Kunst
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SEBALD: Ja, das Musik- ... und man könnte auch hinzufügen: Bilderlose. Das ist also sehr eigenartig, nicht?,
wenn man sich so überlegt, aus der heutigen Ton- und Bilderflut heraus, wie wenig solcher Dinge es in der
unmittelbaren Nachkriegszeit gegeben hat. Es gab keine, praktisch keine illustrierten Zeitschriften,
die in dieses abgelegene Tal gelangt wären. Ich glaube, erst so ab Anfang der 50er Jahre gab es dann die notorische Stafette,
die die illustrierten Zeitungen von Haus zu Haus lieferte. Aber man wuchs tatsächlich mit sehr, sehr wenigen Bildern auf:
einigen wenigen Fresken, die man in der Kirche gesehen hat, irgendwelchen religiösen Andenkenbildchen,
und was sonst an Alpenmalerei in dem einen oder anderen Haus herumhing.
Und diese Bilder haben dann natürlich auf einen einen unvergleichlichen Eindruck gemacht.
Also, wenn man Hunderte von Bildern täglich sieht, dann fließen sie ja an einem ab.
Aber wenn man sehr wenige sieht, und immer wieder dieselben, die ersten sieben, acht Jahre seines Lebens,
dann haben die einen recht hohen Stellenwert im Gefühlshaushalt, glaube ich.
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