Jesuiten SJ
Kaum ein christlicher Orden in der Weltgeschichte hat sich in seiner knapp fünfhundertjährigen Existenz so oft in Widersprüche verstrickt.
Auch in Böhmen hinterlassen die Jesuiten unauslöschliche Spuren. Sie kommen, um "die Ketzer" zum rechten Glauben zurückzubringen. Mitte des 16. Jahrhunderts treffen sie auf ein Land, in dem die Bewohner sie nicht mit offenen Armen empfangen. Mit den Andersgläubigen ohne Gnade Schluss zu machen, von dieser Mission lassen sich die Jesuiten nicht abschrecken, sie sind ausgezeichnete Prediger, besuchen Krankenhäuser und Gefängnisse, veranstalten Theateraufführungen und sind im Schulwesen höchst erfolgreich.
Ihre im Barockstil errichteten Bauten sind unübersehbar, imposant, majestätisch und überwältigend, zeugen bis heute von Macht und Reichtum, beides erlangen die Jesuiten unter der Obhut der Habsburger Herrscher, des katholischen Adels und später auch des Bürgertums.
Konsequente Rekatholisierung der böhmischen Länder nach der Schlacht auf dem Weißen Berg, wo die böhmischen Protestanten 1620 vernichtend geschlagen werden, und der riesige Aufschwung des Ordens einschließlich weltweiter Mission gehen miteinander einher.
Im Jahre 1773 löst Papst Klement XIV. den Orden auf; zwar erneuert ihn 1814 Papst Pius VII., die Zeit des Ruhmes und der Macht aber ist vorbei. In der Gesellschaft ist antijesuitische Stimmung verbreitet, Angehörige der SJ sind Symbol für Unterdrückung, Fanatismus und Intoleranz.
In der kommunistischen Zeit 1948-1989 ist ausschließlich Negatives über sie zu hören und zu lesen.
O-Ton Jesuiten:
Im kommunistischen Regime der ehemaligen Tschechoslowakei haben die Jesuiten bis zum Jahr 1989 im Rahmen der so genannten unterirdischen (illegalen) Kirche gewirkt. Ab diesem Jahr beginnt ihre neue Tätigkeit offiziell. Gegenwärtig zählt der Orden einige Dutzende Mitglieder, der Sitz des Provinziats ist die Jesuitenschule beim heiligen Ignatius in der Prager Neustadt. An der Spitze des Ordens steht Pater Frantisek Hylmar, der an der Technischen Hochschule in Prag studierte. Die jungen Jesuiten studieren vor allem im Ausland und arbeiten dann in der geistlichen Verwaltung, aber nicht mehr im Schulwesen. Das Interesse für einen Beitritt zum Orden ist inzwischen - wie in Bayern oder in Österreich, obwohl typisch katholische Länder - gering.
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