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Scilly Islands 2018
30. Juni bis 13. Juli 2018
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Route Woche 2:
St. Malo - St. Peter Port/Guernsey - Brixam - Plymouth - Fowey - Falmouth (227sm) -
Saint Mary's/Scillys - Tresco-Bryher/Scillys - Roscoff - Tréguier - Saint-Quay-Portrieux - St. Malo
274 sm unter Segel, 285 sm unter Motor, 559 sm gesamt

So 1.7.2018


Französische Gezeitenberechnung

Wer französische Gezeitentafeln - im Ärmelkanal ist das ratsam (Tidenhub St. Malo 16 m!) - benützt, findet dort eine "Coef."-Spalte, denn die Franzosen - seit Voltaire Geistesmenschen - berechnen die Höhe der Gezeit anders, als wir das gelernt haben. Die englischen Gezeitenunterlagen im Reeds dagegen sind problemlos (für Deutsche).

Coef. bedeutet Gezeiten-Koeffizient. Das ist eine ganze Zahl zwischen 20 und 120, die die Höhe der Gezeit (also die Amplitudenhöhe zwischen Niedrig- und dem folgendem Hochwasserstand) in ein ganzzahliges Verhältnis zueinander bringt.
Ein Koeffizient von 20 stellt das theoretische Minimum im Unterschied von Ebbe oder Flut dar, ein Koeffizient von 120 die grösstmögliche Differenz zwischen Niedrig- und Hochwasser.
Beide Extreme kommen praktisch nie vor.
Per definitionem beträgt der Gezeitenkoeffizient beim mittleren Nipptidenhub 45, beim mittleren Springtidenhub 95. (Koeffizienten, die über diese Grenzwerte hinausgehen, sind in den Unterlagen farblich hervorgehoben)
Zur Bestimmung der tatsächlichen Höhe der Gezeit, also des Wasserstands an einem bestimmten Ort zu einer gegebenen Uhrzeit, ist der Koeffizient nur bedingt tauglich, er informiert uns lediglich über die Amplitudenhöhe einer Tide zu einem Datum. Um aus diesem relativen Wert eine absolute Aussage zu bekommen, müssen wir noch eine räumliche Komponente hinzufügen.
Der Koeffizient besteht aus dem Verhältnisses zwischen mittlerer Spring-Gezeitenhöhe im Hafen von Brest und der erwarteten, tatsächlichen Gezeitenhöhe am fraglichen Tag. Da dieser Wert sich nur auf Brest bezieht, müssen wir den an unserem Ort zu erwartenden tatsächlichen Wert der Gezeitenhöhe mit einem Ortsfaktor multiplizieren. Dieser wird zwar für einige Referenzhäfen angegeben, hat aber in der Praxis kaum Bedeutung, da ja neben der zu erwartenden Höhe der Gezeit auch noch die Höhe des Wasserstandes zu Niedrig- oder Hochwasser eine Rolle bei der Kalkulation spielt.
Der Koeffizient hat auf die Höhenberechnung des Wasserstandes kaum Auswirkung. In den Tidentabellen sind Zeitpunkt und Höhe von Niedrig- und Hochwasser für diverse Häfen entlang der Atlantikküste übersichtlich genannt und der Koeffizient verrät uns die Geschwindigkeit, mit der das Wasser steigt oder fällt – und damit auch die Menge des innerhalb von ca. 6 Stunden verfrachteten Wassers.
Die uns vertrauten Anschlussorte (Ports Rattachés) der Bezugshäfen gibt es in den französischen Unterlagen auch. VE bedeutet "Vives Eaux", also Springzeit, Koeffizient 95 und ME ("Mort Eaux") entspricht unserer Nippzeit, Koeffizient 45.
Die Werte zur Zeit- und Höhendifferenz beziehen sich genau auf diese Koeffizienten!
Damit können wir durch einfache Interpolation die exakten Verzögerungswerte für die Anschlussorte bestimmen:
Beispiel: Wenn beim Koeffizienten 45 das Hochwasser um 10 Minuten später und bei 95 um 20 Minuten später als beim Bezugsort auftritt, tritt das Hochwasser bei Coef. 65 ganze 14 Minuten später als am Bezugsort auf.



Auf der X-Achse sind die Zeitdifferenzen, auf der Y-Achse die Gezeiten-Koeffizienten abgetragen.
Wir tragen die entsprechenden Wertepaare für Spring- und Nippzeit ein und können mit dem aktuellen, im Tidenkalender angegebenen Koeffizienten die gültige Zeitkorrektur zum Bezugshafen ablesen.

Der Koeffizient verweist auch direkt auf die Menge des durch die Gezeit verfrachteten Wassers eines Gebietes innerhalb von ca. 6 Stunden. Je mehr Wasser sich in dieser Zeit irgendwohin bewegen muss, desto höher fällt der Strom aus, (der uns Segler hindert oder uns hilft).
Blocmarine stellt Stromkarten anders als Reeds dar.
Anstelle der zwei, durch ein Dezimalkomma getrennten Zahlen im Reeds finden wir im Blocmarine eine vierstellige Zahl an jedem Strömungspfeil. Sie verrät uns die Stärke der jeweiligen Strömung, wobei die ersten beiden Ziffern die Strömungsgeschwindigkeit zur Springzeit und die letzten beiden zur Nippzeit bezeichnen. 2517 bedeutet: 2,5 kn Strom zur Spring- und 1.7 kn zur Nippzeit. (Wobei auch die Reihenfolge gegenüber Reds gedreht ist: Zuerst steht Spring- und dann Nippzeit.)
Die Spring- und Nippangaben beziehen sich im Blocmarine wieder auf die Koeffizienten von 45 (Nipp-) und 95 (Springzeit).
Wir interpolieren nun den zu erwartenden Tidenstrom zu jedem Zeitpunkt:
Das grafische Beispiel aus dem Blocmarine zeigt, wie die Gezeitenströme taggenau verlaufen.



Auf der X-Achse den Gezeitenkoeffizienten abtragen, auf der Y-Achse die Stromwerte.
Dann die Wertepaare am fraglichen Strompfeil für die Koeffizienten 45 und 95 in das Diagramm eintragen, mit einer Geraden verbinden. Lösung: Die waagerechte Linie vom fraglichen Koeffizienten zur konstruierten Geraden antragen, dann an der Senkrechten den aktuellen Stromwert ablesen.
Im Beispiel befindet sich am Pfeil die Kennzahl 5537, also 5,5 kn Strom zur Springzeit (Coef. 95) und 3,7 kn Strom zu Nippzeit (Coef. 45). Bei einem gefragten Koeffizienten von 72 erhalten wir den tatsächlichen Strom von 4,7 kn. Richtung des Stroms mit Kursdreieck bestimmen - und schon können wir unser Strömungsdreieck zeichnen.
Also ausreichend Millimeter-Papier mitnehmen - und einen Navigator, der Lust hat, mit Kopf und Papier länger unter Deck zu arbeiten!








Di 3.7.2018





Mi 4.7.2018






Do 5.7.2018




Fr 6.7.2018





Sa 7.7.2018







So 8.7.2018





Mo 9.7.2018




Di 10.7.2018





Mi 11.7.2018









Do 12.7.2018









Fr 13.(!)7.







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