Kostel sv. Cyrila a Metodějej
St.-Cyrill-und-Method






Bis 1945 Karl Borromäus-Kirche, heute Kostel sv. Cyrila a Metodějej in der Resslova: Symbolort des tschechischen Widerstands gegen die Nazis. Die Widerstandskämpfer, die am 27. Mai 1942 das Attentat auf Heydrich verüben, verstecken sich hier, bis sie verraten werden (siehe Franz Werner Bobe )
Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaut die Karl Borromäus-Kirche 1730–1736 (heute Orthodoxe Kirche) in der Prager Neustadt im (früheren) Stadtteil Zderaz.
Ihr barocker Stil wirkt monumental, zeigt aber nicht, wie die anderen Kirchen der Zeit, deren glanzvolle Ausgestaltung.
In der Kirche befindet sich die große Orgel von 1864 des Orgelbauers Josef Prediger, 1898-1899 von Petr erweitert. Das Instrument hat 61 Register auf drei Manualen und Pedal.
Method (+ 885) und sein jüngerer Bruder Kyrill von Saloniki (+ 869) wirken in der Slawenmission im Spannungsfeld zwischen griechisch-byzantinischem und römisch-deutschem Einfluss, erreichen gegen viele Widerstände eine echte Inkulturation des Christentums bei den Slawen.
In der Krypta ist eine Dokumentation über die Nazi-Zeit und das Attentat auf Heydrich ausgestellt.








1941 überreicht Staatspräsident Emil Hacha dem Stellvertretenden Reichsprotektor in Böhmen und Mähren im Dom auf dem Hradschin als symbolische Geste die Schlüssel. Als sie zum Allerheiligsten aller Tschechen - der Wenzelskrone - treten, geschieht es: Heydrich in der Uniform, die den Totenkopf trägt, setzt sich zum Schecken aller die Krone selber auf.



Großes hat er, Sohn eines Komponisten und Konservatoriumsrektors, vor:
Nachfolger des Führers will er werden.



Heydrich ist dem Fechten, Klavier- und Violinspiel zugetan, nach unehrenhafter Entlassung bei der Marine tritt der Olt. a. D. in die Partei ein.
1942 im Mai, an einer engen Kurve, signalisiert Josef Valčik den Kameraden sein Kommen. Im Fond des Wagens sitzt aufrecht, blass und verflucht, der Herr auf Schloß Jungfern-Breschan, auf der Fahrt zum Dienst, der besteht in der Perfektion von Massenmord.



Das schwarze Hakenkreuz in weißem Kreis auf rotem Grund flattert am Kotflügel, auf der schwarz glänzenden Kühlerhaube prangt ein Stern. Bei mildem Frühsommerwetter Start am Schloßtor, das Verdeck offen.



Als ein Attentäter schießen will: Ladehemmung, der Mann im Fonds greift zur Pistole, zielt auf ihn, die Waffe ist nicht geladen. Eine Spezialgranate von Jan Kubiš verletzt die Insassen dann tödlich.



Wieder erfüllt sich der Fluch der Wenzelskrone, dieses Mal am Organisator des Genozids an Europas Juden, geboren 1904, katholisch getauft auf Reinhardt Eugen Tristan Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, SS-Obergruppenführer und Stellvertretender Reichsprotektor, Herr über Leben und noch mehr Tod aller Einwohner der Tschechoslowakei, annektiert mit dem Segen der Welt vom Großdeutschen Reich, umbenannt in Reichsprotektorat Böhmen und Mähren.



Generalmajor der Polizei und Kommandeur der Waffen-SS, Karl von Treuenfeld, lässt die Karl Borromäus-Kirche durch 700 Mann großflächig abriegeln. Die Aufforderung, sich zu ergeben, beantworten die Attentäter mit Flüchen und dem Absingen der tschechischen Nationalhymne. Die Deutschen beschießen die Kirche von anliegenden Gebäuden, nach längerem Feuergefecht und dem Eindringen eines Kommandos sind bereits drei der Fallschirmspringer tot. Die Kämpfe verlagern sich nun in die Krypta der Kirche, wohin sich die noch Lebenden zurückgezogen haben. Die SS leitet mit Hilfe der lokalen Feuerwehr Tränengas ein und flutet die unterirdischen Räume, die Attentäter nehmen sich das Leben.
Als Reaktion auf das Attentat machen Gestapo und die SS unter Karl von Treuenfeld am 10. Juni das Dorf Lidice dem Erdboden gleich. Gestapo und SS erschießen alle männlichen Bewohner, bringen Frauen und Kinder ins KZ.
Auch Klaus, Heydrichs ältester Sohn, wird Opfer des Fluchs.
Der zehnjährige Bub radelt ein gutes Jahr nach dem Attentat auf den Vater geradewegs unter einen Lkw, gesteuert von Karel Kaspar.



Später flieht die Witwe aus Jungfern-Breschan, wo 120 KZ-Häftlinge für sie fronen, mit ihren drei Kindern nach Fehmarn. Fahrer der Habe ist Karel Kaspar - den die Mutter mit der Todessstrafe belegen wollte.



Das Landessozialgericht gewährt Rente, ihr Mann, so die Begründung der Richter, sei Kriegsopfer.









Die Witwe Hedrichs wird mit ihren Kindern Heider, Silke und Marte wieder auf ihrer Heimatinsel Fehmarn sesshaft. Obwohl ein tschechoslowakisches Gericht sie 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt, liefert die britische Zonenverwaltung sie nicht aus.
Bei der Entnazifizierung zuerst 1949 als "Mitläuferin" enteignet, wird Lina Heydrich zwei Jahre später voll rehabilitiert.
In dem 1935 gekauften Strandhaus in Burgtiefe betreibt Lina Heydrich das Hotel "imbria parva", bis das Gebäude im Winter 1969 bei Schweißarbeiten unterm Reetdach abbrennt.
Lina Manninen, wie sie nach der Heirat mit einem finnischen Theaterdirektor heißt, tut alles, um ihren ersten Mann reinzuwaschen:
"Er war nicht gegen Juden und hatte mit der Vernichtungskampagne nichts zu tun." Sie stirbt 1985.
Ihr Ältester, Heider, ein pensionierter Ingenieur im bayrischen Wörthsee hält sich zu Fragen über den Vater für "nicht ausreichend kompetent".
Heydrichs Tochter Marte Beyer, Inhaberin eines Modeladens in Burg auf Fehmarn:
"Sie ahnen ja nicht, was es bedeutet, so einen Vater zu haben. Er verfolgte mich bis in den Schlaf. Aber ich weiß nichts."
Ihr Sohn, Reinhard getauft, ergänzt: "Keiner weiß doch genau, was der Opa getan hat."

Peter Thomas Heydrich, Sohn von Heydrichs Bruder Heinz, der 1944 als Widerständler Selbstmord begeht, schämt sich über solches Verhalten:
"Seine Kinder haben nichts gefühlt und fühlen nichts."
Nie haben sie auch nur eine Geste gegenüber den Opfern gemacht, weder zu Juden noch zu Kindern aus Lidice - vielleicht aus Angst ...



Lidice-Denkmal









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