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IL RITORNO IN PATRIA
Schwindel.Gefühle
ÜBER DAS LAND UND ÜBER DAS WASSER




Als das Schneien nachgelassen hatte, machte ich mich wieder auf meinen Weg, durch die Bränte, den Krummenbach entlang bis nach Unterjoch . . .



. . . bis ich kurz vor der Pfeiffermühle auf die Straße gelangte.



Im Engen Plätt war es im April 1945 zu einem sogenannten letzten Gefecht gekommen, bei dem der vierundzwanzigjährige Alois Thimet von Rosenheim, der einundvierzigjährige Erich Daimler von Stuttgart, der siebzehnjährige Rudolf Leitenstorfer von unbekanntem Heimatort und der aus Börnecke stammende Werner Hempel (unbekannten Geburtsjahrs) für das Vaterland, wie es auf dem eisernen Kreuz der in W. bis auf den heutigen Tag bestehenden Grabschaft heißt, gefallen sind.



Oberhalb, voraus und bald auch hinter mir nichts als die unbeweglichen schwarzen Tannenwälder.



Gut dreißig Jahre war ich nicht mehr in W. gewesen. Obzwar im Verlauf dieser langen Zeit - eine längere Zeit gab es für mich überhaupt nicht - viele der mit W. verbundenen Örtlichkeiten in meinen Tag- und Nachtträumen beständig wiederkehrten und mir jetzt vertrauter schienen, als sie es vormals gewesen waren, lag das Dorf, wie ich mir bei meiner späten Ankunft dachte, weiter für mich in der Fremde als jeder andere denkbare Ort. In gewissem Sinn war es mir eine Beruhigung, dass ich jetzt, bei meinem ersten Rundgang durch die in einem bleichen Licht daliegenden Straßen, alles von Grund auf verändert fand.



Erste Häuser zur Dohle
Licht im August
ängstlich
zwischen Blättern
vor der Geburt
als Schatten gereift
über sonniger
Straße




Dorfabend in Guggenmoos
Nicht mehr bewegen
will sich der Rauch,
nicht mehr die Bäume,
seit einkreist der Abend
die Farben des Dorfs.
Zum Ende geht
das Geschehnis des Schattens.
Die Antwort der Landschaft
erwartet keine Erwiderung.







Schattwald im Tirol
Die Zeichen sind versammelt
sesshaft am Rand der Dämmerung
ins Holz geschnitten
geharzt und gerußt
gedruckt an den Berg

Weißdorn am Hag
entlang einer Strecke Wegs
schwarz auf dem Papyrus des Winters
der Stein von Rosette

Im Haus aus Schatten
am Anfang der Legende
beginnt das Entziffern
Die Dinge sind verschieden
von ihrem Anschein
Die Verwechslung
unter den Mitreisenden
fand immer statt

Richte dich ein
zwischen Tür und Angel




tauchte am unteren Ende der Gasse, an der ich inzwischen angelangt war, ein Fahrzeug auf, wie ich zuvor noch nie eines gesehen hatte. Es war eine allseits weit ausladende lila Limousine mit einem hellgrünen Dach. Unendlich langsam und völlig geräuschlos glitt sie heran, und drinnen an dem elfenbeinfarbenen Lenkrad saß ein Neger, der mir, als er vorüberfuhr, lachend seine gleichfalls elfenbeinfarbenen Zähne zeigte

Da stand es für mich außer Zweifel, dass der Fahrer des Automobils, das in dieser düsteren Morgenstunde an mir vorbeigeschwebt war, in Wahrheit der König Melchior gewesen ist und dass er in dem enormen Kofferraum seiner stromlinienförmigen lila Limousine ein kostbares Gastgeschenk, viz. ein paar Unzen Gold, ein Weihrauchgefäß oder eine mit Myrrhe gefüllte Dose aus Ebenholz bei sich führte.

Meine Gewissheit in dieser Sache rührte übrigens auch daher, dass ich sie mir bis in die Einzelheiten hinein so ausmalte, als es am Nachmittag dicht und dichter zu schneien begann und ich am Fenster sitzend zuschaute, wie der Schnee unaufhörlich aus der Höhe herabkam und bis zum Dunkelwerden alles bedeckte, die Holzbeigen, den Hackstock, das Dach des Schopfs, die Johannisbeerstauden, den Brunnentrog und den Krautgarten der Krankenschwestern in der Nachbarschaft.




Mein Weg ging am Lehrerhaus und am Kaplanhaus vorbei die hohe Friedhofsmauer entlang, an deren Ende der heilige Georg ohne Unterlaß mit einem Spieß dem zu seinen Füßen liegenden greifartigen Vogeltier den Rachen durchbohrte. Dann musste ich den Kirchberg hinunter und durch die obere Gasse.




Wintergedicht
Das Vieh ist im Stall.
Gott ist im Himmel.
Das Jesuskind in Flandern.
Wer glaubt wird selig.
Die heiligen drei König
Gehn auf der Erde.






Bilder von
melchior fischer
lehrer- und malerkollege von michael klaner -->
gestaltete zusammen mit diesem 2011 die ausstellung in wertach:
w.orten farbe verleihen.
geboren 1949, wohnhaft mit familie in wertach