Kostel sv. Václava Na Zderaze
St. Wenzels-Kirche






Das einschiffige gotische Gotteshaus an der Ecke Resslova/Dittrichova wird erbaut Mitte des 14. Jahrhundert, die vorhergehende romanische Kirche stammt von 1181 und war Zentrum des historischer Ortsteils Zderaz im Süden der heutigen Neustadt. 1587, 1909 und 1926 finden Umbauten statt. Neben der Kirche besteht ein Kloster des Ordens der Beschützer des Gottesgrabes ('Kreuzherren mit dem doppelten roten Kreuz') bis 1785, dann wird sie Gefängnis und Gefängiskirche. 1929 erwirbt die tschechoslowakische Kirche das Gebäude und weiht es dem Heiligen Wenzel, Schutzpatron der böhmischen Länder.
Kostel sv. Václava ist Pfarr- und Friedhofskirche der Prager Neustadt.
Das Türmchen der Kirche besteht aus einer barocken achteckigen Laterne.




















Heiliger Wenzel von Böhmen (Svatý Václav 908 - 929)

Ludmilas (siehe ) Enkel ist ein noch populärerer Heiliger als sie selbst.
In seiner kurzen Regierungszeit muss er sich dem ostfränkischen König Heinrich I. unterwerfen, mit den übrigen böhmischen Großen kämpfen und sich am Ende von seinem Bruder Boleslav I. töten lassen.
Hauspatron der Přemysliden, Namensgeber für vier weitere böhmische Herrscher dieses Namens, beliebter tschechischer Vorname - und noch im 10. Jahrhundert setzt seine Verehrung ein, seit 2000 ist der 28. September, sein Todestag, staatlicher Feiertag.
Der älteste Sohn des Přemyslidenfürsten Vratislav I. und der Drahomíra von Stodor erhält eine für Zeit und Stand ungewöhnliche Ausbildung: Er lernt lesen, kann slawische, lateinische und sogar griechische Bücher verstehen. Beim Tod seines Vaters 921 ist er 13 Jahre.
Als der bayerische Herzog Arnulf 921 einen Ausgleich mit seinem Gegner Heinrich I. schließt, beginnt die Tragödie in Böhmen. Drahomíra lässt noch im gleichen Jahr die bayerischen Geistlichen aus dem Land vertreiben und stellt sich damit in offene Feindschaft zu ihrem direkten Nachbarn im Westen. Arnulf fällt in Böhmen ein. Nach Wenzels Regierungsantritt 925 kehren die Regensburger Kleriker nach Prag zurück, die Annäherung ist nicht von Dauer. Heinrich I. erobert im Slawenfeldzug Prag, der alte Tribut wird erneuert, kurze Zeit später fällt Wenzel einem Mordkomplott seines Bruders Boleslav zum Opfer.
Warum Boleslav, aus Machtgier oder wegen des Bündnisses mit dem sächsischen König oder der Christianisierung seinen Bruder ermordet, ist unklar. Jedenfalls entsteht sofort danach der bis heute ungebrochen anhaltende Wenzelskult.

Boleslav I. lässt die Gebeine des Bruders in die Prager Veitskirche überführen, stärkt seine Position in Verhandlungen mit Rom. Wenzel wird in das Sakramentar aufgenommen, bekommt einen eigenen Gedenktag, ist als Heiliger etabliert, erscheint als Krieger in voller Rüstung, wird Beschützer des Landes in Not und Kriegsgefahr, bald der eigentliche, ewige Herrscher Böhmens, die Fürsten sind irdische Stellvertreter, die Nation sein Gesinde (familia sancti Venceslai) und so fort ...
Im Revolutionsjahr 1848 geben sich die Nationalgarden den Namen Wenzels , der Pferdemarkt wird in Wenzelsplatz umbenannt.
Am Wenzels-Gedenktag und bei jeder die nationale Unabhängigkeit Tschechiens betreffenden Gelegenheit finden am Prager Wenzelsplatz bei Myslbeks Reiterdenkmal Versammlungen und Demonstrationen statt. Von der Ausrufung der Tschechoslowakei 1918 bis zur Samtenen Revolution 1989 treffen sich die Tschechen zur zentralen Kundgebung stets hier:
Die Statue ist böhmischer Nabel der Welt und Symbol tschechischer Staatlichkeit.





















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