Mini-Kosmos




Jürgen Todenhöfer


Reise im Yemen

Saulus zu Paulus:
Wie hat sich Schuft Todenhöfer zum guten Menschen gewandelt?
Vor 2000 Jahren verfolgt Paulus die ersten Christen, verwüstet ihre Gemeinden und freut sich sadistisch, wenn er zuschaut, wie seine Leute die von ihm ans Messer gelieferten Anhänger Jesu lynchen.

Als ihn auf dem Weg nach Damaskus, wo er wieder wider Christen wüten will, ein Lichtblitz trifft und erblinden lässt - so das Bibelmärchen - , wird er geheilt und zu Paulus, zum Missionar Europas und ersten Theologen der Christenheit, zur einflussreichsten Gestalt der Kirchengeschichte.

Wie wurde Todenhöfer zum Lebenhöfer?

Wie wurde aus einem beinharten Kommunistenfresser und Angehörigen der 'Stahlhelmfraktion' im Bundestag ein glühender Antiimperialist?


Wie mutierte der Mann vom devoten Amerika-Fan zum sensiblen Islam-Versteher und schnöden Antisemiten?




Wer ist dieser Todenhöfer?

Jurist, 1940 geboren, 1972 bis 1990 CDU-Bundestagsabgeordneter und rechts.
Als die USA den Guerillakrieg der Mudschahedin gegen die sowjetische Intervention in Afghanistan unterstützen, ist er ab 1980 einer der bekanntesten Befürworter in Deutschland.

1987 bis 2008 wirkt Todenhöfer als Vorstandsmitglied im Burda-Medienkonzern.
Sind seine heutigen Ausführungen zu Krieg irrlichternd-demagogisch, wenn er George W. Bush den schlimmeren Mörder nennt, weil der Westen in Afghanistan viel mehr Zivilisten getötet habe als Al-Qaida in den USA? Suggeriert er damit, es gebe keinen Unterschied zwischen Attackierten und Aggressoren, dass moralische Wertigkeit eine Sache der Opferzahlen sei? Dann wäre wohl auch Nazi-Deutschland salviert, das gegenüber dem Westen eine vielfach höhere Gefallenenzahl zu beklagen hatte.

Todenhöfer proklamiert Friedfertigkeit als höchstes Gut, sagt aber gleichzeitig, dass er jeden anderen Wert im Namen des Friedens zu verraten bereit sei: Familie, Freunde, Nation, Freiheit, Gerechtigkeit und Unabhängigkeit. Immergleiche Technik: herzzerreißende Erzählungen über die Leiden der einen, kalte Indifferenz für die anderen.

Highlights als rechter Politiker:

1973 kritisiert er die Kreditzusage der Bundesrepublik für Salvador Allende: "Für sozialistische Experimente in der Dritten Welt ist die DDR zuständig", fordert nach Pinochets Militärputsch Auszahlung des Kredites an diesen Diktator. Als er Ende 1984 an einem Angriff afghanischer Mudschahedin auf eine sowjetische Garnison teilnimmt (ein ZDF-Kameramann begleitet ihn), wirft ihm Afghanistans


Präsident Babrak Karmal

vor, illegal in Begleitung bewaffneter Banden nach Afghanistan eingedrungen zu sein und sich an Sabotage-, Terror- und Spionagetätigkeiten gegen das Land beteiligt zu haben.

Dann wandelt sich das Bild.

Todenhöfer wird zum entschiedenen Gegner der US-amerikanischen Kriege in Afghanistan 2001 und im Irak 2003, bereist regelmäßig die Kriegsgebiete. Er bekennt, sich dort oft für den Westen geschämt zu haben, wirft Bush vor, mehr Menschen getötet zu haben als Bin Laden.
2008 reist Todenhöfer in den Iran, trifft sich mit Großajatollahs sowie zwei Vize-Außenministern und besucht in Teheran einen Forschungsreaktor.
2011 entgeht er in Libyen knapp einem Raketenangriff und fordert Europa auf, die Aufständischen mit Verteidigungswaffen zu beliefern.

Im November 2011 wird er als einer von wenigen westlichen Journalisten zu Baschar al-Assad vorgelassen, plädiert dafür, Verhandlungen mit Assad aufzunehmen, da die Gefahr eines ausgedehnten Bürgerkrieges drohe, der mit dem libyschen nicht zu vergleichen sei. Die meisten Syrer seien Anhänger ihres Präsidenten, der sich glaubhaft für Demokratie einsetze, im Land herrsche weitreichend Normalität. Rafik Schami, der syrisch-deutsche Schriftsteller, wirft Todenhöfer (und Peter Scholl-Latour) Verblendung und Eitelkeit vor.

2011 verurteilt der UN-Sicherheitsrat Menschenrechtsverletzungen und den Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten durch Assad. Bis Januar 2014 sterben im Rahmen des Bürgerkriegs über 100.000 Menschen, Assad lässt unzählige Menschen in Lagern foltern und vergewaltigen. Die Vereinten Nationen geben das Zählen der Todesopfer auf.

Im April 2014 fordert Todenhöfer vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der Krimkrise eine Konferenz zur Neuordnung des Verhältnisses zwischen Russland und dem Westen. Die Russische Föderation sei der geborene strategische Partner Europas. Ein Vertrag mit Russland über die Unantastbarkeit der Grenzen in der Region sei nur dadurch zu erreichen, dass die NATO auf eine Erweiterung in die Ukraine und auf einen Raketenabwehrschirm vor der Nase Russlands verzichte.

2014 behauptet Todenhöfer, den Aufstand im Irak trage nicht primär die Terrormiliz IS, sondern die säkular orientierte Allianz 'Nationaler, panarabischer und islamischer Widerstand'(FNPI) .
2014 hält sich Todenhöfer in Mossul im Machtbereich des IS auf und berichtet, dass die sunnitischen Einwohner die Herrschaft des IS als Verbesserung gegenüber der vorherigen schiitisch dominierten Herrschaft der irakischen Regierung ansähen. Den IS nennt er ein Baby von George Bush.
2016 führt Todenhöfer ein Interview mit einem angeblichen Kommandeur der al-Nusra-Front und äußert darauf, die syrische Opposition sei nicht besser als das Assad-Regime.

2017 und 2018 gibt er den Freitag heraus.

Bei der Wochenzeitung scheiden neben der stellvertretenden Chefredakteurin Katja Kullmann auch mehrere andere Journalisten aus. Kullmann: Sie schecke das publizistische Umfeld Todenhöfers ab. Seine Ernennung durch Augstein zum Herausgeber sei politisch fahrlässig bis gefährlich, genau jetzt käme es darauf an, eine klare Grenze zum rot-braunen Lager zu ziehen.

Todenhöfer beendet 2018 seine Tätigkeit als Herausgeber.

Ist er ein typischer Vertreter der klassischen politischen Rechten, deren Primat zunächst der Antikommunismus gewesen ist, die sich aber nach dem Ende des Ostblocks wieder verstärkt dem Kampf gegen die Aufklärung wendet? Unterstützt Todenhöfer heute die Taliban gegen die USA aus demselben Motiv wie damals die Mudschahedin gegen die Sowjetunion?

Jedenfalls entlarvt er in seinem jüngst erschienenen Buch das wahre Gesicht der Außenpolitik des Westens, allen voran Deutschlands. Immer, wenn wir einem Land den Kreig erklären oder andere westliche Staaten dabei unterstützen, belügen uns die Politiker damit, sie würden unsere "Werte" verteidigen; die Militärinterventionen dienen in Wahrheit allein ökonomischen und geostrategischen Interessen. All das schreibt er seit Jahr und Tag und belegt es immer wieder mit neuen Fakten. Aber die Gescholtenen verdrehen seine Sätze leicht, wollen sie ins Gegenteil verkehren.

Todenhöfer schreibt in einem Buch folgendes:
"Die Terroristen des Mittleren Ostens wissen, dass sie nur eine Minderheit sind. Dass die erdrückende Mehrheit der Muslime sich auf friedlichem Wege aus ihrem Elend befreien möchte. Der Terrorismus des Mittleren Ostens ist ein Minderheitenphänomen. Doch er sieht die Rettung der muslimischen Welt als seine Pflicht an, der er sich angeblich nicht entziehen kann. Vor allem, wenn der Westen das Heiligste der Muslime, ihre Religion, verhöhnt und mit Füßen tritt. Der Westen versteht nicht, dass eine Verhöhnung des Propheten Mohammed genauso verletzt wie jeder Bombenangriff. Es interessiert ihn auch nicht. Es gilt ja, unsere Werte zu verteidigen und nicht die Werte der muslimischen WeIt."

Der Kritiker wirft Todenhöfer vor:
Er rechtfertige die kriminellen Handlungen des IS (jedenfalls zum Teil) dadurch, dass er sagt, die Verhöhnung oder die Lästerung des Propheten sei so schlimm und verletze so sehr, wie ein Bombenangriff.

Todenhöfer stellt die Verbrechen und Brutalität des IS mit aller Deutlichkeit dar.
Er erläutert immer wieder, dass der IS angeblich die muslimische Welt retten muss, weil der Westen nicht versteht, wenn er die Religion der Muslime verhöhnt, was für sie ebenso schlimm sei, wie ein Bombenangriff.

Der knallharte Diskutant zerlegt Sarrazin:

Aber ist Todenhöfers Botschaft wirklich neu?

Ist es nicht seit jeher der Antrieb aller Kriege, die je geführt wurden und werden, vorgeblich irgendwelche Werte zu verteidigen, in Wahrheit aber allein ökonomische und machtpolitische Ziele zu erreichen? Hat nicht schon immer Krieg Krieg erzeugt?

Predigen das nicht schon immer Pazfisten und keiner hört auf sie?