Christians Mini-Kosmos







Ines Bruhn

Wer beim Schloßteich in Chemnitz spazieren geht, kommt mit Sicherheit dort vorbei:

Wenn das Kunstwerk heute auch etwas anders aussieht, denn wo in Chemnitz waren Narrenhände nicht am Werk?

2009 gestaltet Ines Bruhn kunst im stadtumbau innen-aussen-raum bei der Schloßstraße in Zusammenarbeit mit Theo Richter.
Ein offener Betonkörper, dessen großflächige florale Innenwand in den Abendstunden leuchtet. Mit intensiv roten Flächen wendet er sich den Spazier-gängern im Park zu. Das Objekt beschreibt wie ein Relikt aus vergangenen (bevölkerungs-reicheren) Tagen einen Raum, der an einen Wohnraum erinnert, an Räume, die durch Abriss verschwunden sind. Mit angedeuteten Möbeln, Lampen und blumiger Wandgestaltung kennzeichnet die Künstlerin den innenraum des Objekts, asso-ziiert damit eine Behausung als Schutzraum, private Idylle oder individuellen Lebensraum. Sie öffnet die Geschlossenheit privater Räume, macht sie zum erlebbaren Außenraum. Wir können die verbliebene Wohn-raumkontur wie ein Tor durch-schreiten ...



Ines Bruhn, 1959 in Marienberg geboren, Designerin, Dozentin, Jurorin, Kuratorin internationaler Kunstprojekte; ausgebildet in Dresden-Hellerau, Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee, seit 1997 Professorin für Gestaltungsgrundlagen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Freiberuflich im Bereich Kunst am Bau und Grafik/Design tätig. Wohnort: Chemnitz.
Arbeiten im Öffentlichen Raum u. a. in Zwickau, Chemnitz, Dresden, Görlitz. Viele Ausstellungen und Kuratorin in Galerien und Museen.







Ines Bruhn & Martin Kretschmar Das ist der Preis

Martin Kretschmar, 1988 in Leipzig geboren, bis 2019 Student an der Westsächsische Hochschule Zwickau, ab 2019 Masterstudent.
Zygmunt Baumann (1925 - 2017) setzt sich in seinem Spätwerk mit der konsumistischen Gesellschaft auseinander und kommt zum Ergebnis: Konsum als Königsweg zum Glück ist eine Illusion, die von der heutigen Zeit gefördert wird. "Konsum als solcher ist ein banaler Aspekt des Lebens. Als menschliche Wesen sind wir aufgrund unserer Natur zwangsläufig Konsumenten: Wir müssen uns auf den Metabolismus der äußeren Welt einlassen. Das galt schon immer. Das Neue und Besorgniserregende heute ist die Expansion des Konsumismus, all jener Verhaltensweisen also, die im Prozess des Konsumierens entstehen und sich inzwischen über die ganze Gesellschaft ausbreiten.

Vor 100 Jahren begriff man die Menschen vor allem als Produzenten. Die Position, die der einzelne im Arbeitsleben einnahm, bestimmte seinen Ort in der Gesellschaft. Sie definierte auch die Beziehungen der Menschen untereinander. Heute wird all das durch den Konsum definiert. Wenn es früher eine ökonomische Krise gab, versuchte man sie zu lösen, indem man an der Produktion etwas änderte, heute hört man von den Regierungen, nur steigender Konsum könne uns aus der Krise führen. Unsere staatsbürgerlichen Pflichten bestehen darin, in die Geschäfte zu gehen, Geld auszugeben und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Aber die konsumistische Struktur unserer Gesellschaft schlägt auf die Menschen selbst zurück: Sie modellieren sich nach der Form von Waren.

"Wer zum Beispiel ein technisch überholtes Handy hat, schämt sich, weil er von seinen Freunden ausgelacht wird. Die Reklame für eine Armbanduhr lautet: »Es ist Ihre Uhr, die alles darüber sagt, was Sie sind.« Das heißt, man drückt seine Identität, sein Selbst, seine Qualität oder Position dadurch aus, dass man seine Uhr zeigt."

Hierauf bezieht sich das 12-teilige Werk der beiden Künstler. Sie konfrontieren uns mit 12 Schädeldecken, auf denen sich reliefartig eingewachsene Barcodes erheben, der Eindruck serieller gleichförmiger Sammlungsstücke für wissenschaftliche Zwecke oder gar von Trophäen drängt sich auf. Trophäen einer Konsumkultur, die auf Gewinn-maximierung und damit einhergehendes permanentes Wachstum setzt.





archiv

Bei der Installation aus farbigen Glasflächen an der Stadtbibliothek Zwickau von 2014 (Kooperation mit Architekten) spielt die Designerin mit der Ästhetik gereihter Buchrücken oder aufgeblätterter Seiten eines Buches und schafft so den Bezug zur modernen Funktion des Gebäudes.









Barbara Ludwig, ehemalige Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, 2014 bei einer Podiumsdiskussion mit Ines Bruhn zur Sitution der Designwirtschaft in der Region. Bruhn steht der Idee, Industriedesign als Fachbereich an der TU Chemnitz anzubieten, kritisch gegenüber. Das Fach werde ihrer Meinung nach bereits an zu vielen anderen Hochschulen gelehrt. Sie plädiert für die Einbindung von Künstlern und Intellektuellen in die Entwicklungsprozesse bei der Einführung des Designstudienganges. So könnte etwa die Errichtung eines Labors für soziale und ästhetische Entwicklung die gesellschaftliche Entwicklungen bewerten und in die Prozesse einbringen.



klangräume (2010)

Zwei geneigte, an beiden Seiten offene Würfel bilden die Skulptur auf einem Sockel beim Sächsischen Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Mit ihrer elementaren Geometrie, der leuchtend frischen Farbigkeit und der transparanten Leichtigkeit der Körper steht sie in deutlichem Kontrast zur historischen Architektur. Die Designerin beabsichtigt solitären Blickfang, der mit visueller Wahrnehmung spielt und assoziativ im Kontext zur Ästhetik musikalischer Ausdrucksformen steht.






lichtinstallation (2004)

In Anlehnung an das Corporate Design des Kaufhauses Tietz in Chemnitz symbolisieren Punkte in verschiedenen Farben die Vielfalt der kulturellen und wissenschaftlichen Angebote der Einrichtungen des Hauses. Die Installation wirkt am Tag als grafische Struktur, nachts als farbig leuchtende Wandgestaltung in den städtischen Raum hinein. Der langsame, programmierte Farbwechsel schafft ein sich kontinuierlich bewegendes Bild.




„Der Punkt stellt eine Behauptung auf…“

Dieses und andere Zitate von Wassily Kandinsky aus „Punkt und Linie zu Fläche“ lieferten das Basismaterial für eine Performance 2019 in den Kunstsammlungen Chemnitz im Begleitprogramm zur Ausstellung „Bauhaus Textil und Grafik“.
Gemeinsam mit Ines Bruhn entwickelten die Studenten Mira Müller, Arne Jäkel und Ridhima Wadhwa, unterstützt von Mark Frost und Prof. Ulrike Brummert von der TU Chemnitz das Konzept - ein spannender Prozess, der bereits während der intensiven Proben im Museum ein Gefühl der gemeinsamen kreativen Arbeit und des konstruktiven Miteinanders im Geiste des Bauhauses wachsen ließ.



Text, Sprache, Bewegung, Rhythmus und Material waren Bausteine für den ca. 20-minütigen konzentrierten Ablauf. Mit körperlichem Einsatz schrieben die Mitwirkenden auf handgeschöpfte Papierbögen, die am Ende grafische Dokumente des Prozesses bleiben.
Ines Bruhn:
"BAUHAUS 100 ist in diesem Jubiläumsjahr omnipräsent in Museen und an vielen Orten der Kultur. Die nur 14 Jahre währende Existenz dieser revolutionären Institution hat im 20. Jh. große Veränderungen in Lehr- und Gestaltungsauffassungen bewirkt und den Boden für holistische Ansätze in allen Gestaltungsprozessen bereitet. In diesem Sinne hat das Bauhaus bis heute Relevanz.







Ines Bruhn war Projektleiterin & Kuratorin der Ausstellung 2016 in Schloss Klaffenbach. Zusammen mit Dr. Gorch Pieken, wissenschaftlicher Direktor des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden und Prof. Ulrike Brummert, Professur Romanische Kulturwissenschaft der TU Chemnitz, sandte sie eine Ausschreibung in alle Welt. Antworten kamen von Kunstschaffenden aus 25 Ländern, die Objekte aus den Bereichen Schmuckkunst, Fotografie, Plastik und Videokunst einreichten. Die Ausstellung beschäftigte sich insbesondere mit modernen Heldenbildern und den damit verknüpften zeitgenössischen Formen von Ehrungen und Kennzeichnungen.

Ines Bruhn:
Gibt es heute noch Helden? Und wenn ja, wer sind sie und (wie) soll man sie erkennen?
Die Thematik moderner Auszeichnungskultur, aktueller Heldenbilder und zeitgenössischer Formen von Ehrungen oder Kennzeichnungen realer oder fiktiver Helden standen im Fokus der künstlerischen Reflexionen. Renommierte Künstler sowie Studierende aus Europa, Asien und Lateinamerika haben aufschlussreiche Antworten gefunden und in Schmuckkunst, Fotografie, Plastik und Videokunst zum Ausdruck gebracht. Sie interpretieren die Thematik hoch emotional und engagiert mit großer aktueller Relevanz.
Die prägnanten, oft überraschenden künstlerischen Positionen korrespondieren in der Ausstellung mit ausgewählten Stücken aus der Phaleristik-Sammlung des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr.



Märta Mattsson, Schmuckkunst

2013 leitet und kuratiert Ines Bruhn das Projekt "Neues aus dem Perm" in Chemnitz.
Schon im 18. Jahrhundert inspiriert der Versteinerte Wald von Chemnitz Juweliere zur Herstellung von Schmuck. Sie schneiden und polieren das verkieselte Holz mit seinen vielfältigen Farben und faszinierenden Mustern und fertigen daraus Tabakdosen, Ringsteine und ähnliche Kostbarkeiten. An diese Tradition knüpft das Museum für Naturkunde Chemnitz mit eigens für die Sonderausstellung gefertigten Schmuckstücken aus Chemnitzer Kieselhölzern an. 11 renommierte Schmuckgestalter aus 6 europäischen Ländern und eine Künstlerin aus Israel waren eingeladen, die 291 Millionen Jahre alten Fossilien in den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit zu stellen. Vorbereitend setzten sie sich im Museum für Naturkunde intensiv mit der Geschichte des Versteinerten Waldes auseinander.
Die entstandenen Werke gaben vielfältige Einblicke in aktuelle Tendenzen des internationalen zeitgenössischen Kunsthandwerks und stellten die faszinierende ästhetische Qualität der Chemnitzer Kieselhölzer in ein ganz besonderes Licht.

Oktober 2021: Große Aufregung um einen Post von Ines Bruhn

Auf ihrem privaten Facebook-Account ist er mit dem Satz «Für alle, die 3G, 2G oder 1G gut finden» überschrieben.
Sie habe, so ihr Kommentar, das «provozierend und anklagend» gemeint und auf undemokratische Tendenzen in der Sprache und im Verhalten der Menschen hinweisen wollen. Die WHZ distanziert sich sich deswegen von ihrer Professorin:
«Jegliche Vergleiche der jetzigen Infektionsschutzmaßnahmen mit Methoden des Naziregimes zur Verfolgung und Vernichtung von Menschen - unter dem Missbrauch der Meinungsfreiheit - verbieten sich und stehen weit jenseits eines akzeptablen Diskurses. Das Ministerium sieht darin einen unverantwortlichen, geschichtsvergessenen Missbrauch der Meinungs-freiheit.» Die Hochschule prüfe, ob und welche arbeitsrechtlichen Konsequenzen eingeleitet werden können.
Bruhn: «Nun fühle ich mich diffamiert und in die falsche Ecke gestellt.» Sie empfinde die sprachlichen und repressiven Veränderungen in der Gesellschaft als sehr besorgniserregend. Ungeimpfte würden sogar in die Nähe von psychiatrischen Fällen geschoben, Diffamierungen keine Grenzen mehr kennen. Für sie sei es ein Bedürfnis, auf neofaschistische Tendenzen zu reagieren und diese anzuprangern. Sie tauscht aber das Bild mit einer Gesichtsmaske aus, auf der eine Fratze zu sehen ist und erklärt: "Ich danke allen, die sich als Befürworter von Ausgrenzung, Denunziation und Framing geäußert haben für ihr ehrliches Outing und beende jetzt den Beitrag."
Auch das Smac Chemnitz zieht Konsequenzen: "Wir haben die Zusammenarbeit mit Frau Bruhn mit sofortiger Wirkung aufgekündigt". Bruhn hatte dort die Ausstellungsreihe "A wie Atelier im smac" kuratiert. Die Reihe soll nicht mehr fortgesetzt werden.
Bruhn ist über die heftigen Reaktionen bestürzt, fühlt sich aber gerade dadurch in ihrer Haltung bestätigt. "Es wurden sofort Verträge gekündigt, das Berufsverbot steht vor der Tür. Das erinnert mich sehr an die NS-Zeit" Den NS-Vergleich verteidigt sie. "Auch damals wurde nicht von Anfang an gleich getötet, sondern erst an den Pranger gestellt."
Aus ihrer Sicht gehen die Einschränkungen für Ungeimpfte aus Gründen des Infektionsschutzes zu weit. In der Stellungnahme ans Smac bezeichnet sie sich als strikte Antifaschistin und zitiert den Tweet eines Politikers, der eine "Endlösung" für Ungeimpfte gefordert haben soll. Nur: Dabei handelt es sich nachweislich um Fälschung.

Zuletzt fand im Grassi-Museum Leipzig unter Bruhns Leitung ein Workshop bis 31.10.2021 statt:





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