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Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz unernimmt wie alle aufgeklärten Fürsten seine Kavalierstour durch Italien, Frankreich, die Schweiz, Holland und England, wo er zum Fan der dortigen Gartenkultur wird. Heimgekehrt macht er Anhalt-Dessau zu einem der modernsten Kleinstaaten Deutschlands, auch der Anteil der jüdischen Bevölkerung steigt erheblich an. Und auf einer Fläche von etwa 200 qkm entsteht das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, zu dem der Wörlitzer Park - von Anfang an für jedermann zugänglich - zählt. Seine pädagogischen Absicht beruhen auf der Philosophie Jean-Jacques Rousseaus, der Ästhetik Johann Georg Sulzers und der Kunsttheorie Johann Joachim Winckelmanns. Die Dessau-Wörlitzer Parklandschaften, zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörig, ziehen jährlich über eine Million Besucher an.



1762 Tochter
1763 Sohn
1765 Tochter
1768 Tochter
1769 Sohn

1789 Tochter
1790 Tochter
1792 Sohn

1789 Tochter
1791 Tochter
1793 Tochter

1800 Sohn

Nicht nur die Blumen und Bäume in seinem Wörlitzer Park tragen viele Früchte, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz (1740 - 1817) ist auch selbst äußerst fruchtbar (er zeugt 8 Töchter und 4 Söhne in Vielweiberei)

Mit der 15-jährigen Johanna Eleonore Hoffmeier hat Leopold III. Friedrich Franz eine voreheliche Beziehung. Seine Absicht, auf den Thron verzichten und mit seiner Geliebten in England als Privatmann leben, verhindert Friedrich II. d. Große, Leopold muss seine eigene Kusine freien.
Die Kinder Eleonores:
1. Wilhelmine Eleonore Friederike (*/+ 1762) und
2. Franz Georg (*1763 ) und
3. Louise Leonore Friederike (*1765).
Franz Georg gibt man den Namen Waldersee nach einem Dessauer Vorort und erzieht ihn standesgemäß am Dessauer Hof. Er bekleidet dort zahlreiche Ämter, sein Großvater Fürst Franz schenkt ihm 1795 das

Palais Waldersee als Residenz (heute Hauptbibliothek in Dessau). Als Schriftsteller verfasst Franz Anton Johann Georg Graf von Waldersee ein Lehrgedicht, ein Opernlibretto und übersetzt Tragödien Racines.

1767 heiratet Leopold III. Friedrich Franz seine Cousine Luise Prinzessin von Brandenburg-Schwedt (1750 - 1811).
2 eheliche Kinder:
1. Tochter, stirbt 1768 bei Geburt und
2. Friedrich Prinz von Anhalt-Dessau (* 1769). Er stirbt 1814 drei Jahre vor seinem Vater und kann deshalb dessen Nachfolge nicht antreten, vielmehr erlangt sein ältester Sohn Leopold (1794 - 1871) 1817 die Regentschaft von seinem Großvater als Leopold IV. Friedrich, Herzog von Anhalt-Dessau.

Leopold III. Friedrich Franz lebt in morganatischer Ehe mit Leopoldine Luise Reichsfrau von Beringer (Tochter seines Hofgärtners und Gartenkünstlers!).
Pikanterweise muss der Fürst für jeden Besuch bei Leopoldine den Wohnsitz seiner fürstlichen Ge-mahlin durchqueren. Denn zwi-schen Dessauer Schloss und „Kreuz'schen“ Herrenhaus (Wohnsitz Leopoldines) liegt das „Graue Haus“, Wohnsitz der Fürstin Luise. In Anbetracht der amourösen Geschichte und der daraus entstandenen Nachkommenschaft scheint der über dem heutigen Anwesen thronende Storch sein Nest an der richtigen Stelle gebaut zu haben.
Aus dieser morganatischer stammen 2 Töchter und 1 Sohn:
1. Wilhelmine Sidonie (1789 - 1860) und
2. Luise Adelheid (1790 - 1870) und
3. Franz Adolf (1792 - 1834)
In zwei außerehelichen Verbindungen zeugt Leopold III. Friedrich Franz vier uneheliche Kinder:
- mit Johanna Magdalena Luise Jäger (* 1763):
1. Franziska (* 1789) und
2. Leopoldine (1791 - 1847) und
3. Amalie (1793–1841)
- mit Friederike Wilhelmine Schultz geb. Favreau (* 1772):
4. Ludwig Ferdinand (* 1800)






Der Wall ist Hochwasserschutzdeich in der Elbaue und gleichzeitig Umfassungsweg (engl. belt walk), von dessen erhöhtem Standpunkt aus wir viele der klassischen Sichtachsen wie zum Schloss und Stein, oder auch nach Coswig zum dortigen Schloss wahrnehmen können.
Der "Stein", nach Plänen des Fürsten als Erinnerung an seinen Aufenthalt in Neapel erbaut, ist eine künstliche Insel, die Felsengänge, Grotten, den Tempel des Tages, den Tempel der Nacht, ein Kolumbarium, ein Amphitheater, die Villa Hamilton beherbergt, und die ein künstlicher dem Vesuv nachempfundenen Vulkan krönt, wo der Fürst mittels ausgefeilter Ton-, Licht- und Wassereffekte Lava speien ließ.





Den Bau ist dem Geologen und englischen Gesandten am Hof des Königs von Neapel, Sir William Hamilton gewidmet, Gastgeber des Fürsten auf der Reise nach Italien.









Zielpunkt zahlreicher Sichtbeziehungen am östlichen Rand des Schlossgartens ist die Synagoge von 1790, Ausdruck der toleranten Politik des Fürsten. Vorbild ist der Tempel des Hercules Victor in Rom. Unter dem jüdischen Gotteshaus befindet sich ein Ritualbad. Bei den Novemberpogromen verwüsteten Nazis die Innenausstattung.
Vom "Bibelturm" der ursprünglich romanischen, vom Fürsten im neugotischen Stil umgebauten Petri-Kirche haben wir reizvolle Blicke über Park und nähere Landschaft.



Dort logieren zahlreiche bekannte Vertreter der Aufklärung und Romantik, Dichter, Philosophen, Archäologen oder Architekten, darunter Johann Wolfgang von Goethe, Carl August Boettiger, Daniel Chodowiecki, Johann Carl Friedrich Dauthe, David Gilly und Friedrich Gilly, Novalis, Aloys Hirt, Friedrich Hölderlin, Theodor Körner, der Fürst de Ligne, Jean Paul, Georg Friedrich Rebmann, Adolph Wilhelm Schack von Staffeldt, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder.

Den englischen Herrensitz Strawberry Hill hat der Fürst auf seinen Reisen kennengelernt, das Besondere sind die zwei verschiedenen Fassaden. Die Front ist die der venezianischen Kirche Madonna del Orto im Sestiere Cannaregio, die Gartenseite im Tudorgotik-Stil. Beide Fassaden Blickpunkte von Sichtachsen, wir haben den Eindruck, zwei verschiedene Gebäuden zu sehen. Im museal genutzten Teil des Gotischen Hauses ist das Pomologische Kabinett mit 200 Wachsfrüchten aufbewahrt.



Rousseau-Insel



Eisenhart beherbergt die otaheitische Sammlung, die Johann Reinhold Forster dem Fürsten 1775 schenkt.

Nachtrag

Durch die Stürme von 1848 sieht Leopold IV. Friedrich, Herzog von Anhalt-Dessau (1794 - 1871) sich genötigt, dem Land 1848 eine konstitutionelle Verfassung zu verleihen (jedoch schon 1849 wieder aufgehoben und 1859 ersetzt). Nach dem Aussterben der Linie Anhalt-Köthen (1847) übernimmt Leopold 1847 die Regierung von Anhalt-Köthen. 1853 Herzogtümer Dessau und Köthen zum Herzogtum Anhalt-Dessau-Köthen vereinigt, mt dem Tode Herzogs Alexander Carl von Anhalt-Bernburg erbt er auch Anhalt-Bernburg.
Ihm folgt 1871 sein Sohn Leopold Friedrich I. Franz Nikolaus von Anhalt (1831 - 1904).
Dessen Nachfolger 1904 ist sein Sohn Friedrich II., Herzog von Anhalt (1856 - 1918)
Dessen Nachfolger wird 1918 sein Bruder Eduard Georg Wilhelm Maximilian von Anhalt (1861 - 1918), der wenige Monate regiert und kurz vor dem Ende der Monarchie stirbt.

Nachfolger wird sein unmündiger Sohn Joachim Ernst Herzog von Anhalt (1901 - 1947) einziger im 20. Jahrhundert geborener proklamierter deutsche Bundesfürst, unter Vormundschaft seines Onkels Aribert von Anhalt, der im Namen seines Neffen und der gesamten anhaltinischen Fürstenfamilie auf den Thron verzichtet, womit die seit dem 11. Jahrhundert andauernde Herrschaft der Askanier endet. (Schloss Ballenstedt am Harz verbleibt Wohnsitz der Familie von Anhalt). 1944 verhaften die Nazis Joachim Ernst und bringen ihn fur 3 Monate ins KZ Dachau, 1945 verhaften ihn die Sowjets, bringen ihn ins NKWD-Internierungslager Buchenwald, wo er schwer erkrankt und an Erschöpfung infolge der Lagerbedingungen mit 46 stirbt.





Julius Eduard Erdmann Ernst-August Prinz von Anhalt (* 1941) jüngster Sohn Joachim Ernsts, wird Chef der Askanier. Er ist Gesellschaftsjournalist und Buchautor und Kolumnist für zahlreiche deutsche Magazine wie 'Frau im Spiegel' u.a.
2010 führt Prinz von Anhalt die weibliche Erbfolge ein, was seine älteste Tochter zu seiner Nachfolgerin macht.

Menschen aus Deutschland haben mit Monarchie wenig am Hut. Der Hochadel hat seinen Platz in Hochglanzmagazinen oder der Klatschpresse, Projektionsfläche für Fantasien: "Die Idee der Prinzessin, die Idee des Königs, der Traum wird wahr, man heiratet und umgekehrt freut man sich, wenn es auch mal ein paar Skandale gibt." Dieter Thomas Heck vermisst hingegen die Ausstrahlung eines Adelstitels. Er erklärt: „Es hat Stil! Es gibt heute so manche Geschichten, die den Adel ersetzt haben. Eigentlich die Politik. Aber da haben zu viele nicht die Ausstrahlung, die irgendjemand hat, der einen Adelstitel hat. Da ist mehr.“ Braucht man Adel in Deutschland überhaupt noch? Prinzessin Felicitas von Anhalt: "Man braucht ihn an sich nicht“, allerdings könne er vereinen und Leute glücklich machen, wie man an England sehe ". Er enthält eine gewisse Art von Tradition. Ich finde das eine schöne Sache".
Eduard von Anhalt ist ebenfalls der Meinung, dass man den Adel nicht mehr brauche. Jedoch könnten die alten Familien und Dynastien so eine Art Wahrer der Geschichte sein: "Sie haben keine Macht mehr, aber sie können erzählen - etwas aus der Geschichte ihrer Familie und was geschehen ist."



2019

Nach langer Reise finden 10 Mitglieder des Herzoghauses Anhalt ihre letzte Ruhestätte in der Gruft der ehemaligen Dessauer Schloss- und Stadtkirche St. Marien. Die 10 Särge haben eine lange Reise hinter sich.
Bis 1918 prägt das Herzoghaus Anhalt Jahrhunderte die Geschicke des Landes und hinterläst ein reiches kulturelles Erbe: Dessau-Wörlitz. Bombenangriffe zerstören 1945 Marienkirche einschließlich des herzoglichen Mausoleums, das die DDR als Zeugnis der Aristokratie schlecht unterhält. Vandalismus stört die Totenruhe. 1958 bettet mn ohn viel Aufhebens die sterblichen Überreste aus dem Mausoleum auf den Friedhof Dessau-Ziebigk um. 2018 moderiert Ministerpräsident Reiner Haseloff zwischen Kirche, Stadt und Familie von Anhalt das schwierige Thema mit Kompromiss: Einstellung der Särge in die Marienkirche.