Auf dem rechten Seitenaltar der Kirche Maria de Victoria
an der Karmelitská steht in Prags ältester Barockkirche das "Prager Jesulein" in einem silbernen Rokokoschrein,
eines der weltweit bekanntesten wundertätigen Jesus-Gnadenbilder.
Giovanni M. Filippi erbaut 1611-13 im Auftrag der deutschen Lutheraner die
Kirche. Nur wenig später, 1620, nach der Niederlage der Protestanten am Weißen Berge,
wird die Kirche dem Orden der Unbeschuhten Karmeliter zugesprochen.
Die Kirchenfassade ist nach dem Vorbild zweigeschossiger römischer Gicbelfassadcn errichtet,
über dem Portal steht die Figur der Siegreichen Muttergottes
(Maria de Victoria), die erste dieses Typs in Prag.
An der Decke sind die Wappen des Reiches,
von Böhmen und Ungarn sowie das Malteserkreuz zu sehen: 1784 übernimmt der Malteserorden die Kirche.
Ein Marienbild aus
Strakonice in Südböhmen, das ein Mönch den Truppen vorausträgt, soll die Katholiken zum Sieg geführt haben.
1628 erhielten die Karmeliter ein neues Gnadenbild: Fürstin Polyxena Lobkowitz, die Gemahlin
des Kanzlers Zdenék Popel von Lobkowitz und erste Dame des Königreiches Böhmen, übergibt
ihnen eine Wachsfigur des Jesuskindes. Ihre Mutter, die spanische Prinzessin Maria
Magdalena Manriqucz de Lara, bringt es als kostbare Brautgabe in die Ehe mit Vratislav von Pernstein.
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45cm ist die Renaissance-Wachsfigur hoch, die das Jesuskind im Alter von etwa drei Jahren darstellt.
Mit der Gegenreformation entwickeln sich rege Wallfahrten zum "Jesulein",
dem Wunder und Krankenheilungen zugesprochen wurden. 1648 soll es die Schweden mit
Silberkugeln aus der Stadt vertrieben haben!
Sachsen plündern im 30jährigen Krieg das Kloster und schlagen der Figur die Händchen ab.
Pater Cyrill lässt es reparieren, und um seine Wundertätigkeit zu erbitten, kommen
eine Million Pilger im Jahr zum Jesulein, das rund 100 verschiedene Kleider und Kronen
aus aller Welt geschenkt bekommt, Maria Theresia stickt ihm eigenhändig ein wertvolles Kleid,
Papst Benedikt XVI. bringt 2009 eine Krone mit.
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