richard Bright reist 1814 durch Ungarn und kommt auch dorthin, wo Ovid angeblich begraben ist und man seinen Grabstein findet.

In den 'Tristia' schreibt Publius Ovidius Naso, der römische Dichter, er sei 43 v. Chr. in Sulmo, geboren, etwa 150 km östlich von Rom.

Seine Tochter stammt aus seiner zweiten Ehe, mit seiner dritten Frau ist er bis zu seinem Tod verheiratet. Die Mitteilung seiner 'relegatio' - eine milde Form der Verbannung, der Betroffene behält Vermögen und Bürgerrecht - nach Tomis (Constanţa in Rumänien, wo es noch heute den Vornamen Ovidu gibt) erreicht ihn in Elba.
Ovid schreibt, die Strafe sei ein Gedicht, ein Irrtum und ein Mitwissen gewesen, vermutlich vom Ehebruch der Augustus-Enkelin Julia.

Seine Grabinschrift entwirft er selbst:



Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum
Ingenio perii, Naso poeta, meo.
At tibi qui transis, ne sit grave quisquis amasti
Dicere: Nasonis molliter ossa cubent.*

Cotta, ein Bewunderer des Dichters, reist nach Tomi, um Gerüchte von dessen Tod zu überprüfen.
Die Stadt ist bevölkert von Figuren aus den Metamorphosen, den Dichter findet Cotta nicht. Er erlebt das Ende eines zweijährigen Winters, beginnt eine Beziehung zu der entstellten Echo; sie erzählt von Ovid, der Geschichten in erlöschenden Feuern lesen konnte, sie enden mit der Verwandlung der Protagonisten in Steine. Cotta will die Erzählungen sammeln und im Buch der Steine wiedergeben.
Cotta droht der Verlust des Selbst, er begibt sich ins nahe gelegene Gebirge, wo "Die letzte Welt" Christoph Ransmayrs von 1988 endet, in dessen Werk, schreibt Sebald, die in der angst- und ahnungsvollen Aufzeichnung der Veränderung des Lichts, der Landschaft und des Wetters allmählich aufdämmernde Erkenntnis der im weitesten Umraum sich vollziehenden Dissolution und Zerrüttung der natürlichern Heimat des Menschen sichtbar wird (Unheimliche Heimat S. 16).

Der Zensor Rumäniens will "Die letzte Welt" nicht zulassen, da 'darin zu deutlich auf die rumänischen Verhältnisse und die Rolle des großen Conducators Nicolae Ceaucescu Bezug genommen werde.'

*)Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter,
Spieler zärtlicher Liebesgeschichten,
bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen.
Aber dir, der du vorbeigehst, soll es, wenn du je geliebt hast,
nicht schwerfallen zu sagen:
Mögen Nasos Gebeine weich ruhen!



J.M.W. Turner: Ovid verbannt aus Rom 1838