Fast 9.000 Karmelitinnen weltweit gehören dem größten beschaulichen Orden an, der
auf allen Kontinenten vertreten ist.
1150 wird der
Orden der Brüder der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel
(lat. Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo)
gegründet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sein weiblicher Zweig.
An der Südseite des Hradschin-Platzes liegt das Kloster der Unbeschuhten
Nonnen von der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel
(Klášter bosých karmelitek s kostelem sv. Benedikta), integriert ist
St. Benedikt, die ursprüngliche Pfarrkirche der Prager Burg, 1353 erstmals erwähnt.
Das Kloster befindet sich dort, wo vorher das Haus des Bohuslav Hasištejnský von Lobkowicz
steht.
Zwischen all den Sehenswürdigkeiten fällt die Kirche auf dem Hradschinhügel,
in der die Mumie der Äbtissin Marie Elekta
aufbewahrt ist, nicht auf, die Kommunisten machen aus dem Kloster ein Luxus-Hotel für Staatsgäste,
heute leben hier wieder Ordensfrauen.
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Tourist in Prag:
... all diese abgeklapperten Attraktionen zwischen der astronomischen
Uhr und den Schwarzlicht-Theatern, zwischen Wachablösung auf dem Hradschin und abendlichem
Pils-Saufen in einer ach so echten Prager Kneipe.
Ich bin 2009 zum 3. Mal hier. Beim ersten Mal, 1972, war die Stadt grau, leer, kalt, wie gelähmt
unter der allgegenwärtigen kommunistischen Diktatur. Kaum Hotels, wenige und unattraktive Geschäfte,
so dass ich Probleme habe, meine per Zwangsumtausch erworbenen tschechischen Kronen auszugeben.
1999 Stadt im Umbruch. Überall Baustellen, Umbauten, Neubauten, Renovierungen,
viele Geschäfte, viel Nepp: Bald wird Prag in neuem Glanz erstrahlen ...
Was soll ich nur von diesem Prag halten, diesem immer noch nicht so recht herausgeputzten Freiluftmuseum
für in- und ausländische Busladungen und Sightseeing-Wandertage? Böhmisches Kristall
und allerlei Nippes scheinen der Verkaufsschlager zu sein, überall soll der reisende Mensch
in ein Lokal, ein Konzert, eine Fastfoodverkaufsstelle oder ein obskures Museum gelockt werden.
... ist schon vormittags der Altstädter Ring
voller Reisegruppen, die natürlich, wie ich auch, zur Karlsbrücke wollen, die jetzt auch Charles' Brigde
heißt. Dass sie wissen, was Karluv most bedeutet, scheint man den
Nicht-Tschechen nicht zuzutrauen und deutsche Namen werden immer
noch nach Möglichkeit vermieden.
Gedränge. Fernost-Mönche in gelben Kutten
filmen mit ihrer Panasonic die Moldau, andere aus Fernost Angereiste lauschen
andächtig ihrer Führerin. Tschechische Schulmädchen führen ihre hautengen
Schulmädchen-Jeans spazieren, die Jungs betrachten ehrfürchtig die Bentleys vor dem Hotel
Four Seasons (Zimmerpreise ab 300 €). Überhaupt hat die Zahl der Luxuswagen zwischen
Porsche und BMW X5 mit tschechischen Kennzeichen enorm zugenommen.
Lebensmittelgeschäft. Gibt es nicht, die ganze Altstadt
gehört den Touristen und die sollen in eins der Restaurants gehen, die alle ihre supergünstigen
Superspezialmenüs anpreisen. Tourismus, der auch vor den Kirchen nicht halt macht.
Das Sakrale allerdings ist flüchtig – Schautaufeln, Andenkenstände, Konzertankündigungen,
Dauerberieselung, Reisegruppen. Manch ein Sakralbau in Prag
ist nur noch ein Bau, zur Andacht komme ich hier nicht.
... raus aus dem Trubel, Bank am Moldauufer. Zusammen mit einer Taube ...
Der Blick vom Moldauufer auf die Prager Burg ist
umwerfend, wie immer und immer noch. Der Berg, die Silhouette, das viele Grün dazwischen,
ein Höhepunkt städtebaulicher Gestaltung.
Aber: Geschäftstüchtigkeit, Westimporte von Subway bis Starbucks im international-genormten
Design Tourismus, T-Shirt-Läden wie in allen Touristenzentren, Wechselstuben,
vieles wirkt irgendwie billig, einer Stadt mit so stolzer Vergangenheit unwürdig.
Der Tourismus überlagert die historische Substanz, die Tschechen jedenfalls lieben ihr Prag,
meine Prager Bekannten sagen:
Ins historische Zentrum gehen wir fast nie mehr, das ist nichts mehr für uns, manchmal
noch in die Oper, aber seit die vielen Touristen kommen, können wir uns die Eintrittskarten kaum noch leisten.
Martin Haeusler
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