Mini-Kosmos



Sind wir Eden?
Blick hinter die Kulissen europäischer Flüchtlingsprobleme





Die tief beeindruckende und emotional packende deutsch-französische Fernsehsehserie "Eden" von 2018/2019 unter der Regie von Dominik Moll hat mehrere Handlungsstränge, der Zuschauer ahnt aber, dass die anfangs kaum zusammenhängenden Dinge irgendwann aufeinandertreffen werden.

1) Metapher: die Krise ist mitten unter uns

Ein Flüchtlingsboot erreicht den Badestand von Chios.
Zwei Welten treffen aufeinander: Die Fliehenden eilen so schnell sie können durch knietiefes Wasser zum rettenden Strand, die Sonnentouristen beobachten sie teils neugierig, teils irritiert aus sicherer Distanz.

Familie Hennings aus Mannheim macht Urlaub und begegnet der Thematik erstmals direkt. Die Eltern beschließen, den jungen Syrer Bassam bei sich aufzunehmen, zum Leidwesen von Sohn Florian, der gegen die ungewohnte Situation rebelliert. Sie beziehen ihn auch selten mit in die Entscheidungen ein, für Lehrer eine Pädagogik, die zu wünschen übrig lässt.










Die Griechen bringen die Neuankömmlinge, darunter auch die Nigerianer Amare und seinen älterer Bruder Daniel, in einem Flüchtlingscamp unter. Der Entscheid über ihren Aufenthaltsstatus lässt auf sich warten., und während Amare sich ganz gut einlebt, will sein Bruder, um endlich arbeiten zu können, nach England weiterziehen – ein folgenschwerer Entschluss …

Hélène Durand, die Leiterin des Flüchtlingscamps, versucht in Brüssel für die Privatisierung weiterer Camps grünes Licht zu erhalten. Ihr liegt die bestmögliche Versorgung der Flüchtlinge am Herzen, doch sie muss auf die Interessen ihres bisher einzigen Investors Rücksicht nehmen, für den nur zählt, ob sich das wirtschaftlich lohnt - und auch ein ehrgeiziger Schweizer Geschäftsmann steht bereit, um Geld zu verdienen.









Maryam und ihr Mann Hamid waren in Syrien gut situiert, sie können mit ihrer kleinen Tochter den offiziellen Weg über die französische Botschaft nach Paris nehmen. Doch Hamid trägt brisante Informationen bei sich, und so ist die Angst vor dem Regime Sadads sein ständiger Begleiter.

2) Naives Gutmenschentum begegnet der schwierigen Realität

Als die Gebrüder Daniel und Amare das Lager verlassen, stürzt Daniel auf der Flucht vor den Sicherheitsleuten des Camps auf einer abgelegenen Baustelle in den Tod. Sein 16-jähriger Bruder irrt nun allein durch Athen. Die beiden Sicherheitsleute, Alexandros und sein Schwager Yiannis, stecken in einer Zwickmühle zwischen schlechten Gewissen und Angst, ihre Jobs zu verlieren.

Auch im Camp herrscht Chaos: Um die Schleuser bezahlen zu können, hatte Daniel einen Laptop und Tablets aus dem Bürocontainer gestohlen und diesen danach in Brand gesetzt. Campleiterin Hélène will den Vorfall vertuschen, um das unbefleckte Image ihres Camps nicht zu gefährden. Denn in Brüssel steht die für sie und ihren Investor existenziell wichtige Entscheidung über eine weitere Privatisierung von Flüchtlingscamps an.

Auch Maryam und Hamid haben in Paris Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden. Zwar kann Hamid als Informant eines französischen Journalisten auf Hilfe zählen, doch die von ihm weitergegebenen Informationen könnten zur Gefahr für die Familie werden.

Bassam, der bei Familie Hennings in Mannheim untergekommen ist, hat ebenfalls Schwierigkeiten, sich in seinem neuen Umfeld zurechtzufinden. Denn Florian, der Sohn der Hennings, rebelliert mit aller Kraft gegen die ungewohnte Situation ...

3) Verfolgte

Amare muss aus Athen verschwinden, gerät in die Fänge krimineller Schleuser, als er nordwärts über die griechische Grenze fliehen will. Er sitzt im dunklen Laderaum eines stickigen, überfüllten Kleintransporters, weder er noch die anderen Flüchtlinge wissen, wohin genau die Reise geht.

Die Sicherheitsleute, die sich für Daniels Tod verantwortlich fühlen, wollen die Leiche verschwinden lassen, um nicht mehr mit seiner Flucht in Verbindung gebracht werden zu können.

Hélène scheitert mit ihrem Versuch, einen Skandal zu verhindern. Brüssel hat Informationen über den Brand in ihrem Camp, ihr sicher geglaubter Plan bekommt Risse.

Maryam bangt nach dem Angriff auf ihren Mann um die Sicherheit ihrer Familie.

Auch Bassam in Mannheim bei Familie Hennings scheint etwas zu verbergen, führt per Videochat lautstarke Streitgespräche. Silke Hennigs gibt sich alle Mühe, zu ihm durchzudringen, doch Bassam lehnt jede Form von Hilfe, jeden gut gemeinten Ratschlag ab. Silkes rebellierender Sohn Florian gießt mit seinen Provokationen zusätzlich Öl ins Feuer …

4) Schweres Leben im Exil

Als die Polizei die Leiche Daniels findet, beginnen ihre Fragen. Die beiden Sicherheitsleute werden nervös. Besonders Yannis leidet unter Schuldgefühlen und schafft es kaum noch, das belastende Geheimnis für sich zu behalten. Das könnte nicht nur für seinen Schwager und Kollegen Alexandros gefährlich werden, sondern auch für die Betreiberin des Camps. Denn dem ehrgeizigen Chef der konkurrierenden Sicherheitsfirma Deltan käme ein Skandal, der Hélènes Position noch weiter schwächen würde, gerade recht.

Amare, allein auf dem Weg nach England, sitzt - von den teuer bezahlten Schleusern betrogen - vor der streng bewachten mazedonischen Grenze fest.

Seit dem Angriff auf Hamid verfolgt Maryam die Angst vor dem syrischen Regime, treibt sie weiter in die soziale Isolation. Und Hamid scheint etwas über seine Arbeit als Informant vor Maryam zu verbergen. Wem kann sie noch trauen?

Dieselbe Frage stellen sich in Mannheim auch die Hennings. Ihnen wird immer mehr bewusst, wie wenig sie über den jungen Flüchtling Bassam wissen, den sie bei sich aufgenommen haben. Sogar Silke, die sonst mit allen Mitteln versucht, sein Vertrauen zu gewinnen, wird misstrauisch. Heimlich durchsucht sie sein Zimmer und wird fündig …

5) Flüchtlingskrise und ihre geselschaftliche Brisanz

Auf allen Schauplätzen läuft die Situation für die Flüchtlinge und jene, die sich in der Verantwortung für sie sehen, aus dem Ruder: Amare ahnt noch nicht, in welche Gefahr er sich mit seinem Aufbruch nach England begibt.

Yannis versinkt immer tiefer in Schuldgefühle, hat sich kaum noch im Griff, wird nicht nur für Schwager Alexandros, sondern auch für die Campbetreiberin Hélène zum Risikofaktor. Das Camp sollte Vorzeigeobjekt für ihre Lobbyarbeit in Brüssel werden, stattdessen muss sie einen Skandal nach dem anderen vertuschen, ihre Konkurrenz scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein. Muss sie ihr Unternehmen doch verkaufen?

Amare muss einen Rückschlag nach dem nächsten wegstecken. Bei einem Ziegenfarmer kann er zum ersten Mal seit langem wieder durchatmen, doch der Traum seines großen Bruders, nach England zu gehen, lässt ihn nicht los und so begibt er sich wieder ins Ungewisse.

In Paris stellt Maryam fest, dass der Angreifer auf ihren Mann ausgerechnet der Mann ihrer neuen Freundin Samira ist. Sie traut Hamid nicht mehr, er verlor sich über die Hintergründe des Angriffs und seine Arbeit als Informant in Widersprüche. Als sich Maryam selbst auf Spurensuche begibt, kommt sie der Wahrheit näher.

In Mannheim sind sich Silke und Jürgen Hennings uneinig über den Umgang mit Bassam und die Erziehung ihres Sohnes. Doch als Florian seine Provokationen zu weit treibt, wird das schnell zur Nebensache …

6) Zukunft im Exil? Entscheidungen

In Brüssel hängt für Hélène die Zukunft ihres Unternehmens von einem einzigen Gespräch ab. In Athen kann Yiannis seinem Schwager nicht garantieren, dass er ihr Geheimnis für sich behält, doch genau das muss Alexandros dringend erfahren. Hélène hat lange genug versucht, die Vorfälle in ihrem Flüchtlingscamp geheim zu halten und ist damit letztlich doch gescheitert. Nun steht in Brüssel die finale Entscheidung darüber an, wer das Mandat für weitere Camps bekommt. Ihr Konkurrent von der Sicherheitsfirma Deltan ist siegessicher. Hat Hélène noch eine Chance?
Zum Glück bringt man sie mit dem Tod des nigerianischen Flüchtlings Daniel sie und das Campmanagement noch nicht in Verbindung. Damit das auch so bleibt und er seinen Arbeitsplatz nicht verliert, muss Alexandros dafür sorgen, dass sein Schwager und Kollege Yiannis nicht die Nerven verliert und zur Polizei geht. Und Yiannis offenbart Alexandros schließlich das ganze Ausmaß seiner Verzweiflung.

Paris wird zum Schauplatz für intensive Begegnungen: Zum ersten Mal seit langer Zeit sieht Bassam Fares und Samira, seinen Onkel und seine Tante, wieder. Nach Bassams Ankunft in Paris kann Hamid sich nicht länger vor seiner Vergangenheit verstecken. Was weiß er über das Schicksal von Bassams Vater?

Auch Amare verschlägt es nach Paris, wo er endlich die Gelegenheit hat, seine Mutter anzurufen. Als Minderjähriger kann er nicht zurück nach Griechenland abgeschoben werden. Kommt er in Paris endlich zur Ruhe?





Hoffnung?
Perspektiven?
Idee von Europa?



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