Das Geschlecht der Hellenen ist in Europa ausgerottet.
![]() Seine Reiseberichte sorgen für Aufsehen: erstmals wirft Europa einen Blick hinter die verschleierten Kulissen des Orients, dessen Bild von Legenden, Wasserpfeifen und Harems geprägt ist. ![]()
Seeleute sind abergläubisch, Segler zumal, sie glauben an das selten allein kommende Unglück: ![]()
Die Anfahrt auf Karavostásis/Folégandros ist einfach.
23-10 stehen wir davor, das Feuer hat an Backbord zu bleiben.
![]() Beim ersten Büchsenlicht legen wir an. Das Leuchtfeuer steht nicht, wie im Hafenplan verzeichnet, auf der Bb-, sondern der Steuerbordseite der Einfahrt, der Plan im Handbuch ist offensichtlich gespiegelt, unser Kurs führte vierkant auf Klippen ... ![]() Perikles: Hafenmeister, Posthalter, Hotelier, Schuster und Schneider wie Segelmacher in einer Person, war unauffindbar. Er sei auf der Jagd, im neuen Weinberg oder bei seinen Oliven. Rückkunft? Alles bedeutendes Schulterzucken. Eines Nachmittags, schallt es von überall her “Peri, Peri“, auf seinem Maultier ![]()
reitet gemächlich um die Kurve von der Chora herab. Der Riss im Groß sei reparabel mit der Schusternähmaschine,
das Segel abzuschlagen erweist sich als unmöglich. Wir demontieren den Baum, der nun samt Segel unter
Anteilnahme der
der Bewohner ins Dorf geschafft wird. In die niedrige verwinkelte Werkstatt aber von Perikles ist kein
Hineinkommen, zu sperrig der Baum, Peri entscheidet, die Nähmaschine nicht unbeträchtlichen Gewichts
der Marke 'Singer', wie mittig auf ihrem vergoldeten Träger in Lettern geschmiedet steht,
auf die Dorfstraße zu verfrachten, was die fünf stärksten Dorfbewohner schaffen. In den Gassen
herrscht Feststimmung, mehr und mehr Insulaner treffen ein, um dem Schauspiel beizuwohnen: ![]()
Am Abend in der Taverne, bei griechischem Salat, Hummer,
Tsatziki und anderen Köstlichkeiten kommt man auf das
Griechenbild der Deutschen und das Bild der Deutschen von
Griechenland zu sprechen. Bei solchem Thema
taucht sein Name auf, Orientalist mit der kräftigen Sprache.
![]() Fallmerayer
österreichischer Herkunft, der die Geschichte der Halbinsel Peloponnes schreibt und
einen russischen General in den Orient begleitet, dem in
Griechenland eine Professur angeboten wird, der drei Monate
auf dem Berg Athos verbringt, die Erzählung Hagion Oros
oder der Heilige Berg Athos veröffentlicht, Abgeordneter der
Paulskirche war, eintritt für Religionsfreiheit und Trennung
von Kirche und Staat.
![]() Kaspars auf der Spur. Einigung, für die genetische Herkunft unserer Gastgeber bestehe kein Klärungsbedarf, jedenfalls geringerer als für die Hausers, Bestellung von Psomi, Pistazien und Retsina, den - wie Weinkenner versichern, Arme-Leute-Wein der Hellenen. Hat man sich an den harzigen Geschmack gewöhnt, milchigen Ouzo hinterher gekippt, auf unbequemen Stühlen unter nackter Glühbirne, die vom strohmattengedeckten Vordach hängt, hinausgeschaut aufs weite ägäische Meer, unser Schiff noch weiter tragend in andere gastfreundliche Häfen mit einem anderen Perikles, dann...
Alexis Sorbas, fröhlicher Anarchist, Sirtaki tanzend, den angeblich griechischen Volkstanz... ![]()
Aber, trotz allem, Griechenland hat den €,
wenn auch ergaunert, hat seine, immerhin älteste Währung
der Welt, geopfert. Als wir unser Schiff früh morgens besteigen,
leuchtet hell im Zenit Orpheus’s Leier, das Geschenk Merkurs. ![]() J. Ph. Fallmerayer, Historiker von Landeck, zeichnet, wirft der Beamte im Büro des Hafenmeisters einen kurzen Blick auf das Papier, geht ungerührt mit unseren Pässen und der Liste nach hinten zu Perikles. Nach kurzem Getuschel kamen beide zurück. In schlechtem Englisch erläuterte Perikles, dass er wie alle Griechen keinen Namen mehr verabscheue als den dieses angeblichen Historikers, der 1987 in Verona in der Goldenen Taube nochmals, nach Resurrektion, genächtigt haben soll*, und er bereue nunmehr zutiefst, die Naht auf unser Segel gesetzt zu haben, betrachte uns als personae non gratae, wir sollten schleunigst von dannen ziehen. In der Ägäis gäbe es keinen Tropfen albanischen Bluts. Es sei ja richtig, dass heutzutage die Griechen, sollten sie sich denn aufs Wasser wagen, ![]()
sich häufig durch und durch ängstlich und seekrank
in irgendeinem Winkel der unheimlichen Schiffe
zusammendrängten, sämtliche orthodoxen Heiligen
um wohlbehaltene Rückkehr anflehend und ihnen dann
Opfergaben gelobend, was für einen Nachfahren des
Odysseus, Äneas, Jason, Alexander vielleicht unehrenhaft,
aber keinesfalls ein Beweis sei für die schmutzige Frage
dieses hergelaufenen Österreichers, diese so-called wie er
sich wiederholt auszudrücken bemüßigte, graeko-slawische
Frage, jedem national gesonnenen Griechen ein Graus.
![]()
Er schwenkt seine Arme hoch über den Kopf.
![]() Ermoupolis
*) siehe Sebald, "Schwindel.Gefühle"
|