Kaple Italského kulturního institutu
Kapelle des Italienischen Kulturinstituts













Italiener in Prag

Mauro Ruggiero arbeitet am italienischen Kulturinstitut, Vlašská 34, er erklärt:
Die Präsenz von Italienern auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik hat eine lange historische Tradition. 1526 bestiegen die Habsburger den böhmischen Königsthron, und schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lassen sich zahlreiche Familien von Handwerkern und Geschäftsleuten aus Italien in Prag nieder. 1583 macht Rudolf II. Prag zu seiner Residenz. Die Geschäftsleute konzentrieren sich insbesondere auf den Verkauf von Luxuswaren, die am Kaiserhof sehr gefragt sind. Doch den größten Anteil bilden Architekten, Maurer, Steinmetze und Stuckateure, die sich an der Wiederherstellung einzelner Teile des königlichen Palastes auf der Prager Burg sowie am Bau von Residenzen böhmischer Aristokraten beteiligen. Die Adligen hierzulande bewundern den Stil der Renaissance, der seine Wurzeln in Italien hat.
Überwiegend kommen die Italiener aus Norditalien, insbesondere aus der Region von Lugano, sowie vom Gebiet rund um den Comer See. Ein Teil von ihnen lebt in der unmittelbaren Nähe der Prager Burg, andere wiederum unterhalb der Burg nahe des heutigen Kleinseitner Platzes, damals Piazetta italiana genannt. Im Lauf der Zeit wächst die Gemeinde der Prager Italiener weiter.
Das beweigt die Jesuiten, die auf Einladung von Ferdinand II. nach Prag kommen, schon ab 1560 in der Klement-Kirche in der Prager Altstadt die Messe auf Italienisch zu lesen. Auf Initiative des Jesuitenordens formiert sich bis 1575 auch die italienische Kongregation der hl. Mariä Himmelfahrt. Ihr Motto lautete 'Pro deo et paupere' (Für Gott und die Armen). Mit ihrer Tätigkeit verfolgt sie zwei Hauptziele: die Verteidigung des katholischen Glaubens im protestantischen Böhmen und die Wohltätigkeit für Arme und Bedürftige.
Die Gründung der Kongregation trägt maßgeblich zum Zusammenhalt der italienischen Minderheit bei. Sie wird von der einheimischen Bevölkerung positiv wahrgenommen. Nur in der Baubranche ist das anders:
Zwischen den einheimischen Zünften und den ausländischen Baumeistern, von denen die Besten mit Privilegien ihrer adligen Auftraggeber ausgestattet sind, herrscht Rivalität. Die Einheimischen betrachten die Ausländer als Eindringlinge, die die Preise auf dem Baumarkt drücken. Die Italiener beschweren sich hingegen, dass die ansässigen Zünfte ihre Tätigkeit behindern. Die italienischen Handwerker bilden eigene Zünfte, von diesen haben jene in der Altstadt, der Neustadt und auf der Kleinseite den größten Einfluss. Die Mitgliedschaft in einer Zunft ist allerdings keine Formalität, sondern eine Grundbedingung für den Erhalt von Bauaufträgen.
Über die ständige Präsenz der italienischen Kaufleute, Baumeister, Soldaten und Abenteurer hinaus ist auch die Anwesenheit talienischer Künstler und Denker in Prag, man denke etwa an Giordano Bruno, Beweis für die enge Verbindung zwischen Italien und Tschechien.









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