Strahovský klášter
Kloster Strahov






Die Königliche Kanonie (selbständiges Kloster eines Ordens regulierter Chorherren) der Prämonstratenser in Strahov ist eine der ältesten in der Welt.
1140 bis 1143 gründen Herzog Vladislav II. mit Gemahlin Gertrud von Babenberg auf dem Berg Strahov das Prämonstratenserkloster Mons Sion ("Berg Zion"). Chorherren aus dem Mutterkloster Steinfeld in der Nordeifel besiedeln die Mons, errichten Klosterkirche sowie Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Der Name erinnert an die strategische Lage des Klosterbaus an der Peripherie des Laurenzibergs (Petřín), wo Wachtposten (strahovati) die Prager Burg schützten.

1258 verheert ein Brand die gesamte Anlage, die neu aufgebaut wird. Hussitenkriege, 30-jähriger Krieg (die Schweden rauben kistenweise Bücher aus der Klosterbibliothek, ihr Wert war schon damals unermesslich) und Österreichischer Erbfolgekrieg beschädigen das Kloster wiederum.

Joseph II. hebt alle im volkswirtschaftlichen Sinn unproduktiven Klöster (die keine Krankenpflege, Schulen oder andere soziale Aktivitäten betreiben) auf, verstaatlicht ihren Besitz. In dieser Zeit bewahrt nur die außerordentlich reiche Klosterbibliothek das Kloster vor seiner Schließung - und seitdem ist es der Öffentlichkeit zugänglich. Und gerade wegen seines großen Bücherbestandes entgeht das Kloster auch der Liquidation durch das kommunistische Regime: Es wird zwar aufgelöst, aber zum Museum des nationalen Schifttums, und so bleibt auch die Klosterbibliothek erhalten - und nach der Sanften Revolution 1989 kehren die Prämonstratenser zurück.

Heute residieren im Kloster 74 Prämonstratenser unter
Abt Michael Joseph Pojezdný.

Das weitläufige Gelände setzt sich aus einer Reihe kirchlicher und profaner Bauten aus unterschiedlichen Perioden zusammen.

Den Eingang bildet ein barockes Tor mit der Statue des Odensgründers Norbert von Xanten.

Die dreischiffige ursprünglich romanische Klosterkirche Mariä Himmelfahrt von 1148 wird später im Renaissancestil umgestaltet, mit Doppelturmfassade versehen und später barock umgebaut. Auf der ursprünglichen Klosterorgel improvisiert auch W. A. Mozart.



Die dem Pestheiligen geweihte St. Rochus-Kirche im Vorhof des Klosters stiftet Kaiser Rudolf II. zum Dank für die Verschonung vor der Pest des Jahres 1599, heute beherbergt sie die Galerie Miro.



Hauptattraktion ist die berühmte Bibliothek mit zwei großartigen Sälen und einem einzigartigen Buchbestand. Sie beherbergt zahlreiche Unikate, Drucke, Handschriften, Stiche und Landkarten. Zu den größten Kostbarkeiten zählt das "Evangeliar von Strahov", eine Handschrift aus dem 9./10. Jahrhundert



Die "Teufelsbibel" schreibt ein Mönch, der wegen Disziplinregelverstoßes zum Lebendig-Einmauern verurteilt war. Damit ihm die harte Strafe erlassen werde, verspricht er, zur Lobpreisung des Klosters in einer einzigen Nacht ein Buch zu schreiben, das das gesamte menschliche Wissen enthält. Nahe Mitternacht erkennt er, dass diese Aufgabe nicht zu bewältigen ist, er verkauft seine Seele dem Teufel, der das Manuskript vervollständigt und der Mönch fügt das Bild des Teufels hinzu, um so auf den wahren Autor hinzuweisen.

Richard Dübell, der über die "Teufelsbibel" schrieb:

Die Geschichte mit dem Kuriosentätenkabinett des Kaisers fand ich auch gruselig. Vor allem, weil ich dabei direkt an das anatomische Institut denken mußte, was ich in meiner Ausbildung besuchen mußte. Da gab es nämlich leider auch sehr viele solcher Exponate.
Was ich sonst noch an Inventar in der Wunderkammer beschrieben habe, habe ich entweder in Inventarlisten im Schloss Ambras in Innsbruck gefunden - ein Teil der Rudolfschen Sammlung wurde dorthin verschenkt - oder original im Kloster Strahov in Prag gesehen, wo man zwar nicht Rudolfs Besitztümer, aber gleichartige Stücke aus derselben Epoche aufbewahrt.


Das Original befindet sich in Schweden, wohin es die Soldaten im 30-jährigen Krieg verschleppten ...



Ad omne opus bonum paratus*

Prämonstratenser

Sie tragen eine weiße Tunika, ein bandartiges Zingulum und Skapulier mit Mozetta gleicher Farbe. Die Tunika ist aber nicht der bekannte Schnitt der heutigen Damenmode, sondern ein römisches Kleidungsstück (lat. tunica), das man unmittelbar auf dem Körper trug. Das Zingulum (lat. cingulum "Gürtel") binden Mönche, Nonnen oder Priester um ihre Soutane, ein breites Band aus edlem Stoff - in Weiß tragen es nur Papst und Prämonstratenser. Das Skapulier (lat. scapularium "Schulterkleid") ist der Überwurf über die Tunika, der vorn und hinten bis fast zum Fußboden reicht - die Prämonstratenser tragen es über dem Zingulum; die Mozetta (ital. mozzo "abgeschnitten, gestutzt") ist der bis zu den Ellenbogen reichende, über dem Chorhemd getragene Schulterkragen.

Vor uns steht ein Prämonstratenser, Mitglied des größten römisch-katholischen Ordens regulierter Chorherren, eines Zusammenschlusses selbständiger Kanonien oder Klöster, gegründet 1120 von Norbert von Xanten in Prémontré bei Laon, dem Fernbesitz der Abtei Prüm.

Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis (lat): Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré, Ordenskürzel O.Praem.
Regularkanoniker sind keine Mönche, sondern eine Gemeinschaft von Priestern. Sie folgen der Augustinusregel, legen also Armuts-, Enthaltsamkeits- und Gehorsamsgelübde ab und ihre Lebensweise folgt weitgehend den monastischen Standards, wie Einhaltung des Stundengebets oder gemeinschaftliches Mahl im Refektorium.

Im Osten widmeten sich die Prämonstratenser vor allem der Kolonisierung und Christianisierung der Wenden und anderer Slawen östlich von Elbe und Oder. Verbreitet war der Orden auch in Böhmen und Mähren. Der Olmützer Bischof Heinrich Zdik berief den Orden im 12. Jahrhundert nach Böhmen und errichtet ihm das Kloster Strahov in Prag.
Der Prämonstratenser-Orden zählt in seiner Blütezeit in den Hauptverbreitungsgebieten Frankreich, Belgien, Niederlanden, Rheinland, Schwaben, Böhmen und Ungarn mehr als 600 selbstständige Klöster. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist der Orden als Folge von Reformation, Säkularisationswellen und Kommunismus fast ganz verschwunden. Heute existieren etwa 1.400 Prämonstratenser-Chorherren (und Schwestern des hl. Norbert) in über 30 selbstständigen Kanonien auf allen Kontinenten.

Höchster Repräsentant, alle sechs Jahre vom Generalkapitel gewählt, ist der Generalabt mit Sitz in Rom, der den Orden nach außen und vor dem Heiligen Stuhl vertritt, Titel "Dominus Praemonstratensis (Herr von Prémontré) Amplissimus (Erhabenster)", seit 2003 Thomas Handgrätinger aus Windberg/Deutschland. Hauptaufgabe nach innen ist Zusammenhalt und Verbindung der über die ganze Welt verstreuten Ordenshäuser.

*) lat: zu jedem guten Werke völlig ausgerüstet












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