Erst als ich Ende November in der Londoner Tate Gallery durch einen bloßen Zufall (ich war eigentlich gekommen, Delvaux' Schlafende Venus anzusehen) ... |
Er aber, Ferber selbst, den ich, von draußen hereinkommend, zunächst gar nicht gesehen hatte, saß in seinem
roten Samtfauteuil im Halbdunkel des Hintergrunds, hielt eine Teetasse in der Hand und blickte seitwärts her
zu dem Besucher, der jetzt, wie Ferber damals, auf die Fünfzig ging, während er, Ferber, bald an die siebzig Jahre zählen mußte.
Sein Begrüßungswort war: Aren't we all getting on! Mit einem hintertriebenen Lächeln sagte er dies,
und dann deutete er, der mir in Wirklichkeit nicht im geringsten gealtert schien, auf die an demselben Platz
wie vor fünfundzwanzig Jahren an der Wand hängende Kopie des von Rembrandt gemalten Porträts eines Mannes mit einem
Vergrößerungsglas und setzte hinzu: |
Rembrandts Bildnis eines Mannes mit Vergrößerungsglas (gemalt 1667/68) ist dem Spätwerk zuzurechnen.
Die vielgerühmten Lichttechniken, das dramatische Hell-Dunkel ist hier zur Reife gebracht, quasi ausformuliert.
Zwei Lichtquellen strukturieren das Bild: |
![]() Rembrandt van Rijn, Mann mit Lupe ca. 1668 Öl auf Leinwand, 914 *743 mm The Metropolitan Museum of Art, New York |
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In Rembrandts Porträts ist die geschlechtsspezifische Differenzierung gering.
Auch bei weiblichen Personen idealisiert er Alter und Unschönheit nicht weg.
Kleine sprechende Details steuert er bei, wie in den Pendantbildern 1668, bei denen
er dem Mann ein Vergrößerungsglas, der Frau eine Nelke in die Hand gibt. |
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