Christians Mini-Kosmos





Der Maler, dessen Kunst elf Hurrikans überlebte

So überschrieb "Die Welt" ihre Hommage auf den karibischen Künstler im Mai 2020.
Immer, wenn wir "Frank Walter" googeln, erscheint automatisch unser
Bundespräsident, so wenig ist der Künstler Frank Walter bei uns bekannt.

Eine universelle Welt entfaltet sich in einem winzigen Bild. Frank Walter nimmt die einfachsten Materialien und transformiert sie zur Kunst. Wenn er nicht malt, schreibt er, wenn er nicht schreibt, nimmt er Tonbänder auf. Walter lebt, vielleicht in seiner eigenen Welt, vielleicht nur in der Kunst.
Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass sein Name hierzulande nur ganz wenigen Kunstkennern ein Begriff ist. Zeitlebens stellt Walter nicht wirklich aus, zumindest nicht in den großen Museen oder international bekannten Kunsthallen. Seine Kunst stand sorgsam in Kisten verpackt in seinem Atelier, auf einem Hügel auf der karibischen Insel Antigua, ganz so als warte sie nur darauf, endlich auf Reisen zu gehen.
Ein so ausgreifendes, zuweilen fast manisches Werk, noch dazu von einem Autodidakten irgendwo am Rand der Zivilisation produziert, bekam noch vor wenigen Jahren bestenfalls das Etikett "Outsider-Kunst" angeheftet. Erst seit Kuratoren wie Okwui Enwezor den postkolonialen Diskurs über die Kunst etablierten, sind wir heute bereit, einen Lebenslauf wie seinen als künstlerische Vita zu lesen und damit zu arbeiten. Frank Walter begreift sich zeitlebens nicht als Randfigur, sondern er empfindet seine Biografie, vor allem aber seine Bildungsgeschichte als zutiefst europäisch.



Schon in den 1970ern bemüht sich Walter immer wieder darum, seine Malereien, Objekte und geschnitzten Skulpturen auszustellen. Er schreibt Briefe, kontaktiert Ministerien, konzipiert Programme mit Lesungen und Jazz. Ohne Erfolg. Die gestapelten Boxen werden nie abgeholt. 2009 ist er gestorben.
Hier in der Einsamkeit, wo der warme Karibikwind nie aufhört kraftvoll zu wehen, entwirft Walter in einer unglaublichen Intensität eine Bildwelt jenseits aller Genregrenzen. Er malt vor allem nachts, beruft sich auf erlebte Erinnerung und künstlerische Vorstellungskraft.

Nur so lässt sich erklären, dass ein einziger feiner Pinselstrich zu einem ganzen Wolkenschweif am Horizont wird. Ein paar Tupfer genügen, damit sich eine grüne Wiese formt, ein dickes feuchtes Pink trocknet, dann aufreißt und ein Blütenblatt ausformuliert. Frank Walter vertraut keinem Stil. Abstraktion, Figuration, Imagination, das alles vereint sich und löst sich zugleich in seinem Werk auf. Doch gerade wegen seiner offenen Motivik und stilistischen Komplexität geingt es ihm, die Ideen der Romantik in die Moderne zu transportieren.
Heute gilt Walter er als einer der größten Künstler der Karibik. Sein Werk überwindet Grenzen. 2020 zeigt das Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK) eine umfangreiche Schau.



Viele der in Frankfurt angekommenen Werke mussten erst einmal - vor allem nach 11 überstandenen karibischen Hurricans - aufgearbeitet, gereinigt und oder restauriert werden. MMK-Direktorin Susanne Pfeffer: „Es gibt keinen typischen Frank Walter, den man hätte herausstellen können." Als die unendlich vielen kleinformatigen Gemälde zunächst gerahmt werden mussten, war Pfeffer so begeistert von den pittoresken Rahmen, die Frank Walter über die Jahre gesammelt und angemalt hatte, dass sie diese eigentlich in einer gestapelten Installation hätte präsentieren wollen.

Nicht nur bleibt Walter zeitlebens unentdeckt, in seinem Werk thematisiert er immer wieder das Unsichtbare, Unbewusste, ja das Kosmologische.
Walter malt auf alles, was ihm zwischen die Finger kommt, auf die leeren Kartonhüllen eines Fotofilms, auf die Rückseiten belichteter Fotografien oder auf ein Stück gefundenes Linoleum. Jedes seiner Bilder hat eine sichtbare Vorder- und unsichtbare Rückseite.
Carolyn Lazard hat sich mit der spezifischen Bildlichkeit Frank Walters beschäftigt. „Recto Verso“ zeigt gescannte Abzüge der Rückseiten von Walters Malereien. Es sind verblasste Familienporträts, bei denen zu viel chemischer Entwickler droht, das Bild aufzulösen. Oder vergilbte Gruppenfotos von Krankenschwestern, über die sich großzügig Walters Signatur, seine Fingerabdrücke und bunte Farbkleckse ziehen. Was braucht es eigentlich, um ein Bild zu erkennen?
Charakteristisch der Bericht der ZEIT über die Ausstellung im MMK - alles im Ton des arroganten (weißen) europäischen Kunstkritikers, der sich überschlägt bei Interpretationen deutscher, franzöischer abstrakter Malerei, aber hier den Ratlosen spielt:
"Das erste Werk: Sehr klein und verloren hängt es in der hohen, kühlen Eingangshalle des Museums. Zu sehen sind: drei Kreise, rot, gelb und blau, die inmitten einer Landschaft schweben, knapp über dem Horizont. Unter den Kreisen das Meer, und in dem Meer ein Ungetüm, das seinen Rachen nach Kräften aufsperrt, die spitzen Zähne leuchten. Wahrscheinlich, denkt man, wird das Riesenmaul gleich losschnappen. Wahrscheinlich verschwinden die drei Kreise, welch wunderbarer Köder, im Fischbauch wie einst der gute Jona.
Niemand weiß, wie dieses Bild zu deuten wäre. Ob hier zwei Prinzipien einander belauern, oben die bändigende Geometrie, unten die triebhafte Urgewalt. Bekannt ist nur, dass die Szene von einem Maler stammt, der sich selbst als zerrissen empfand, in der einen Welt so haltlos wie in der anderen. Und nichts bei seiner Geburt unwahrscheinlicher, als dass der Fisch dereinst nach den Formen schnappen und Frank Walter in einem deutschen Museum als große, ja sensationelle Entdeckung gefeiert werden könnte.
Es ist das erste Mal überhaupt, dass Walter nun, elf Jahre nach seinem Tod, in einer Institution wie dem MMK in Frankfurt zu sehen ist. Und als habe man dringend etwas gutzumachen, beschränkt sich das Museum nicht auf zwei, drei Säle, sondern hat dem nie gesehenen Werk das ganze große Haus überlassen. Ein Wagnis, diese Ausstellung - und niemand muss sich wundern, dass es nicht aufgeht, kaum aufgehen kann."
Vielleicht ist Walters Biografie ein wesentlicher Schlüssel zu seinem Werk. 1926 geboren auf Horsford Hill als Francis Archibald Wentworth Walter. Als Kind lernt er Latein, Griechisch und Geschichte. Man schätzt ihn für seinen außergewöhnlichen Intellekt und seine vornehme Ausdrucksweise.

Schon mit 22 Jahren erbt er die Plantage seines Vaters und wird der erste nichtweiße Großgrundbesitzer Antiguas. Walter modernisiert den Zuckerrohranbau, versucht die rassistische Ungleichheit zu mindern und soll bald die Leitung des gesamten „Antiguan Sugar Syndicates“ übernehmen.

Doch er entscheidet sich für eine Bildungsreise nach Europa. Mit Eileen Gallwey, seiner weißen Cousine, zieht es ihn 1953 nach London. Von seinem weißen Onkel verstoßen, hält er sich als Tagelöhner in der Industrie über Wasser, belegt aber auch Kurse an Colleges, besuchte Bibliotheken, schreibt, malt und zeichnet.
Irgendwann bricht er enttäuscht nach Deutschland auf, um sich auf die Suche nach einem anderen Zweig seiner Familie zu begeben, für den auch sein deutscher Name steht. Er findet Arbeit in einer Kohlenzeche bei Mannesmann in Gelsenkirchen, lernt fließend Deutsch und besucht Frankfurt, Köln und Düsseldorf. Nachts unternimmt er lange Wanderungen am Rhein, die ihm für immer in der Erinnerung bleiben sollen - heute begründen sie die motivische Nähe seiner Nachtbilder zu den Meisterwerken von Caspar David Friedrich.
Aber auf seinen Reisen hat er kaum Geld, manchmal so wenig, dass er sich nicht einmal etwas zu essen leisten kann. Unter Hungersnot gerät er in Halluzinationen. In Walters Vorstellung ist sein deutsches Erbe mit den königlichen Häusern Großbritanniens und Europas verbunden, er bezeichnete sich selbst als "Siebten Prinz von Westindien, Lord of Follies und Ding-Ding Nook".

Er wird aufgegriffen, wacht in Kliniken und psychiatrischen Anstalten auf. In den 13 Jahren, in denen der Antiguaner Walter ganz Europa durchkreuzt, ist er rassistischen Angriffen ausgesetzt, vor allem in seinem kolonialistischen Mutterland Großbritannien.
Die von außen an ihn herangetragenen Zuschreibungen, aufgrund seiner nicht eindeutig zuortbaren Ethnizität mit rassistischer Abwertung einhergehend, verhandelt er auch in seinen Werken. Ein undatiertes Selbstporträt zeigt Walter mit kreidebleichem Gesicht. Der Hintergrund ist schwarz. Schaut man genauer, dann war die erste Farbschicht seines Gesichtes schwarz. Er übermalt es mit einer weißen Maske.



1961 zurück. Dominica teilt ihm 10 Hektar staatliches Land zu. Er rodet Holz, produziert Holzkohlen, verkauft die wertvollen Goldstücke an die lokale Gemeinschaft. Aus Akazien- und Mahagoniholz schnitzt er zahlreiche Skulpturen, Figuren auf kleinen Sockeln mit pausbackigen Gesichtern. Es entsteht eine imaginierte Porträtserie, die an August Sanders Fotografien erinnert.

Erst 1967 zieht es Walter zurück in ein innenpolitisch autonomes Antigua. Er wohnt in dem Haus seiner Familie, führt das Eisenwarengeschäft seines Onkels, kandidiert sogar als Premierminister.



Später lebt er mit eigenem Fotoladen von der Hand in den Mund, porträtiert Kinder, fotografiert Hochzeiten, baut Rahmen, verkauft Spielzeug oder kleine handkolorierte Fotokopien. Nur die kleinen Kunstwerke behält er immer ganz für sich. Sie stehen geordnet und sortiert in den Kisten.

So recht, wie er selbst zugibt, versteht der ZEIT-Redakteur es nicht, warum - obwohl Walter in seinem Leben viele unterschiedliche Dinge angepackt habe (Fabrikarbeiter und Aushilfskellner, Reisen durch Europa, Bergmann in einem deutschen Schacht, Politiker, Fotograf), warum also es für ihn schließlich die Kunst sein musste und er ganz eingenommen ist vom Malen und Schnitzen.
Das Leben eines Aristokraten, Intellektuellen, Großgrundbesitzers, Künstlers und Tagelöhners. Walters Identität ist von komplexer Struktur, er sieht sich in adliger Genealogie, lebt zugleich in ärmlichen Verhältnissen. Fremde Identifikationen qua Hautfarbe haben ihn immer irritiert. Vielleicht ist er vor diesen Mustern, Fremdzuschreibungen und Kolonialisierungen in die Isolation geflohen. Aber er war frei. In der Kunst vereint er das alte Europa mit der neuen Welt. In seinen Bildern wird seine Geschichte zu unserer Geschichte.

Das sind Geschichten, die Frank schrieb:

HOW I BECAME EUROPEAN





THE LEGEND OF RUPERT RACON
Rupert Racon was one of the most promising teenagers with whom I played at Nevis Street as an older teenager myself. He was brought down to a state of emaciation to be the most impecunious Antiguan alive.
Ab 1967 suchte Racon meine Firma auf, um zu sehen, wie der Adel im selben Viertel in den Towne House Nachtklub ging, wenn wir auf den Stufen unseres Hauses in der Nevis Street im Freien saßen. Zu dieser Zeit fand jede Nacht so etwas wie eine königliche Fiesta statt. Die Nevis Street, die friedlichste Straße der Welt, war mit dem jazzigen Nachtlokal aufgeblüht, als das laute Orchester jahrelang jeden Tag von 20 bis 4:30h die ganze Nacht über Ständchen spielte.
Damen promenierten in Abendkleidern aus allen Teilen der Welt vorbei, da die Nevis Street nach Sonnenuntergang zur kosmopolitischsten Straße geworden war. Racon und ich saßen es aus, um die Damen uns näher zu bringen, nachdem sie glaubtn, die Scheinwerfer ihrer Fahrzeuge hätten die beiden großen Landstreicher von Antigua ins Rampenlicht gerückt. Auch die Männer, die oft Abendkleider und teure Lounge-Anzüge trugen, kamen in unsere Nähe, wenn sie vom geschäftigen Verkehr in der Nevis Street genug hatten.
To see the greatest Antiguan Hero of all times in myself, street squatting, with one who was fast becoming the bread and butter of derogatory Calypsonians, as the Kings of Calypso found Racon an amusing subject. The last of the Sugar Barons was grounded, and set up for dereliction.
The European lot who passed, like the South Americans, had imagined that they had seen two European Aristocratic Derelicts, and often stopped to speak with us.



THE PAINFUL IRONY OF PLANTATION LIFE
Dein Urgroßvater war praktisch Eigentümer diese Güter. Er hat sie für seinen Onkel und seine Tante bearbeitet, und sein Vater war der nächste, der die ganze Schau besaß. "Also hat er für seinen Onkel und seine Schwiegertante gearbeitet." "Mein Vater war der nächste, dem alles gehörte!" Niemand konnte uns was anhaben, also waren dein Großvater und sein Vater in den Häusern und Gütern ihre eigenen Herren. Du wirst jetzt nur noch ein angeheuerter Diener auf dem sein, was eigentlich dein Anwesen ist. Meine Großmutter dachte nach und kicherte vor sich hin. "Ah Dardie!" So ist die Welt doch geworden! Das Beste, was du tun kannst, ist zu Gott zu beten!



THE DEVASTATING HURRICANE OF 1950
Der Hurrikan kam wie ein Dieb in der Nacht ... Der Sturm gab sein übliches Signal, aber ich war nicht erfahren genug, um zu erkennen, dass die Natur bereits den sichersten Hinweis auf einen Sturm gegeben hatte, beginnend um die Mittagszeit. Radio war sowohl wegen seiner Kosten unbeliebt als auch deswegen, weil die Menschen in den Dörfern und den damaligen Anwesen es vorzogen, abends auf ihren Stufen zu sitzen und miteinander zu reden oder drinnen zu bleiben und die Bibel zu lesen oder einen guten Leser sie der ganzen Familie vorlesen zu lassen.
Der Tag begann schön. Aus der Ruhe des Morgens entwickelte sich intensive Hitze, die die Lippen aller auf dem Feld trocknete. Am Himmel gab ein seltsmes Leuchten, orange bis hellrot. Die Hitze wurde so intensiv, dass ich mein Hemd bis zum Bauch öffnete und den Schweiß vom Körper wischte.
Ich war nie in den Schatten gegangen, wenn die Sonne übermächtig wurde, weil es unfair für den Feldarbeiter gewesen wäre, der in der tropischen Sonne arbeitete.
Bei Einbruch der Dunkelheit änderte sich die Temperatur nicht. Wolkenlos und noch unerträglicher heiß, ging die Dämmerung in die Nacht über, es kam zu vereinzelten Schauern wie bei jedem normalen Regen, wenig später jedoch zu brutalen Windböen, die gegen die Fenster drückten, der Wind schien aus einer eigenartigen Richtung zu kommen. Westlich wirbelnde Böen fegten die Blätter von den nahen Bäumen. Die Blätter der Bäume, die allmählich im Schein der Nacht auftauchten, waren alle umgedreht, und die Äste neigten sich in entgegengesetzte Richtung.
Die Nacht machte mir Angst, etwas aufzuschreiben. Auch hätte ich gerne die vollkommen bizarre Landschaft vom Fenster aus gemalt. Vielleicht hätten die größten Wissenschaftler der Welt dieses Phänomen benannt, oder - vielleicht noch weniger informiert als ich - würden sie versuchen, es zu erklären. Es war nicht nur Wind und Regen. Ich kämpfte gegen die Dinge, die draußen herumschwebten, mit Brettern und Pfosten von der südwestlichen Ecke abgerissen, aber der Wind schleuderte schließlich alles, was er fasste, in den Viehstall unter meinem Fenster. Es war, als hätte ich mit Gott in Wind und Regen gerungen. Gehaltslisten, Blätter, meine privaten Bücher und Notizen, Bücher wie meines geliebten William Shakespeares vollständige Werke, Dramen und Gedichte, alle meine frühen Schriften und andere Habseligkeiten. Alle meine größten Schätze für immer verloren, in den Viehstall geworfen und Ochsenhufen zertreten.
Was mir zunächst nur aufregende Erfahrung zu sein schien, wurde für die meisten von uns am Ende eine Tortur.



SOLITUDE
"Ich hatte einen in mich gekehrten Charakter entwickelt, wollte die Menschen in Ruhe lassen und bat im Gegenzug darum, mich in Ruhe zu lassen.
Ich glaube dennoch, dass ich Menschen ziemlich sympathisch war, die ich zufällig traf, aber ich habe auch gewusst, dass man gezwungen ist, sich vom Rest der Gruppe zu lösen, um ein guter Künstler und Denker zu werden.
Ich konnte nichts anderes verstehen als das, was ein echter Aristokrat konnte. Ich hatte geglaubt, dass das, was wir als inhärente Qualität bei uns haben, in der Umgebung verteilt werden sollte, indem wir lernen und Kontakt mit dem Chef oder den einfachen Leuten aufnehmen. Auf diese Weise würde sich das Ganze bewegen. Ich hasste Leute, die es genossen, in der Mitte zusammengequetscht zu werden, und diejenigen, die unten warteten, deshalb machte ich einenDurchgang frei, damit sich alle oben in der Sonne sonnen konnten."



THE LONELY BIRD
Inzwischen bin ich schnell ein einsamer Vogel geworden und breite meine Flügel von Feld zu Feld hinter den Hügeln aus, um alles mit meinen Adleraugen zu entdecken, die ich entwickelt hatte ...
So viel, wenn meine Chefs und diejenigen, die unter mein Kommando kamen, fälschlicherweise Angst hatten, sich mir zu nähern, denn ich hatte gelernt, Einsamkeit zu tolerieren, und es hat sich gelohnt, denn ich war bereits Schriftsteller und Forscher, ganz zu schweigen davon, ein Designkünstler zu sein. Alle, die ich entdeckt habe, machten es besser in Abgeschiedenheit.



PS
Besser hätte sich Hanno Rautenberg, Verfasser des ZEIT-Artiels, selbst nicht desavouieren können als mit Folgendem:
"Unwillkürlich fragt man sich, ob ein Autodidakt, stammte er beispielsweise aus dem Elsass, wäre unter widrigen Bedingungen aufgewachsen, vom Krieg mehrmals vertrieben worden, ob ein solcher Maler hier ebenfalls eine Ausstellung bekäme? Und wenn nein, warum genießt Frank Walter wohl Sonderrechte? Weshalb bekommen auch seine arg konventionellen Familienfotos und sogar seine gebastelten Spielzeuge breiten Raum? Ein Rechenschieber, von ihm zusammengebaut, hängt an der Wand, als wäre es ein rätselvolles Kunstwerk.
Offenbar gelten für einen Künstler aus der Karibik andere Maßstäbe. Das Museum, könnte man sagen, unterwirft Walter nicht den üblichen Kriterien. Man gönnt ihm den Freiraum, den er nie hatte. Man gönnt es sich selbst, den eigenen Bewertungsrahmen aufzuweichen. Ein Dilemma bleibt es trotz alledem.
In einem Museum westlicher Prägung nicht alles Ungleiche gleichzubehandeln, nicht alle Künstler der Welt demselben Fortschrittsdenken zu unterwerfen, ist mehr als plausibel. Doch egal, wie liberal man sich gibt, es braucht Gründe. Das Museum bleibt eine Selektionsmaschine, und wenn es nicht künstlerische Kriterien sind, nach denen es auswählt, dann sind es biografische Aspekte. Bei Frank Walter zeigt man sich vor allem fasziniert von seinem transnationalen Schicksal, von seiner rastlosen Suche nach Identität. Und also zeigt man ihn: als Gesamtkunstwerk."



Informative Links:
Frank Walter
Website Frank Walter